Das Evangelium nach Lukas, Vers für Vers kommentiert

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KAPITEL 2

Lukas 2,1-20 = Matthäus 2,1

Die Verse 1 und 2 enthalten eine historische Anmerkung, die erklären soll, warum Jesus nicht in Nazareth, wo seine Mutter und sein Pflegevater lebten, sondern in Bethlehem, Weit entfernt von Galiläa. Diese Zeilen waren Gegenstand erneuter Diskussionen, zahlreicher Auslegungssysteme und, im rationalistischen Lager, leidenschaftlicher Anschuldigungen gegen die Echtheit oder Glaubwürdigkeit dieser Passage aus dem Lukasevangelium. Vgl. Strauss, Leben Jesu, § 31, Bd. 1, S. 232 ff. Es ist in einem Kommentar nicht möglich, eine so komplexe Frage eingehend zu behandeln; wir wollen zumindest die besten Lösungsansätze aufzeigen und verweisen den Leser auf H. Wallon, Über den Glauben an das Evangelium, Paris, 1858, S. 296–339.

Lukas 2.1 In jener Zeit erließ Kaiser Augustus ein Dekret zur Durchführung einer Volkszählung auf der ganzen Erde. – 1. Damals. Dieses Datum, an sich vage (vgl. Matthäus 3,1 und die dortige Erklärung), wird durch den Kontext präzisiert: 1,26.36.56; 2,6 und 7. Es führt uns zurück zu Vers 79 des ersten Kapitels und somit in die Zeit nach der Geburt Johannes des Täufers. Das Edikt stammte von Kaiser Augustus, dem Neffen des berühmten Julius Caesar und ersten römischen Kaiser. Sein Zweck war die Durchführung einer Volkszählung in der ganzen Welt. Dieser Ausdruck steht in der Bibel mitunter nur für Palästina, doch lässt er sich hier nicht auf diese eingeschränkte Bedeutung mit Paulus, Kuinoel, Hug usw. übertragen: Die Verbindung zum Namen Augustus schließt eine solche Interpretation aus. Er bezieht sich daher tatsächlich auf das Römische Reich, das die Lateiner stolz als «Scheibe der Erde» bezeichneten. Die Übertreibung war zudem nicht übertrieben, da der größte Teil der damals bekannten Welt dem römischen Recht unterstand. Unter «Volkszählung» ist die Erfassung von Name, Alter, Stand, Vermögen und Heimat aller Einwohner einer Region in den Zivilregistern zu verstehen (vgl. Polybios 10,7). Der Evangelist meinte daher nicht, wie Kuinoel, Olshausen, Ebrard, Wieseler u. a. annahmen, eine einfache Katastervermessung. – Die vom Evangelisten im ersten Vers so klar dargelegte Tatsache wirft bereits ernsthafte Schwierigkeiten auf, denn es heißt, 1) die lateinischen und griechischen Historiker jener Zeit schwiegen gänzlich zu diesem Edikt des Augustus; 2. selbst wenn das Dekret erlassen worden wäre, hätte es nicht für Judäa gelten können, das zur Zeit der Geburt Jesu Christi noch keine römische Provinz war, da es unter der Herrschaft Herodes’ stand. Betrachten wir diese beiden Einwände nacheinander: 1) Selbst wenn die weltliche Geschichte das von Lukas erwähnte Edikt gänzlich verschweigt, wäre dieses Schweigen lediglich ein negativer Beweis, der das eindeutige Zeugnis des Evangelisten nicht entkräften könnte. Auch zeitgenössische Chronisten lassen die zuvor von Julius Caesar durchgeführten Volkszählungen aus, obwohl deren Existenz unbestritten ist. Wie kommt es außerdem, dass Celsus und Porphyrios, diese unversöhnlichen Feinde des Kaisers, … Christentum, Diejenigen, die sich mit boshaftem Vergnügen an der Aufdeckung vermeintlicher Widersprüche oder Fehler in den Evangelien ergötzten, haben gegen diese Passage aus dem Lukasevangelium keinen Einwand erhoben? Wir haben jedoch überzeugendere Gründe vorzubringen. Wie heute die angesehensten Archäologen, Juristen und Historiker (Savigny, Huschke, Ritschl, Peterson, Marquardt u. a.) bestätigen, ist die Erstellung von Berichten und statistischen Dokumenten eines der charakteristischen Merkmale der Politik des Augustus. Wichtige Dokumente, von denen uns zumindest einige Fragmente vorliegen, beweisen zweifelsfrei, dass der erste römische Kaiser während seiner Herrschaft mehrere ähnliche Operationen durchgeführt haben muss wie die, die der Lukas erwähnt. Bei seinem Tod, so lesen wir bei Sueton (Aug. C. CI.), fand man drei Protokolle, die seinem Testament beigefügt waren. «Von den drei Bänden ist einer den Vorkehrungen für sein Begräbnis gewidmet; der zweite sollte ein Bericht über seine Leistungen sein, der auf Bronzetafeln vor dem Mausoleum eingraviert werden sollte; der dritte eine Zusammenfassung seiner Herrschaft.» Eine berühmte Abschrift des ’index rerum gestarum« ist erhalten, eingraviert am Eingang des Tempels der Ancyra in Galatien, der zu Ehren des Augustus errichtet worden war. Darin werden ausdrücklich drei Volkszählungen erwähnt, von denen eine im Jahr 746 n. Chr. stattfand, also kurz vor der Geburt Jesu Christi (siehe Wallon, 1cp 300 ff.; Bougaud, Jésus-Christ, 2. Aufl., S. 158 ff.). Das »Breviarium imperii« ist verloren gegangen. Aus den Zusammenfassungen von Tacitus und Sueton wissen wir, welche Themen es behandelte: »Es war ein Abbild der öffentlichen Macht: Es zeigte, wie viele Bürger und Verbündete unter Waffen standen, die Anzahl der Flotten, Königreiche und Provinzen, den Stand der Tributzahlungen und Zölle sowie einen Überblick über notwendige Ausgaben und Belohnungen« (Tacitus, Annalen, 1.11). Ist es nicht offensichtlich, dass zur Erhebung all dieser Informationen Volkszählungen im gesamten Reich und sogar unter den verbündeten Völkern notwendig waren? Abschließend sei noch hinzugefügt, dass spätere Historiker die Angaben des Lukas-Evangeliums auf höchst positive Weise bestätigen, und zwar sicherlich anhand von Quellen, die unabhängig vom Evangelium sind, da sie die kleinsten Details ergänzen. »Kaiser Augustus«, schreibt Suidas, »wählte zwanzig der fähigsten Männer aus, sandte sie in alle Gebiete der unterworfenen Völker und ließ sie die Männer und ihren Besitz erfassen.« »Ebenso der heilige Isidor von Sevilla, Cassiodorus usw. Siehe Wallon, a.a.O., S. 305 ff. – 2) Zur Zeit der Geburt unseres Herrn Jesus Christus war Judäa zwar noch keine römische Provinz, und Herodes der Große, der es regierte, trug den Titel «Rex socius»; doch dieser Anschein von Freiheit hinderte das Land und seinen Herrscher nicht daran, demütige Vasallen des Reiches zu sein, wie die jüdische Geschichte jener Zeit beweist. Die Unabhängigkeit der theokratischen Nation war damals rein nominell, und es ist nicht ersichtlich, was Augustus daran gehindert hätte, eine Volkszählung des Volkes Israel durchzuführen, wenn dies seine Absicht gewesen wäre. Wer weiß nicht, dass Herodes in der Praxis stets ein sehr gehorsamer Diener des Augustus war?« Als er eines Tages den Anschein erweckte, sich von dieser absoluten Unterwerfung befreien zu wollen, schrieb ihm der Kaiser ohne Zögern, dass er ihn, »wenn er ihn bis dahin wie einen Freund behandelt habe, fortan wie einen Untertanen behandeln werde“ (Flavius Josephus, Ant. 16, 9, 3). Auch das Beispiel der „Kliten“, eines kleinen Volkes in Kilikien (Tacit. Ann. 6, 41), lehrt uns, dass die Römer verbündete Nationen mitunter zu einer Volkszählung zwangen.

