Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer
Brüder und Schwestern, alles, was einst geschrieben wurde, dient unserer Belehrung, damit wir durch Geduld und den Trost der Heiligen Schrift Hoffnung haben. Der Gott der Geduld und des Trostes schenke euch, dass ihr in Christus Jesus einmütig miteinander lebt, damit ihr einmütig Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, preist.
Nehmt einander also an, wie Christus euch angenommen hat, zum Lob Gottes. Denn ich sage euch: Christus diente den Juden aus Liebe zu Gott. Loyalität von Gott, um die Verheißungen zu erfüllen, die unseren Vätern gegeben wurden; die heidnischen Völker aber preisen Gott aus Gnade, wie die Schrift sagt: Darum will ich dich preisen unter den Völkern, ich will deinem Namen lobsingen.
Das Universelle annehmen: Wenn Christus die Mauern der Trennung niederreißt
Ein Eintauchen in Römer 15 zu entdecken, wie die Heilige Schrift Hoffnung nährt und unsere Art, andere willkommen zu heißen, verändert..
In dieser Passage seines Brief an die Römer, Paulus entfaltet eine revolutionäre Vision, die bis heute nichts von ihrer Kraft eingebüßt hat. Er wendet sich an Gemeinschaften, die zwischen Juden und bekehrten Heiden, zwischen angestammten Traditionen und der Neuheit des Evangeliums hin- und hergerissen sind. Seine Botschaft überdauert die Jahrhunderte und erreicht all jene, die in einer zersplitterten Welt einen authentischen Glauben leben wollen. Der Apostel lädt uns ein, zu entdecken, wie die alten Schriften unsere Gegenwart erhellen, wie Beharrlichkeit Hoffnung schenkt und vor allem, wie gegenseitige Akzeptanz zum sichtbaren Zeichen des Wirkens Christi wird, das die gesamte Menschheit vereint.
Wir beginnen mit der Erforschung des historischen und theologischen Kontextes dieser Passage und analysieren anschließend das Zusammenspiel von Schrift, Hoffnung und Einheit. Danach gehen wir auf drei wesentliche Dimensionen ein: die Annahme von Menschen als Nachahmung Christi, die Universalität des Heils und die gemeinschaftliche Transformation. Abschließend greifen wir auf die christliche Tradition zurück und geben konkrete Anregungen, wie diese Botschaft gelebt werden kann.
Der Nährboden einer spannungsgeladenen Gemeinschaft
Der Römerbrief stellt Paulus’ theologisches Vermächtnis dar, verfasst um 57 oder 58 n. Chr., vermutlich in Korinth, während er sich auf seine Reise nach Jerusalem vorbereitete. Die römische Gemeinde, die er weder gegründet hatte noch persönlich kannte, erlebte tiefe Spannungen zwischen Gläubigen jüdischer Herkunft und solchen heidnischer Prägung. Dieses schwierige Zusammenleben wirft eine entscheidende Frage für die junge Kirche auf: Wie können diese beiden Welten in Christus einen Leib bilden, ohne dass die eine ihre Identität zugunsten der anderen aufgeben muss?.
Die hier betrachtete Passage befindet sich im parenetischen Teil des Briefes, also im Abschnitt mit den praktischen Ermahnungen. Nachdem Paulus in den vorangegangenen Kapiteln die Hauptpunkte seiner Heilslehre dargelegt hat, geht er nun auf die konkreten Konsequenzen dieser Lehre für das Gemeindeleben ein. Er hat sich soeben mit Fragen der Ernährung und der Feiertage befasst, strittigen Themen, die die Gemeinde spalten. Gläubige jüdischer Herkunft halten strenge Speisevorschriften ein und begehen den Sabbat, während sich nichtjüdische Christen an diese Gebote nicht gebunden fühlen.
Dieser historische Kontext verdeutlicht die Dringlichkeit von Paulus’ Botschaft. Die Einheit der Kirche ist nicht bloß ein frommes Ideal, sondern eine existenzielle Notwendigkeit, die die Glaubwürdigkeit des Evangeliums selbst begründet. Wenn diejenigen, die die Versöhnung mit Gott durch Christus verkünden, selbst nicht in Versöhnung leben können, welches Zeugnis geben sie dann der Welt? Paulus weiß, dass die Frage weit über rituelle oder diätetische Angelegenheiten hinausgeht. Sie berührt den Kern der christlichen Offenbarung: Hat Gott die Mauer der Trennung zwischen den Völkern wirklich niedergerissen, oder bleibt das Evangelium in alten Kategorien gefangen?.
Der Apostel beginnt mit der Feststellung, dass die alten Schriften, das sogenannte Alte Testament, zur Unterweisung der Gläubigen seiner Zeit verfasst wurden. Diese Aussage mag selbstverständlich erscheinen, hat aber ein beträchtliches theologisches Gewicht. Paulus behauptet nicht, dass diese Texte der Vergangenheit angehören oder nur das jüdische Volk betreffen. Im Gegenteil, sie bleiben lebendig und relevant für alle, Juden wie Nichtjuden. Die den Patriarchen gegebenen Verheißungen, die Lobpsalmen, die Prophezeiungen einer weltweiten Sammlung: All dies ist von brennender Aktualität.