Lukas 2.2 Diese erste Volkszählung fand statt, als Quirinius das Kommando innehatte. Syrien. – Diese Volkszählung war der erste von denen, die von Kyrinus durchgeführt wurden: Der heilige Schreiber unterscheidet also mehrere von Kyrinus durchgeführte Volkszählungen (vgl. Apg 5,37) und bekräftigt, dass diejenige, auf die er sich gerade bezieht, die erste war. Gouverneur Syrien. Dort Syrien war damals eine römische Provinz (im Norden begrenzt durch das Taurusgebirge, im Westen durch das Mittelmeer, mit Antioch (für die Hauptstadt); oder: Provinzoberhaupt zu sein bedeutete, «Prokonsul» zu sein. Dies war daher der offizielle Titel der Person, die die Vulgata Cyrinus nennt, die aber genauer «Quirinus» heißen sollte, denn das war ihr wahrer lateinischer Name. Vgl. Sueton, Titus 49; Tacitus, Annalen 3, 48. Publius Sulpicius Quirinus, in Lanuvium als Sohn unbedeutender Eltern geboren, stieg durch seinen kriegerischen Eifer und sein Geschick in den Staatsgeschäften zu den höchsten Ämtern auf. Er war 742 (UC) Konsul, errang einige Zeit später die Ehre eines Triumphes für die Unterwerfung der wilden Bergstämme von Homona in Pisidien, begleitete den jungen Gaius Caesar 755 als Berater nach Armenien und regierte das Syrien von 759 bis 764. Doch gerade dieses letzte Datum bereitet dem Exegeten in dieser Passage die größten Schwierigkeiten, da Quirinus laut Lukas Prokonsul gewesen wäre. Syrien Im selben Jahr wie die Geburt des Erlösers, während er laut römischen Historikern erst sechs Jahre später geboren wurde. Die gemäßigteren Rationalisten schließen daraus, dass der Bericht des Lukas «offensichtlich fehlerhaft« ist. Andere sprechen von Mythos, Legende, ja sogar Täuschung. Wie lässt sich dieses Problem lösen? Unter den vielen vorgeschlagenen Systemen sind einige besonders schwach, beispielsweise jene von Venema, Valckenaer, Kuinoel, Olshausen usw., die Vers 2 als Interpolation entfernen würden, und generell alle, die eine Änderung am Text vornehmen. Die absolute Authentizität von Vers 2 ist zu gut belegt, als dass solche willkürlichen Vermutungen zulässig wären. Doch es mangelt nicht an ernsthaften Hypothesen. 1° Herwart, Bynaeus, Périzonius, Pater Pétau, D. Calmet, Huschke, Wieseler, Ernesti, Ewald, Haneberg und andere Kritiker übersetzen: Diese Volkszählung fand statt, bevor Quirinus Statthalter von Syrien. Sie glauben, ihre Meinung mit zahlreichen Beispielen aus der geistlichen und klassischen Literatur begründen zu können. 2. Laut Lardner und Münter wurde Quirinus der Titel des Statthalters vorsorglich verliehen (diese erste Volkszählung fand unter der Leitung von Quirinus statt, der später Prokonsul wurde). Syrien), oder 3° bezeichnete es nicht das Prokonsulat selbst, sondern außerordentliche Vollmachten, kraft derer Quirinus die Volkszählung von 75° geleitet hätte (Casaubon, Grotius, Deyling, Sanclemente, Neander, Hug, Sepp, Schegg usw.). Dies erklärt, wie Tertullian (Adv. Marcion 4, 19) Sentius Saturninus, den Statthalter von Syrien Einige Zeit vor Jesu Geburt fand die Volkszählung statt, die Lukas an dieser Stelle erwähnt, während Justin mehrfach angibt, dass sie von Quirinus geleitet wurde (Apol. 1, 34, 46; Dial. c. Tryph. 78). Unsere beiden Kirchenschriftsteller haben Recht, da in diesem System Saturninus und Quirinus gemeinsam den Vorsitz bei der Volkszählung führten. 4. Die Volkszählung begann vermutlich um 750 n. Chr. auf Anordnung des damaligen Prokonsuls; sie wurde jedoch bald darauf durch den Tod Herodes' unterbrochen und erst unter der Herrschaft des Quirinus wieder aufgenommen und abgeschlossen, als Judäa seine geringe verbliebene Unabhängigkeit endgültig verlor (Paulus, J. P. Lange, van Oosterzee, Hales, Wallon u. a.). Um dieser Ansicht mehr Nachdruck zu verleihen, verändern einige ihrer Befürworter den Text, der durch die Kombination der Verse 1 und 2 wie folgt lautet: Zu jener Zeit erließ Kaiser Augustus ein Edikt zur Anordnung einer Volkszählung im gesamten Reich; die vollständige Umsetzung dieses Dekrets in Judäa erfolgte jedoch erst unter dem Prokonsulat des Quirinus. 5. Die ebenso gelehrten wie raffinierten Berechnungen von Herrn Zumpt (lc) haben die Hypothese, dass Quirinus Prokonsul von Judäa war, als vollkommen plausibel erwiesen. Syrien Zweimal, zuerst zwischen P. Quinctilius Varus und M. Lollius, genau um die Zeit der Geburt des Erlösers, und ein zweites Mal von 759 bis 764. Der Rationalist E. de Bunsen selbst räumt diese Möglichkeit ein (Chronologie der Bibel, 1874, S. 70). Darüber hinaus erklärt Justin in einer der oben zitierten Stellen (Apol. 1, 46) sehr formell, dass Jesus «unter Quirinus», also unter dessen Herrschaft, geboren wurde. Gewiss beseitigt keines der vorangegangenen Systeme die von uns aufgezeigte Schwierigkeit vollständig, da keines von ihnen absolut sicher ist; zumindest bieten sie alle eine sehr plausible Lösung, insbesondere die letzten drei. Jedenfalls genügen sie, um zu zeigen, dass Lukas sich nicht irrte und die Geschichte nicht verfälschte. Doch bewundern wir die außergewöhnlichen Ansprüche – wir meinen damit nicht etwa böswillige Absicht – der Rationalisten an die heiligen Schriften. «Fänden wir bei Zonaras, Malalas oder einem anderen byzantinischen Kompilator Informationen, die denen des dritten Evangeliums ähneln, würden wir sie schlicht als wertvolle Quelle für die Geschichtswissenschaft betrachten, als Ergänzung zu den oft unvollständigen antiken Quellen. Warum sollte man dann dem Lukasevangelium weniger wohlgesonnen sein?» (Aberle, a. a. O., S. 102; vgl. Wallon, a. a. O., S. 298, und das Matthäusevangelium). Wir haben genug gesagt, um zu zeigen, dass es einem vernünftigen Menschen leichtfällt, zwischen dem Lukasevangelium, einem Zeitgenossen der von ihm geschilderten Ereignisse, und den Kritikern, die dieselben Ereignisse Jahrhunderte später beurteilen, eine Entscheidung zu treffen.

Lukas 2.3 Und jeder sollte gezählt werden, jeder in seiner eigenen Stadt. Nachdem Lukas das Edikt des Kaisers Augustus (V. 1) erwähnt und den kaiserlichen Kommissar, der mit dessen Ausführung beauftragt war (V. 2), genannt hat, erklärt er kurz, wie die Volkszählung in den jüdischen Gebieten ablief. Tatsächlich muss die Anwendung von Vers 3, „Jeder in seine Stadt“, dem Kontext entsprechend auf Palästina beschränkt werden. Bei den Juden war die Stadt eines Menschen weder sein Geburtsort noch sein Wohnort, sondern der Ort, an dem die Familie, der er angehörte, gegründet worden war (siehe Vers 4). Jeder Israelit galt daher als zu der Stadt gehörig, die ursprünglich von seinen Vorfahren bewohnt worden war. Außerdem wurden dort die Familienregister geführt, und aus diesem Grund ließ sich jeder Bürger bei einer Volkszählung dort ausweisen. Zwar wurden offizielle Beurkundungen dieser Art nach römischem Recht entweder am Geburtsort oder am aktuellen Wohnort vorgenommen, und Rationalisten haben es nicht versäumt, unserem Evangelisten auch hier Widersprüchlichkeit und Ungenauigkeit vorzuwerfen; Um diesen neuen Einwand zu widerlegen, genügt es, daran zu erinnern, dass die Römer aus politischen Gründen in unwesentlichen Details oft den besonderen Gebräuchen der unterworfenen Völker folgten. Daher wurde das vorliegende Edikt des Augustus in Übereinstimmung mit den alten Gebräuchen Israels ausgeführt. Siehe Wallon, 11, S. 334 ff.