Diese biblische Lehre zielt nicht auf bloße Wissensanhäufung ab. Sie bewirkt Ausdauer und Trost, zwei wesentliche Elemente des Glaubensweges. Ausdauer bedeutet, trotz Prüfungen, Missverständnissen und der Versuchung zur Entmutigung standhaft zu bleiben. Trost erinnert an den göttlichen Beistand, der den Gläubigen in schwierigen Zeiten stärkt. Beides führt zur Hoffnung, jener theologischen Tugend, die das ganze Leben auf die göttliche Verheißung ausrichtet.
Paulus fährt dann mit einem für seinen Briefstil typischen Gebet fort. Er bittet den Gott der Geduld und des Trostes, den Römern die Gnade zu schenken, gemäß dem Vorbild Jesu Christi in Harmonie miteinander zu leben. Diese Formulierung verdient Beachtung: Harmonie entsteht nicht durch menschliche Übereinkunft oder diplomatische Kompromisse, sondern durch ein Geschenk Gottes. Darüber hinaus muss diese Harmonie Christus selbst nachempfunden sein.’Christliche Einheit Es beseitigt keine Unterschiede, sondern überwindet sie und führt zu einer tieferen Verbundenheit.
Die Heilige Schrift als Grundlage gemeinschaftlicher Hoffnung
Im Zentrum dieser Passage entfaltet sich eine unerwartet tiefgründige spirituelle Dynamik. Paulus stellt einen organischen Zusammenhang zwischen der Heiligen Schrift, Ausdauer, Trost und Hoffnung her. Es handelt sich nicht einfach um eine Aufzählung christlicher Tugenden, sondern um die Beschreibung eines gemeinschaftlichen Transformationsprozesses, der mit dem Wort Gottes beginnt und in einhelligem Lobpreis gipfelt.
Die Heilige Schrift nimmt in dieser Dynamik eine grundlegende Stellung ein. Indem Paulus bekräftigt, dass alles, was in der Vergangenheit geschrieben wurde, zu unserer Belehrung verfasst wurde, bewirkt er eine hermeneutische Revolution. Antike Texte sind keine Relikte der Vergangenheit, sondern lebendige Worte, die zu jeder Generation von Gläubigen sprechen. Diese christologische und kirchliche Lesart des Alten Testaments ermöglichte es den ersten Christen, überall die Spuren Christi und die Verkündigung seines Wirkens zu entdecken. Die Abraham gegebenen Verheißungen finden ihre Erfüllung in der um Christus versammelten Gemeinde. Die Lobpsalmen werden zum Gebet der Kirche, die feiert Barmherzigkeit göttlich gegenüber allen Völkern.
Diese biblische Unterweisung fördert die Ausdauer, eine Tugend, die in Zeiten der Prüfung und Anspannung so wichtig ist. Die ersten Christen lebten unter der Bedrohung von Verfolgung in oft feindseligen Gesellschaften. Interne Spannungen zwischen verschiedenen Kulturgruppen hätten die jungen Gemeinden spalten können. Das sorgfältige Lesen der Heiligen Schrift bot ihnen einen Anker, einen festen Bezugspunkt, der es ihnen ermöglichte, die Stürme zu überstehen, ohne den Weg zu verlieren. Es erinnerte sie daran, dass Gott seinen Verheißungen stets treu gewesen war und sein Volk bereits aus scheinbar hoffnungslosen Situationen befreit hatte.
Trost begleitet diese Beharrlichkeit. Es ist kein oberflächlicher Trost, der die Schwierigkeiten verleugnet, sondern eine innere Stärke, die aus der Gewissheit erwächst, von Gott geliebt und unterstützt zu werden. Die Heilige Schrift bezeugt immer wieder diese gütige Gegenwart, die niemals versagt. Sie erzählt, wie Gott sein Volk im Exil tröstet, die Gefallenen aufrichtet und gebrochene Herzen heilt. Dieses Wort des Trostes hallt auch heute noch nach für alle, die Prüfungen durchmachen.
Hoffnung krönt diesen Prozess. Sie meint nicht vagen Optimismus oder passives Abwarten, sondern eine Gewissheit, die in göttlichen Verheißungen wurzelt. Weil Gott sich in der Vergangenheit als treu erwiesen und in Christus erfüllt hat, was er angekündigt hat, dürfen wir voller Zuversicht hoffen, dass er das begonnene Werk vollenden wird. Diese Hoffnung verändert unser Leben grundlegend. Sie gibt Prüfungen Sinn, motiviert zum Durchhalten und öffnet den Weg zu tiefer Freude selbst inmitten von Schwierigkeiten.
Paulus verbindet diese individuelle Hoffnung mit der Einheit der Gemeinschaft. Der Gott, der Geduld und Trost schenkt, ist auch derjenige, der die Gläubigen zur Eintracht befähigt. Diese Harmonie entspringt nicht menschlicher Anstrengung, sondern göttlicher Gnade. Maßstab für diese Einheit bleibt Christus Jesus selbst. Es geht daher nicht darum, Unterschiede auszulöschen oder Gleichförmigkeit zu erzwingen, sondern darum, Christus zum Mittelpunkt zu machen, der alle Mitglieder der Gemeinschaft zusammenführt.
Diese Einheit findet ihren natürlichen Ausdruck im Lobpreis. Mit einem Herzen und einer Stimme preist die Gemeinde Gott. Das Bild ist eindrucksvoll: Es erinnert an einen Chor, in dem jede Stimme ihre Individualität bewahrt und doch mit den anderen zu einer einzigen Melodie verschmilzt. Das höchste Ziel des gesamten Vorhabens wird hier offenbart: Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, zu verherrlichen.’Christliche Einheit ist kein Zweck an sich, sondern das Mittel, durch das die Gemeinschaft von der Größe und der Barmherzigkeit göttlich.
Gegenseitige Begrüßung, ein Spiegelbild der Begrüßung Christi
Paulus geht nun von der Theorie zur Praxis über und gibt eine direkte Ermahnung, die den ethischen Dreh- und Angelpunkt der gesamten Passage bildet: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, zum Lob Gottes.“ Dieser kurze Satz birgt bemerkenswerte theologische und praktische Bedeutung. Er stellt eine unauflösliche Verbindung her zwischen der Erfahrung göttlicher Gastfreundschaft und der Pflicht, andere willkommen zu heißen.
Das Verb ’accueillir“ (willkommen heißen) trägt hier eine vielschichtige Bedeutung, die über einfache Höflichkeit hinausgeht...’Gastfreundschaft Konventionell. Es erinnert an Gottes eigene Haltung gegenüber der sündigen Menschheit. Als wir Sünder, Fremde, Ausgestoßene waren, nahm Christus uns bedingungslos an. Er wartete nicht darauf, dass wir würdig wurden, Kriterien entsprachen oder unseren Wert bewiesen. Seine Annahme geht jeder Veränderung voraus und macht sie möglich.
Diese Willkommenskultur Christi hat mehrere Dimensionen, die es zu erforschen gilt. Erstens manifestiert sie sich in der Menschwerdung selbst. Der Sohn Gottes hielt es nicht für angebracht, eine vorsichtige Distanz zur gefallenen Menschheit zu wahren. Er nahm unseren Zustand an und teilte unser Dasein bis hin zum Tod. Diese radikale Nähe stellt bereits eine beispiellose Willkommenskultur dar. Darüber hinaus zeigte Jesus in seinem irdischen Wirken vielfältige Willkommensgesten gegenüber den Ausgestoßenen seiner Zeit: Leprakranken, Zöllnern, Prostituierten und Samaritern. Er aß mit ihnen. die Fischer, Er berührt die Unreinen, führt Dialog mit denen, die von der religiösen Gesellschaft verstoßen werden. Jede dieser Handlungen verkündet, dass niemand außerhalb seiner Reichweite ist. Barmherzigkeit göttlich.
Die Begrüßung Christi erreicht ihren Höhepunkt in der Pascals Geheimnis. Am Kreuz empfängt Jesus sogar seine Henker und betet für ihre Vergebung. Er öffnet dem neben ihm gekreuzigten Verbrecher das Paradies. Sein Tod wird zum Ort einer universellen Willkommenskultur, die alle Barrieren überwindet. Die Auferstehung Diese Willkommenskultur wird durch die Einweihung einer neuen Menschheit bekräftigt und besiegelt, in der die alten Trennlinien keine Bedeutung mehr haben. Von nun an gibt es weder Juden noch Griechen, weder Sklaven noch Freie, weder Mann noch Frau, denn alle sind eins in Christus Jesus.
Paulus lädt die Gläubigen ein, diese einladende Haltung in ihren Beziehungen zueinander widerzuspiegeln. Die Aufforderung ist unmissverständlich: Heißt einander willkommen. Dies ist keine freundliche Empfehlung, sondern eine Forderung, die sich direkt aus dem Evangelium ergibt. Wer von Christus willkommen geheißen wurde, kann sich nicht weigern, seine Glaubensbrüder und -schwestern willkommen zu heißen. Sich zu weigern hieße, die empfangene Gnade zu verleugnen, sich wie der unbarmherzige Knecht im Gleichnis zu verhalten, dem eine riesige Schuld erlassen wurde, der sich aber weigert, seinem Gefährten eine geringe Summe zu erlassen.
Diese gegenseitige Willkommenskultur muss von Christi Willkommen inspiriert sein. Sie ist daher weder eine herablassende Geste, mit der die Starken die Schwachen dulden, noch ein taktisches Zugeständnis zur Wahrung eines oberflächlichen Friedens. Authentische christliche Willkommenskultur erkennt im anderen einen Bruder oder eine Schwester, für die Christus gestorben ist, jemanden, der in Gottes Augen unendlich kostbar ist. Sie schließt Respekt vor dem Gewissen anderer ein, selbst wenn es in Kleinigkeiten von unserem eigenen abweicht. Sie verpflichtet uns, diejenigen nicht zu verurteilen oder zu verachten, die in Angelegenheiten, in denen das Evangelium Freiheit erlaubt, anders denken oder handeln.
Der Sinn dieser gegenseitigen Begrüßung offenbart sich in der Formel „zur Ehre Gottes“. Darin liegt das höchste Ziel aller christlichen Ethik. Es geht nicht einfach darum, das Zusammenleben in Gemeinschaften zu erleichtern oder eine herzliche und brüderliche Atmosphäre zu schaffen, so wichtig diese Aspekte auch sein mögen. Es geht um mehr als menschliche Harmonie; es geht um das Zeugnis für Gott. Wenn Gläubige einander im Ebenbild Christi willkommen heißen, bezeugen sie der Welt die Wirklichkeit der göttlichen Liebe. Ihre Einheit in der Vielfalt wird zum sichtbaren Zeichen des von Christus vollbrachten Versöhnungswerks. Sie verkündet, dass Gott wahrhaftig die Macht hat, das, was die Sünde zerstreut hat, wieder zusammenzuführen und Gemeinschaft zu schaffen, wo Spaltung herrschte.