Lukas 2.4 Joseph zog von Galiläa, aus der Stadt Nazareth, nach Judäa, in die Stadt Davids, die er nannte. Bethlehem, weil er aus Davids Haus und Familie stammte., – Vom römischen Kaiser, vom Prokonsul Syrien, Ausgehend von der Volkszählung der Juden gelangen wir, über immer engere Kreise, zu St. Joseph und zu Verheiratet. «Hinaufgehen» war in der jüdischen Literatur der gängige Ausdruck für eine Reise nach Jerusalem und in die Umgebung, denn egal aus welcher Richtung man kam, man musste hinaufgehen, um dort anzukommen. Siehe Matthäus 20,17. Die folgenden Worte:, von Galilei… Bethlehem, markieren den Start- und Endpunkt der Reise des heiligen Paares. Aus Galiläa kamen Josef und Verheiratet Sie gingen nach Judäa; von der Stadt Nazareth kamen sie nach Stadt Davids, genannt Bethlehem. Die Reise war lang und beschwerlich; außerdem unterschied sie sich kaum von der Reise, die die Mutter Gottes einige Monate zuvor unternommen hatte (siehe Anmerkung 1, 39), um ihre Cousine Elisabeth zu besuchen. Bethlehem, Siehe das Evangelium nach Matthäus, Seite 49. Es wurde genannt Bethlehem Die Stadt heißt «Stadt Davids», weil der Gründer der berühmtesten jüdischen Dynastie dort geboren wurde und seine Jugend dort verbrachte. Vgl. 1 Samuel 16,1; 17,12. Er stammte aus Davids Haus und Familie.. Vgl. 1, 27. Die Worte Haus Und Familie sind in diesem Abschnitt im Wesentlichen synonym; dennoch lässt sich ein kleiner Unterschied zwischen ihnen feststellen, wenn man auf die alte Organisation des jüdischen Volkes Bezug nimmt. Familie scheint den Hauptzweigen zu entsprechen, in die die Stämme unterteilt waren; Haus Dies würde, metonymisch, die Untergliederungen dieser Zweige, also die Familien, bezeichnen. Die Bedeutung des ersten dieser Namen (Familie) wäre demnach umfassender als die des zweiten (Haus). Lukas verknüpft sie offensichtlich, um zu zeigen, dass Josef in engster Weise mit dem Geschlecht Davids verbunden war.

Lukas 2.5 zu zählen mit Verheiratet seine Frau, die schwanger war. – Um sich anzumelden bei Verheiratet seine Frau. Verheiratet Musste sie deshalb persönlich erscheinen bei Bethlehem Viele Exegeten vertraten diese Ansicht, in Anlehnung an mehrere Kirchenväter. Sie sei, so argumentieren sie, Einzelkind und Erbin gewesen und hätte sich daher selbst registrieren lassen müssen. Anderen zufolge habe sie den heiligen Josef freiwillig begleitet. Bethlehem. In dem Bewusstsein, dass die Vorsehung die Ereignisse so gelenkt hatte und wollte, dass Jesus Christus geboren wurde, Bethlehem »Um die Prophezeiungen zu erfüllen, die sie so gekennzeichnet hatten“ (Dom A. Calmet, hl), hatte sie sich großzügig auf den Weg gemacht und sich vorbehaltlos Gottes Führung anvertraut. Die Worte seine Frau den gegenwärtigen Zustand mit feinster Berührung beschreiben Verheiratet. Sie war nun die Frau von Joseph, ihre Hochzeit war einige Zeit nach ihrer Rückkehr aus Hebron gefeiert worden (vgl. Matth), aber sie war Jungfrau geblieben wie eine Braut: daher diese überraschende Verknüpfung von Ideen.

Lukas 2.6 Doch während sie an diesem Ort waren, kam für sie die Zeit, ihr Kind zu gebären. – Offenbar war das heilige Paar gekommen nach Bethlehem Aus einem trivialen Grund, wie einfache Bürger, die dem Erlass eines Kaisers gehorchen; doch Gott nutzt die freien Handlungen der Menschen, um seine großen Pläne zu verwirklichen. Ohne es zu ahnen, diente Augustus den Interessen des Himmelreichs. Seine Unterschrift unter einem Edikt hatte zur Erfüllung eines alten Orakels beigetragen. Vgl. Bossuet, Erhebungen zu den Mysterien, 16. Woche, 5. Erhebung. Die Tage, an denen sie das Kind zur Welt bringen sollte. Siehe 1,57 und den Kommentar. Alles deutet, aus der Erzählung als Ganzem, darauf hin, dass die Geburt von Verheiratet fand in der ersten Nacht nach seiner Ankunft statt. Bethlehem. Dann, in dem großartigen Ausdruck des heiligen Paulus in Galater 4,4, war die Zeit erfüllt: «Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, unter das Gesetz.»