Treue gegenüber den Juden, Barmherzigkeit gegenüber den Völkern
Paulus führt seine Überlegungen nun weiter aus, indem er die zweifache Bewegung erklärt, durch die Christus Gottes universalen Plan erfüllt. Dieser Abschnitt zeigt, wie der Apostel Kontinuität und Neues, alte Verheißungen und deren gegenwärtige Erfüllung miteinander verbindet. Christus wurde ein Diener der Juden, weil… Loyalität von Gott, um die den Vätern gegebenen Verheißungen zu erfüllen. Diese Aussage erinnert uns daran, dass das Evangelium nicht aus dem Nichts entsteht, sondern Teil einer tausendjährigen heiligen Geschichte ist.
Die Gestalt Christi als Diener verdient besondere Beachtung. Paulus verwendet nicht die erhabenen Titel „Herr“ oder „Sohn Gottes“, sondern den demütigen Begriff „Diener“. Diese Wortwahl ist bedeutsam. Sie evoziert das Geheimnis der Menschwerdung und die freiwillige Selbsterniedrigung des Sohnes. Sie erinnert auch an die Gedichte vom leidenden Gottesknecht im Buch Jesaja, Texte, die eine rätselhafte Gestalt ankündigen, die die Sünden vieler trägt und durch ihr Wissen unzählige rechtfertigt. Indem Christus zum Diener wird, vollendet er seine Erlösungsmission.
Dieser Gottesdienst richtet sich in erster Linie an das jüdische Volk, nicht um andere Völker auszuschließen, sondern weil die Heilsgeschichte durch Israel verläuft. Gott erwählte Abraham und seine Nachkommen zum Werkzeug seines universellen Segens. Er gab ihnen feierliche Verheißungen, die den Patriarchen wiederholt, im Sinaibund bestätigt und von den Propheten bekräftigt wurden. Diese Verheißungen betrafen eine zahlreiche Nachkommenschaft, ein Land, vor allem aber einen Segen, der sich auf alle Völker der Erde erstrecken sollte. Loyalität Gott forderte die Erfüllung dieser Verheißungen. Deshalb kam Christus zuerst zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel, um den göttlichen Bund zu ehren.
Diese chronologische Priorität Israels impliziert keineswegs seine Exklusivität. Paulus bekräftigt dies unmittelbar: Die Völker aber geben Gott aus Gnade die Ehre. Die theologische Grundlage ist eine andere. Für die Juden gilt: Loyalität Gottes Erfüllung seiner uralten Verheißungen. Für die Heiden ist es Barmherzigkeit Reine, unverdiente Gnade gewährt denen, die kein Anrecht darauf hatten, was anderen verheißen wurde. Diese Unterscheidung schafft keine Hierarchie, sondern würdigt lediglich die fortschreitende göttliche Pädagogik.
Barmherzigkeit Gottes göttliche Barmherzigkeit gegenüber den Völkern offenbart die absolute Unentgeltlichkeit der Erlösung. Die Heiden hatten weder die Verheißungen noch das Gesetz empfangen. Sie lebten in Unkenntnis des wahren Gottes und beteten Götzen an. Nach menschlicher Logik hätten sie von der Erlösung ausgeschlossen bleiben müssen. Doch Gott, reich an Barmherzigkeit, beschloss, sie in seinen Erlösungsplan einzubeziehen. Diese Einbeziehung beruhte nicht auf ihren Verdiensten, ihren Anstrengungen oder ihrer Weisheit. Sie entsprang allein ihrer Gnade. Freundlichkeit die überfließende Gnade Gottes, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.
Paulus zitiert daraufhin einen Text, der wahrscheinlich aus Psalm 18 stammt: „Darum will ich deinen Ruhm unter den Völkern verkünden, ich will deinem Namen lobsingen.“ Dieses Bibelzitat ist nicht bloß eine rhetorische Floskel. Es beweist, dass die Einbeziehung der Heiden bereits in den alten Schriften verankert war. David, König von Israel, verkündete, dass er Gott unter den Völkern preisen würde. Diese universalistische Perspektive durchzieht die gesamte Hebräische Bibel, von der Verheißung an Abraham, dass durch ihn alle Völker der Erde gesegnet werden würden, bis hin zu den prophetischen Visionen einer Pilgerfahrt der Völker nach Jerusalem.
Das Lob der Völker wird so zur Erfüllung des göttlichen Plans. Juden und Heiden preisen gemeinsam den einen Gott. Dieser universelle Chor bewirkt, was die Propheten vorausgesehen haben: einen Tag, an dem alle Völker den Gott Israels als den einzig wahren Gott anerkennen werden. Doch diese Anerkennung geschieht nicht durch Zwang oder Herrschaft. Sie entspringt der Dankbarkeit für Barmherzigkeit Angenommen. Die Heiden werden nicht zu Juden. Sie behalten ihre eigene Identität, während sie in den wahren Ölbaum Israel eingepfropft werden. Diese wundersame Einpfropfung lässt einen neuen Baum entstehen, dessen natürliche und wilde Zweige gemeinsam die gleiche Frucht des Lobes tragen.