Lukas 2.7 Und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. – Die Antike war sich einig, dass die Geburt Jesu ein außergewöhnliches und übernatürliches Ereignis war, ebenso wie seine Empfängnis. Verheiratet Sie gebar ihn schmerzlos und blieb Jungfrau. «Jungfrau vor, während und nach der Geburt.» Augustinus, Predigt 123. Zum Begriff «Erstgeborener» vgl. Matthäus. Wie der heilige Kyrill bemerkte, wird Jesus aus zwei Gründen als Erstgeborener bezeichnet: als Sohn Gottes und als Sohn Marias; er ist daher im zweiten Fall ebenso wie im ersten der einzige Sohn. Sie wickelte ihn in Windeln.. Vor seiner Abreise aus Nazareth, Verheiratet Sie hatte sich mit allem ausgestattet, was sie für das göttliche Kind, das sie erwartete, benötigen würde. Und legte ihn in eine Krippe.. In der Fürsorge, die die Jungfrau Maria ihrem Sohn mit einer unbeschreiblichen Mischung aus Ehrfurcht und Zärtlichkeit entgegenbrachte, sehen wir, den alten katholischen Exegeten folgend, den Beweis für seine wundersame Geburt. «Aus diesem Text wird ein nicht unerhebliches Argument abgeleitet, das die Lehre der katholischen Kirche bestätigt, nämlich dass …“ Verheiratet »Gebar ohne Schnitt und ohne Schmerzen.« Maldonat. Aus dieser Stelle folgt jedenfalls, dass Christus in einem Stall geboren wurde. Welch ein Geburtsort und welch eine Wiege! Doch wie Bossuet in der 6. Elevation der 17. Woche bemerkt: »Ein würdiger Zufluchtsort für den, der im Laufe seines Lebens sagen sollte: ‚Die Füchse haben ihre Höhlen, und die Vögel des Himmels, die die umherziehendsten Familien der Welt sind, haben ihre Nester, aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlegen kann…‘ Und buchstäblich, von seiner Geburt an, hatte er nichts, wo er sein Haupt hinlegen konnte.“ Eine würdige Wiege, möchten wir hinzufügen, für den, der am Kreuz sterben sollte. Jesus kommt in die Welt, wie er sie auch verlassen wird. Armut und in Demütigung. Man nahm oft an, Jesus sei in einem Stall geboren, der durch den Kontext bestimmt wurde, also in dem Stall des unten erwähnten Gasthauses. Heute wird dem bewegten Pilger in einer Höhle (über der sich eine prächtige Basilika erhebt, die die heilige Helena 327 erbauen ließ) der Ort gezeigt, der durch die Geburt des Gottmenschen geweiht wurde; und protestantische Autoren, die den sogenannten «klösterlichen Traditionen» sonst so wenig Respekt entgegenbringen, müssen anerkennen, dass die sogenannte Geburtskrypta tatsächlich Anspruch auf unsere Geschichte hat. Verehrung.Diese Grotte wird bereits im zweiten Jahrhundert von Justin dem Märtyrer (Adv. Tryph. 78) erwähnt. Auch Origenes (Contra Celsus 1, 51), Eusebius (Demonstr. Evang. 7, 2; Vita Const. 3, 43), Hieronymus (Brief 49 an Paulus), der seine letzten Lebensjahre in einer nahegelegenen Grotte verbrachte, und das Protoevangelium des Jakobus (Kap. 18) erwähnen sie. Die kleine Geburtskapelle ist vollständig mit kostbarem Marmor verkleidet. Vor dem Altar, auf einer weißen, mit einem silbernen Stern verzierten und von zahlreichen, unaufhörlich brennenden Lampen bekrönten Platte, liest man: «Hier wurde Jesus Christus von der Jungfrau Maria geboren.» Selig sind, die an diesem gesegneten Ort gekniet haben. Was den Ochsen und den Esel betrifft, die so oft in der Nähe der Krippe Jesu dargestellt werden, so ist es vielleicht zulässig, darin lediglich eine allegorische Anwendung verschiedener Stellen aus den Propheten zu sehen, insbesondere Jesaja 1,3 und Habakuk 3,2 (nach Septuaginta und Itala: «Du wirst inmitten zweier Tiere erkannt werden»), und somit eine fromme und naive Legende. Dennoch ist es bemerkenswert, dass mehrere Kirchenväter, darunter einige der maßgeblichsten, die Anwesenheit dieser beiden Tiere ausdrücklich bestätigen, beispielsweise der heilige Petrus Chrysologus, Predigt 156, 159; der heilige Hieronymus, Brief an Eustochius 108, Absatz 27, 10; der heilige Paulinus von Nola, Brief 31, Absatz 11 an Severus usw. (vgl. das apokryphe Evangelium von Mariä Geburt, Kapitel 14). 2. Dass Ochse und Esel auf den ältesten Denkmälern christlicher Kunst erscheinen. Vgl. Bottari, Roma sotterran. 22, 85, 86, 143. «Es ist bisher nicht gelungen, eine dieser Darstellungen vor dem zweiten Jahrhundert zu identifizieren, bei der die beiden Tiere fehlen.» Sicherlich ist eine solch alte und beständige Tradition nicht wertlos. Nichts war natürlicher als die Anwesenheit eines Ochsen und eines Esels in einem Stall. – Zur in Rom in der Kirche Santa Maria Maggiore erhaltenen Geburtsszene siehe Rohault de Fleury, Mémoire sur les Instruments de la Passion de Notre-Seigneur Jésus-Christ, S. 278 ff. Weil kein Platz für sie war… Der Evangelist zeigt durch diese ebenso einfache wie ergreifende Betrachtung, warum Verheiratet Und Josef musste in einem Stall Zuflucht suchen. Adlige hätten vielleicht gezögert, ihnen Platz zu machen; doch keiner der ursprünglichen Bewohner wollte seinen Komfort für Fremde von solch bescheidenem Aussehen opfern, und so fand Jesus bei seiner Geburt keine andere Unterkunft als einen Stall, selbst im Land seiner königlichen Vorfahren. Darüber hinaus lebte in derselben Region, Ruth Und hatte David nicht ein überaus bescheidenes Leben geführt und sein Brot auf den Feldern von Boas gesammelt?, Ruth, 2, 2 und folgende, dieser hütete die Herden seiner Familie, 1 Samuel 16, 11? – In der Hotelbranche. Unter diesem Ausdruck stellt sich der Westler ein richtiges Gasthaus vor, mit dem unterschiedlichen Komfort, den man für sein Geld erwarten kann; doch wir befinden uns im Orient, und der Orient, insbesondere zu jener Zeit, kannte diese Art von Einrichtung kaum. Daher findet der Reisende in orientalischen Städten fast immer die Karawanserei (Kahn), wo ihm kostenlos Unterkunft, also ein einfacher Zufluchtsort, geboten wird – nicht etwa Verpflegung, die er selbst besorgen muss. Eine Karawanserei besteht in der Regel aus einem recht großen, niedrigen, einstöckigen, einfach gebauten Gebäude, das schnell unhygienisch wird. Jeder Reisende richtet sich ein, wie es ihm gefällt; bei großem Andrang müssen die Nachzügler sich so gut wie möglich behelfen, und es ist leicht verständlich, dass am Vorabend einer Volkszählung die öffentliche Karawanserei überfüllt war. Bethlehem Es wimmelte von Fremden. – Bevor wir fortfahren, bewundern wir die Schlichtheit des Berichts des Lukas. Nur wenige Zeilen erzählen von der Geburt des Messias. Würde man so einen Mythos oder eine Legende verfassen? Lesen Sie die apokryphen Evangelien, und Sie werden den Unterschied erkennen. Es ist, als vergleiche man eine wunderschöne Sommernacht, sanft vom Mond erleuchtet, mit einer Theaterkulisse im chinesischen Stil. Und doch, trotz dieser extremen Kürze: welch eine Schönheit, welch eine Frische, welch eine malerische Anmut, welch ein wahrhaft göttlicher Zauber! Es gibt, wie schon oft gesagt, einen klaren Beweis für Authentizität und Wahrhaftigkeit.

Lukas 2.8 In der Umgebung gab es Hirten, die die Nacht auf den Feldern verbrachten und über ihre Herden wachten. Die ersten Zeugen, die ersten Anbeter Christi, waren demütig und arm, wie seine Mutter, wie sein Adoptivvater, wie der bescheidene Ort seiner Geburt. Jesus rief keine Mitglieder des Sanhedrin, keine Priester, Schriftgelehrten oder Ärzte zu seiner Krippe, sondern Hirten. «Sondern was in der Welt töricht ist, das hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen; und was in der Welt schwach ist, das hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen … damit, wie geschrieben steht: »Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn!«» (1. Korinther 1,27ff.; vgl. Matthäus 11,25; Lukas 10,21). Die Vertreter des Heidentums an der Krippe des Christuskindes wären dennoch edler und angesehener gewesen. Doch es gab so viele stolze Vorurteile im jüdischen Volk gegenüber dem Messias, und der Herr wollte sie von Anfang an bekämpfen. – Wir wissen nichts Genaueres über die glücklichen Hirten, denen die erste Offenbarung Christi zuteilwurde. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass sie zu jenen gläubigen Seelen gehörten, die damals mit heiliger Ungeduld auf „den Trost Israels“ warteten (siehe Vers 38). Der Legende nach waren es vier, und ihre Namen waren Misael, Achaeel, Cyriacus und Stephanus. In der Nähe, das heißt, in der Nähe von Bethlehem. Einer sehr ehrwürdigen Überlieferung zufolge befand es sich im Gebiet des heutigen Dorfes Bet-Sahour, in einer kleinen, angenehmen, warmen und fruchtbaren Ebene, die mit ausgezeichneten Weiden gefüllt war, wo einst Herden für Tempelopfer gemästet wurden, und die am Fuße und östlich des Hügels lag, auf dem sich erhebt Bethlehem, Dort, wo die Pastoren standen, als ihnen der Engel erschien. – Qdie die Nacht auf den Feldern verbrachten. Die Alten teilten die Nacht in vier Abschnitte ein (von 18 bis 21 Uhr, von 9 bis 12 Uhr, von 12 bis 3 Uhr und von 3 bis 6 Uhr): Die Hirten wechselten sich daher beim Wachen ab und lösten sich wahrscheinlich alle drei Stunden ab. Dieses malerische Detail aus dem Evangelienbericht, das uns Hirten und Herden auf den Feldern mitten in der Weihnachtsnacht zeigt, diente oft als Ausgangspunkt für teils heftige Angriffe auf das traditionelle Datum des 25. Dezembers. Wir haben an anderer Stelle (Allgemeine Einleitung, Chronologie der Evangelien) erläutert, was von diesem Datum zu halten ist; der vorliegende Einwand ist jedoch unbegründet, denn Beobachtungen zahlreicher Reisender belegen, dass in Palästina nach den ersten Regenfällen Ende Dezember und Anfang Januar häufig milde und angenehme Temperaturen herrschen. Das Gras beginnt zu wachsen, und selbst nachts sieht man viele Herden auf den Feldern.