Der Apostel schafft damit ein bemerkenswertes Gleichgewicht zwischen Kontinuität und Neuheit. Loyalität Gottes Liebe zu Israel und seine Barmherzigkeit gegenüber den Völkern stehen nicht im Widerspruch zueinander, sondern ergänzen sich. Die den Patriarchen gegebenen Verheißungen finden ihre volle Erfüllung in der Integration der Heiden. Christus verrät Israel keineswegs, sondern erfüllt seine tiefste Berufung: ein Licht für die Völker und Heil bis an die Enden der Erde zu sein. Diese paulinische Vision verbietet jeglichen Ersetzungsgedanken, der behaupten würde, die Kirche habe Israel ersetzt. Sie verwirft auch jeden Partikularismus, der das Heil auf ein einziges Volk beschränken würde. Die Wahrheit liegt in dieser fruchtbaren Spannung, in der Gott seine uralten Verpflichtungen wahrt und gleichzeitig eine Barmherzigkeit schenkt, die die gesamte Menschheit umfasst.

Eine Gemeinschaft, die Identitäten überwindet
Dieser Abschnitt führt uns mitten in eine Realität, die die üblichen Kategorien menschlichen Denkens auf den Kopf stellt. Paulus schlägt nicht einfach ein friedliches Zusammenleben verschiedener Gruppen vor, noch gar ein interreligiöser Dialog Vor dem Brief. Er kündigt das Entstehen einer radikal neuen Gemeinschaft an, in der die festesten Schranken der Antike aufgehoben werden. Die Kühnheit dieser Vision lässt sich nur ermessen, wenn man die Tiefe der Kluft bedenkt, die Juden und Heiden in der Antike trennte.
Für einen frommen Juden des ersten Jahrhunderts galten Heiden als von Natur aus unrein. Der Kontakt mit ihnen war verunreinigend. An ihrem Tisch zu essen, verstieß gegen die Speisegesetze. Sie zu heiraten, war ein Gräuel. Diese Abgrenzung war nicht bloß eine Frage kultureller Vorurteile, sondern eine in der Tora verwurzelte religiöse Überzeugung. Gott selbst hatte Israel geboten, sich von den anderen Völkern fernzuhalten, um nicht durch Götzendienst verunreinigt zu werden. Die errichteten Barrieren sollten die Heiligkeit des auserwählten Volkes schützen. Gebildete Heiden ihrerseits verachteten Juden oft wegen ihres Partikularismus, ihrer fremden Bräuche und ihrer Weigerung, die Götter des Reiches anzubeten. Spannungen konnten in Gewalt eskalieren, wie mehrere von antiken Historikern berichtete Episoden belegen.
In diesem brisanten Kontext verkündet Paulus eine Revolution. Christus hat die Mauer der Trennung niedergerissen. Sein Versöhnungswerk betrifft nicht nur den Einzelnen und Gott, sondern auch die Beziehungen zwischen den Menschengruppen. Durch seinen Tod am Kreuz hob er das Gesetz mit seinen Geboten und Vorschriften auf und schuf in sich selbst aus beidem eine neue Menschheit. Diese neue Schöpfung beseitigt nicht die bestehenden Identitäten, sondern relativiert und transzendiert sie zu einer grundlegenderen Identität: der Identität als Söhne und Töchter Gottes durch Adoption.
Die frühe christliche Gemeinde erlebte diese radikale neue Realität hautnah. Gläubige Juden teilten die Mahlzeiten mit bekehrten Heiden. Gemeinsam bildeten sie einen Leib, der vom selben Geist trank. Diese konkrete, sichtbare Gemeinschaft, die täglich gelebt wurde, bezeugte die verwandelnde Kraft des Evangeliums besser als jede Predigt. Sie zeigte, dass Gott sein Versprechen wahrhaftig erfüllte: die verstreuten Kinder zu sammeln und alle Völker zu einer Herde unter einem Hirten zu machen.
Diese Einheit wurde nicht ohne Spannungen und Konflikte erreicht. Die vorangegangenen Kapitel des Römerbriefs belegen dies. Einige verurteilten die Praktiken anderer. Manche verachteten diejenigen, die sie im Glauben für schwach hielten. Es entstanden praktische Fragen, die zu Meinungsverschiedenheiten führten: Ist es erlaubt, Götzenopferfleisch zu essen? Soll der Sabbat gehalten werden? Sollen die Speisegesetze der Tora befolgt werden? Paulus weigert sich, diese Fragen mit einem autoritären Dekret zu lösen. Er zieht es vor, das Gewissen zu schulen, die Debatte auf ein höheres Niveau zu heben und die grundlegenden Prinzipien zu bekräftigen, die die Urteilsfähigkeit leiten sollen.
Das oberste Prinzip bleibt die gegenseitige Liebe, die in der Liebe Christi wurzelt. Wer isst, soll denjenigen, der nicht isst, nicht verachten. Wer fastet, soll denjenigen, der isst, nicht verurteilen. Jeder handelt vor Gott nach seinem Gewissen. Doch diese Freiheit findet ihre Grenze in der Sorge, das Gewissen des schwächeren Bruders nicht zu verletzen. Liebe führt dazu, freiwillig auf seine legitimen Rechte zu verzichten, um kein Anstoß zu sein. Diese Ethik der brüderliche Wohltätigkeitsorganisation transzendiert unendlich den engen Legalismus und den libertären Individualismus.