Lukas 2.9 Plötzlich erschien ihnen ein Engel des Herrn, und der Glanz der Herrlichkeit des Herrn umgab sie, und sie wurden von großer Furcht ergriffen.Ein Engel des Herrn. Dieser Engel war, wie einige antike Gelehrte glaubten, wahrscheinlich der heilige Gabriel, den wir zuvor immer wieder in das Geheimnis der Inkarnation verwickelt gesehen haben. Das Wort erschien Es deutet auf das plötzliche und rasche Auftreten hin. Vgl. 24,4; Apg 12,7. Ein göttliches Licht erstrahlt. Der lebhafte und geheimnisvolle Glanz, der Theophanien fast immer begleitet, bildete einen blendenden Heiligenschein um den Engel. Sie wurden von Furcht ergriffen : der Eindruck, der in den Heiligen Schriften so oft erwähnt wird, wenn sie uns den Menschen im unmittelbaren Kontakt mit dem Göttlichen zeigen.

Lukas 2.10 Der Engel aber sprach zu ihnen: «Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die allem Volk widerfahren soll.“. Nachdem der Engel die Hirten mit der üblichen Floskel beruhigt hat, verkündet er ihnen die vollkommene Gute Nachricht. Das Evangelium wird zum ersten Mal wahrhaftig in der ganzen Welt widerhallen, denn während die Propheten, wenn sie von Christus sprachen, oft ausriefen: „Er wird geboren werden“, kann man nun sagen: „Er ist geboren.“ Deshalb verkündet der himmlische Bote den Hirten, dass die Nachricht, die er bringt, nicht nur ihnen, sondern dem ganzen jüdischen Volk, dem sie angehörten und dem der Messias verheißen worden war, große Freude bereiten wird. an alle Menschen ist durch den Kontext erforderlich.

Lukas 2. 11 Denn euch ist heute in der Stadt Davids der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr.Er wurde dir geboren…Dieses Pronomen ist nachdrücklich. Jesaja hatte zuvor etwas Ähnliches vorausschauend gesagt (9,6): «Denn uns ist ein Kind geboren, uns ist ein Sohn gegeben.» Jesus wurde für alle Menschen und insbesondere für jeden Einzelnen geboren. Er wurde daher für die Hirten geboren. Bethlehem. – Ein Retter. Der Engel verriet den Hirten nicht den Namen des göttlichen Kindes; er bezeichnete es ihnen aber zumindest mit einem gleichbedeutenden Ausdruck, da Jesus Retter bedeutet. Wer ist Christus, der Herr?. «Großartiger Name», ruft Bengel, Gnomon, hl zu Recht aus. Christus der Herr, das bedeutet in der Tat «Christus JHWH», folglich «Christus Gott». Vgl. Akt 2, 36. Wie wir sehen können, ähneln die Worte des Engels an die Hirten Gabriels Worten zuvor. Verheiratet, Die Kapitel 1, Verse 31–32, enthalten eine gängige Definition des Messias: Sie verkünden den Erlöser und Herrn schlechthin, der, wie die Propheten vorausgesagt hatten, in der Stadt Davids geboren wurde. Selbst Hirten konnten dies verstehen, und so geschah es auch, wie der Rest der Erzählung zeigt.

Lukas 2.12 Und dies soll euch ein Zeichen sein: Ihr werdet ein neugeborenes Kind finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.»- Ebenfalls Verheiratet, Die Hirten empfangen ein Zeichen, ohne darum gebeten zu haben. Antike Exegeten diskutierten oft über die Bedeutung dieses Zeichens. War es ein Mittel, mit dem die Hirten die Glaubwürdigkeit des Engels überprüfen konnten (Euthymius, Maldonatus, Schegg u. a.), oder ein Hinweis, der Jesus von den anderen Kindern unterscheiden sollte (Jansenius)? Es war beides zugleich, wie Lukas von Brügge erklärt: «Der Engel gibt hier ein mehrdeutiges, aber dennoch eindeutiges Zeichen.» Welch ein Kontrast zu den oben genannten neuen Informationen! Sie werden ein Neugeborenes finden Dieses Kind wird in eine Krippe gelegt werden. Von seinen ersten Anbetern fordert Jesus Glauben, so wie er ihn auch von allen seinen Nachfolgern fordern wird. Das Zeichen des Engels genügte zudem völlig, um den Sohn Jesu zu kennzeichnen. Verheiratet. In jener Nacht wurde vermutlich kein weiteres Kind in der kleinen Stadt geboren. Bethlehem ; gewiss wurde nur eines im Stall geboren und ruhte in einer Krippe.

Lukas 2.13 In diesem Augenblick schloss sich eine große Menge der himmlischen Heerscharen dem Engel an, lobte Gott und sprach: Kaum hatte der Engel seine Worte beendet, hallte der Ruf «Ehre sei Gott!», gesungen von einer Vielzahl anderer himmlischer Geister, durch die Luft. Der erste Bote verschwand nicht; eine Schar himmlischer Heerscharen schloss sich ihm an und bildete einen Chor, dessen Anführer er war. Lob sei Gott. Die Engel Sie hatten von der ersten Schöpfung gesungen (Hiob 38,7); es war nur recht und billig, dass sie auch von der zweiten sangen, zumal der Herr ihnen ausdrücklich geboten hatte, dies zu tun (Hebräer 1,6). Darüber hinaus ist ihr Weihnachtsfest nicht weniger ein himmlisches als ein irdisches Fest; deshalb die Engel Sie bringen ihre Freude mit einem Lobgesang zum Ausdruck. 