Die von Paulus angestrebte gemeinschaftliche Harmonie entsteht nicht durch eine Nivellierung, bei der jeder seine Überzeugungen für einen schwachen Konsens aufgibt. Sie entspringt einer tiefgreifenden Bekehrung, in der jeder lernt, den anderen mit den Augen Christi zu sehen. Derjenige, den ich aufgrund seiner abweichenden Lebensweisen vielleicht ablehnen möchte, bleibt jemand, für den Christus gestorben ist. Allein diese Erkenntnis sollte meine Haltung grundlegend verändern. Wie könnte ich jemanden verachten oder ausgrenzen, den Christus für würdig erachtete, für ihn zu sterben? Wie könnte ich es wagen, Mauern zu errichten, die Christus mit seinem Blut niedergerissen hat?.
Gemeinsames Lob krönt diesen Weg zur Einheit. Mit einem Herzen, mit einer Stimme Gott preisen: Dieses Bild erinnert an einen Chor, in dem jede Stimme ihren eigenen Umfang behält und doch mit den anderen harmoniert. Der Sopran wird nicht zum Alt, der Tenor nicht zum Bass. Doch gemeinsam erzeugen sie eine Polyphonie, die jede einzelne Stimme übersteigt und verherrlicht. So bestehen in der Kirche individuelle Identitäten fort, sind aber auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet, das sie übersteigt: den Vater durch den Sohn im Heiligen Geist zu verherrlichen.
Die Tradition christlicher Gastfreundschaft als lebendiges Gedächtnis
Die Kirchenväter haben über diese Passage mit einer Tiefe nachgedacht, die unser Verständnis bis heute erhellt. Johannes Chrysostomus betonte in seinen Predigten zum Römerbrief insbesondere die praktische Dimension der gegenseitigen Willkommenskultur. Für ihn manifestiert sich wahre Orthodoxie weniger in der Einhaltung dogmatischer Formeln als vielmehr in der... Wohltätigkeit Konkrete Maßnahmen gegenüber den Brüdern. Er sah in der paulinischen Ermahnung einen Aufruf, christliche Gemeinschaften in Orte der Ruhe und des Friedens zu verwandeln.’Gastfreundschaft radikal, wo jeder ohne Vorbedingungen seinen Platz findet.
Augustinus von Hippo untersuchte die hermeneutische Dimension der Passage. In seinem Kommentar zeigte er, wie die alten Schriften für Christen Eine unerschöpfliche Quelle der Belehrung und des Trostes. Seine Theorie der geistlichen Auslegung ermöglichte es, Christus in der gesamten Hebräischen Bibel zu entdecken. Die Opfer des Alten Testaments wiesen auf das Opfer Christi hin. Die Prophezeiungen kündigten sein Kommen an. Die Psalmen brachten seine Gefühle und die seines mystischen Leibes, der Kirche, zum Ausdruck. Diese christologische Lesart vereint die beiden Testamente und erlaubt es Christen, sich das geistliche Erbe Israels anzueignen.
Die mittelalterliche Klostertradition verkörperte insbesondere die Tugend der’Gastfreundschaft Inspiriert von diesem Text. Die Regel von Der heilige Benedikt Sie schrieben vor, jeden Gast wie Christus selbst willkommen zu heißen. Diese Praxis verwandelte Klöster in Oasen des Friedens für Reisende und Pilger., die Armen. L'’Gastfreundschaft Benediktinerinnen machten keinen Unterschied zwischen Menschen aufgrund ihrer sozialen Herkunft, Religion oder Nationalität. Alle wurden gleichermaßen herzlich willkommen geheißen, da sie in jedem Einzelnen Christus sahen, der in Gestalt eines Fremden seine Gemeinschaft besuchte.
Rheinische Mystiker wie Meister Eckhart meditierten über die theologische Dimension der Einheit in der Vielfalt. Für Eckhart beseitigt wahre Einheit nicht die Vielheit, sondern verwandelt sie. So wie die göttlichen Personen innerhalb der Einheit des göttlichen Wesens unterschieden bleiben, bewahren die Glieder der Kirche ihre Individualität, während sie an einer sie transzendierenden Gemeinschaft teilhaben. Diese trinitarische Analogie erhellt Paulus’ Vision einer Gemeinschaft, in der Juden und Heiden ihre eigene Identität bewahren und gleichzeitig in Christus einen Leib bilden.
Die Reformation erkannte die Bedeutung der Heiligen Schrift als Quelle des Trostes und der Hoffnung wieder. Luther betonte, die Bibel sei kein Buch moralischer Gesetze, sondern ein Wort der Gnade, das das Gewissen tröstet. Calvin entwickelte eine Theologie der Beharrlichkeit der Heiligen, die in der Bibel verwurzelt ist. Loyalität Unveränderlich von Gott. Diese reformierten Erkenntnisse stimmen mit dem paulinischen Denken über die Rolle der Heiligen Schrift im Prozess der gemeinschaftlichen Heiligung überein.
Die zeitgenössische Spiritualität schöpft weiterhin fruchtbare Inspiration aus dieser Passage. Die neuen Gemeinschaften innerhalb des Katholizismus versuchen, diese Vision einer Kirche zu verkörpern, die Menschen aus allen Lebensbereichen in brüderlicher Gemeinschaft vereint. Ökumenische Bewegungen stützen sich auf den Aufruf zur Einheit, um Spaltungen unter Christen zu überwinden. Die Theologien von interreligiöser Dialog In Pauls Anerkennung der Legitimität beider Wege, derjenigen von Loyalität für Israel und das von Barmherzigkeit Für Nationen eine Anregung, über die Beziehungen zwischen den Religionen nachzudenken.
Spirituelle Wege zu einem veränderten Leben
Die Auseinandersetzung mit diesem Text kann in mehreren Schritten vertieft werden, die schrittweise zu einer persönlichen und gemeinschaftlichen Aneignung der paulinischen Botschaft führen. Beginnen Sie mit einer betende Lesung Lies den Text langsam und lass jede Formulierung auf dich wirken. Nimm die Worte in Ruhe auf und achte besonders auf jene, die dich berühren. Dieser erste Schritt macht dich mit dem Text vertraut und ermöglicht es dem Wort Gottes, tief in dich einzudringen.
Untersuchen Sie dann ehrlich die Barrieren, die wir zwischen uns und bestimmten Menschen errichten. Welche Vorurteile hegen wir? Wen können wir nur schwer wirklich willkommen heißen? Diese mutige Selbstreflexion deckt oft blinde Flecken auf, die wir lieber ignorieren würden. Doch diese Widerstände zu erkennen, ist der erste Schritt, sie zu überwinden. Das Aufschreiben dieser Beobachtungen kann helfen, die Situation zu klären.
Betrachten wir dann ganz konkret, wie Christus uns persönlich willkommen geheißen hat. Erinnern wir uns an die Momente, in denen wir seine Barmherzigkeit, seine Vergebung und seine liebevolle Gegenwart trotz unserer Unwürdigkeit erfahren haben. Lassen wir Dankbarkeit für diese bedingungslose Annahme in uns aufsteigen. Diese Betrachtung erneuert das Bewusstsein für die empfangene Gnade und weckt den Wunsch, sie mit anderen zu teilen.
Viertens: Suchen Sie sich eine bestimmte Person aus, die Ihnen schwerfällt, wirklich willkommen zu heißen. Beten Sie eine Woche lang täglich für diese Person und bitten Sie um die Gnade, sie mit den Augen Christi zu sehen. Suchen Sie aktiv nach Gelegenheiten, ihr eine Geste der Willkommensgrüße zu zeigen, und sei sie noch so klein. Diese Übung verändert nach und nach unsere Sichtweise und öffnet unsere Herzen.
Vertiefen Sie anschließend Ihre regelmäßige Bibellektüre als Quelle der Ausdauer und Hoffnung. Wählen Sie eine Bibelstelle und meditieren Sie einen Monat lang täglich darüber. Beobachten Sie, wie diese beständige Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes Ihr geistliches Leben nährt, Sie in schwierigen Zeiten tröstet und Sie in Versuchungen stärkt. Ein geistliches Tagebuch kann Ihnen helfen, die Früchte dieser Praxis zu erkennen.
Sich aktiv an einem Willkommensprozess innerhalb der Kirchengemeinde zu beteiligen. Isolierte, neue oder andersartige Personen zu erkennen. Die Initiative zu ergreifen, Kontakt aufzunehmen, eine Einladung auszusprechen oder ein Zeichen der Verbundenheit zu zeigen. Sich aktiv an den Bemühungen der Gemeinde oder Gruppe zu beteiligen, eine Gemeinschaft zu schaffen. Klima D’Gastfreundschaft und Kommunion. Dies Gemeinschaftsdimension verlängert die persönliche Konversion.
Schließlich sollten Sie ein Fürbittgebet für die’Einheit der Christen Und Frieden zwischen den Völkern. Sich den universalen Anliegen der Kirche anzuschließen, indem man für die Vereinigung der Menschheit in der Liebe Gottes betet. Diese Offenheit des Herzens für die Dimensionen der Welt offenbart eine authentische Gotteskindschaft, da Gott selbst das Heil aller wünscht.
Worte, die weiter brennen
Dieser Abschnitt aus dem Römerbrief entfaltet eine Vision, deren revolutionäre Kraft über die Jahrhunderte nichts von ihrer Kraft eingebüßt hat. Paulus formuliert eine Theologie der Heiligen Schrift als des lebendigen Wortes, das belehrt, tröstet und Hoffnung schenkt. Er gründet die christliche Ethik der gegenseitigen Annahme auf die Erfahrung der bedingungslosen Annahme, die wir von Christus erfahren haben. Er zeigt, wie der universale Erlösungsplan beide Seiten respektiert. Loyalität Gottes Liebe zu Israel und seine bedingungslose Barmherzigkeit gegenüber den Völkern.
Die Relevanz dieser Botschaft ist in unserer zersplitterten, von Identitätskonflikten, gemeinschaftlichem Rückzug und sichtbaren wie unsichtbaren Mauern geprägten Welt von großer Bedeutung. Auch christliche Gemeinschaften bleiben von diesen Spaltungen nicht verschont. Christen entzweien sich wegen Nebensächlichkeiten und vergessen dabei das Wesentliche des Evangeliums. Gemeinden verschließen sich, anstatt nach außen zu strahlen.’Gastfreundschaft von Christus.
Paulus' Aufruf ist heute besonders dringlich. Nehmt einander so an, wie Christus euch angenommen hat. Diese einfache Botschaft birgt ein revolutionäres Programm, das unsere Gemeinden und damit die gesamte Gesellschaft verändern könnte. Stellt euch Gemeinden vor, in denen jeder Mensch seinen Platz findet, unabhängig von Herkunft, sozialem Status oder Vergangenheit. Gebetsgruppen, in denen die Vielfalt spiritueller Empfindungen das gemeinsame Lob bereichert, anstatt Konflikte zu schüren. Kirchliche Bewegungen, die Unterschiede als Gaben des Heiligen Geistes und nicht als Bedrohung begreifen.
Diese Vision erfordert eine tiefgreifende Erneuerung unserer Denkweisen und Handlungen. Sie verlangt, dass wir den verurteilenden Geist ablegen, der die Fehler anderer ständig kritisiert. Sie verlangt, dass wir die Ängste überwinden, die uns dazu bringen, uns von unseren Mitmenschen zurückzuziehen. Sie lädt zu einem radikalen Akt des Glaubens an die Macht Christi ein, das wieder zusammenzuführen, was die Sünde zerstreut hat. Doch im Gegenzug verheißt sie eine Freude und eine Fülle, die uns niemand nehmen kann: die Freude, schon jetzt am Reich Gottes teilzuhaben, wo jede Träne getrocknet wird und wo alle Völker in Frieden leben werden. Frieden.
Die Kirche steht somit vor einer entscheidenden Wahl. Entweder sie verkörpert mutig die paulinische Vision einer Gemeinschaft, die menschliche Grenzen überwindet, und wird so zum prophetischen Zeichen der von Gott vorbereiteten versöhnten Menschheit. Oder sie erliegt den Verlockungen von Identitätspolitik und Sektierertum und verrät damit ihren grundlegendsten Auftrag. Jede Ortsgemeinde, jeder Gläubige trägt in dieser Hinsicht Mitverantwortung. Unsere täglichen Entscheidungen – Willkommenheißen oder Ausschließen, Offenheit oder Verschlossenheit – prägen das Antlitz der Kirche von morgen.
Praktisch
Integrieren Sie das tägliche Lesen der Heiligen Schrift als Quelle der Ausdauer und Hoffnung, indem Sie insbesondere über Texte meditieren, die von Willkommen und Barmherzigkeit göttlich.
Prüfen wir regelmäßig die Vorurteile und Barrieren, die wir zwischen uns und bestimmten Menschen errichten, und bitten wir um die Gnade, jeden mit den Augen Christi zu sehen.
Machen Sie jede Woche einen konkreten Schritt der Freundlichkeit gegenüber jemandem, den wir tendenziell meiden oder verurteilen, angefangen mit kleinen, aufrichtigen Gesten der Freundlichkeit.
Beteiligen Sie sich aktiv am Gemeindeleben unserer Pfarrei oder Gebetsgruppe, indem Sie Folgendes fördern: Klima D’Gastfreundschaft und Respekt vor legitimen Meinungsverschiedenheiten.
Pflege ein tägliches Fürbittgebet für die’Einheit der Christen und die Versöhnung zwischen den Völkern, wodurch die universalen Ziele der Kirche in Einklang gebracht werden.
Um unser Verständnis der Heilsgeschichte zu vertiefen, indem wir untersuchen, wie die Israel gegebenen Verheißungen im Geheimnis Christi ihre Erfüllung finden.
Durch unser Leben Zeugnis abzulegen von der Möglichkeit einer authentischen Gemeinschaft, die die Besonderheiten jedes Einzelnen respektiert und gleichzeitig eine wahre Gemeinschaft schafft universelle Brüderlichkeit.
Verweise
Der Brief des heiligen Paulus an die Römer, Kapitel 14 und 15, dient als unmittelbarer Kontext für die untersuchte Passage und zum Verständnis der gesellschaftlichen Spannungen in Rom.
Psalm 18, den Paulus als biblisches Zeugnis für das Lob der Völker anführt, veranschaulicht die universale Dimension des göttlichen Plans, die bereits im Alten Testament angelegt ist.
Johannes Chrysostomus, Homilien zum Römerbrief, für die patristische Lesart, die die praktische Dimension der gegenseitigen Begrüßung und der brüderliche Wohltätigkeitsorganisation.
Augustinus von Hippo, Kommentare zum Römerbrief und Entwicklungen zur spirituellen Hermeneutik, die es ermöglichen, Christus in der gesamten Heiligen Schrift zu entdecken.
Regel von Der heilige Benedikt, Kapitel über die’Gastfreundschaft, für die klösterliche Tradition, jeden Gast wie Christus selbst willkommen zu heißen, eine praktische Verkörperung der paulinischen Ermahnung.
Martin Luther, Vorworte zu den Paulusbriefen, für die reformierte Wiederentdeckung der Heiligen Schrift als Wort der Gnade, das das Gewissen tröstet und eine Quelle der Beharrlichkeit im Glauben ist.
Meister Eckhart, Predigten über Einheit und Vielfalt, für die mystische Meditation der Gemeinschaft, die die Einzigartigkeit jedes Einzelnen im Bild der göttlichen Dreifaltigkeit respektiert.
Die dogmatische Konstitution des Rates Dei Verbum Vatikan II. für die zeitgenössische katholische Theologie der Offenbarung und der Heiligen Schrift als lebendiges Wort an die Kirche.