Lukas 2.14 «Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen guten Willens.»Der Gesang der himmlischen Heerscharen ist in seiner Kürze bemerkenswert ausdrucksstark. Er ist ein erhabenes Loblied, das die Wohltaten der Menschwerdung des Wortes auf bewundernswerte Weise zusammenfasst. Wie der Gesang der Seraphim vor dem Thron Gottes (Jesaja 6,3) besteht er aus zwei Teilen: einem an den Herrn gerichteten und einem, der die Erde betrifft. Erster Teil: Ehre sei Gott in der Höhe! Ihm, der in den oberen Regionen des Himmels wohnt, wird die Geburt Christi Ehre bringen, eine Ehre, die seiner unendlichen Größe vollkommen entspricht. Zweiter Teil: Und Friede auf Erden den Menschen… Denen, die auf Erden leben, bringt die Geburt Jesu Frieden. Frieden, Das heißt, Glück in dieser und in der nächsten Welt. Vgl. 1,79. Es war schon lange vorhergesagt worden, dass der Messias geben würde. Frieden zu unserer armen, geplagten Erde (vgl. Jesaja 2, 4; 9, 6-7; 11, 6-9 usw.); die Schriften des Neuen Testaments bezeugen in formalen Worten, dass diese göttlichen Orakel erfüllt wurden (vgl. Johannes 14, 27; Epheser 2, 14, 17; Kolosser 1, 20; Römer 5, 1 usw.). Allerdings werden nicht alle Männer Freude daran haben. Frieden messianisch; es wird wahrhaftig nur Menschen guten Willens gewährt werden, und diese beiden Worte müssen als göttlicher Wohlwollen, Güte, die Liebe des Herrn zu uns verstanden werden, und nicht als menschlicher Wohlwollen, die heilige Gesinnung der Menschen gegenüber Gott. Vgl. Psalm 5,13; 50,20; Philipper 2,13. Der Ausdruck «Männer guten Willens» steht daher im Gegensatz zu «Kindern des Zorns» (Epheser 2, 3); es bezeichnet, wie Bossuet sagt, die vom Himmel Auserwählten. – Zwischen den beiden Teilen der Engelssymphonie herrscht vollkommene Parallelität: «Frieden» entspricht «Herrlichkeit», «auf Erden» dem «höchsten Himmel», «Menschen guten Willens» «Gott». Maldonat liefert in seinem Kommentar eine ausgezeichnete Erklärung des Engelsgesangs.

Lukas 2.15 Wann die Engel, Als sie in den Himmel aufgefahren waren und sie verlassen hatten, sagten die Hirten zueinander: «Lasst uns weitergehen nach Bethlehem Lasst uns dieses Ereignis betrachten, das sich zugetragen hat und das der Herr uns kundgetan hat.» – Nach ihrem himmlischen Konzert, die Engel Sie verschwanden so plötzlich, wie sie erschienen waren. Doch ihr Erscheinen hatte die von Gott beabsichtigte Wirkung erzielt, und der Evangelist kehrt zu den Hirten zurück und schildert sie uns voller Glauben, bewundernswert fügsam gegenüber der Gnade, wie sie einander drängen, eilig in die Stadt zu gehen, um das ihnen geborene göttliche Kind zu sehen. Von der Ebene, wo die Hirten lebten (siehe die Anmerkung zu Vers 8), dauerte es etwa zwanzig Minuten, um den Hügel zu erreichen, der überblickt … Bethlehem.

Lukas 2.16 Sie eilten dorthin und fanden Verheiratet, Joseph und das neugeborene Kind in der Krippe.Ohne zu zögern setzten sie ihren Plan in die Tat um: Sie kamen in die Stadt, fanden den Stall, und darin lag das göttliche Kind in einer Krippe, wie der Engel es vorhergesagt hatte, umgeben von Verheiratet und von Joseph. Anderen Überlieferungen zufolge (Olshausen usw.) gingen die Hirten, von einer geheimen Gnade geleitet, direkt zum Stall.

Lukas 2.17 Nachdem sie ihn gesehen hatten, berichteten sie von der Offenbarung, die ihnen in Bezug auf dieses Kind zuteilgeworden war. Nachdem die Hirten die Dinge so vorgefunden hatten, wie sie vorhergesagt worden waren, «entdeckten sie in Wirklichkeit, dass die Dinge, die die Engel »hatte es ihnen gesagt“ (Maldonat), und sie erkannten ihren Erlöser in dem kleinen Kind in der Krippe. Die Hirten von Bethlehem Sie wurden die ersten Prediger des Evangeliums. «Es war notwendig», sagt Bossuet, 11. Elevation der 16. Woche, „dass derjenige, der Fischer als seine ersten Jünger und zukünftigen Lehrer seiner Kirche auswählen sollte, sie als seine ersten Jünger und zukünftigen Lehrer seiner Kirche erwählte. Alles ist sozusagen von gleicher Natur in den Geheimnissen Jesu Christi.“.

Lukas 2.18 Und alle, die sie hörten, staunten über das, was die Hirten ihnen erzählten. Der kleine Kreis der Hirten, denen die Wunder Gottes berichteten, war verständlicherweise voller Staunen und Bewunderung. Viele glaubten zweifellos und besuchten ihrerseits das Christuskind. Alles deutet jedoch darauf hin, dass ihre Zahl sehr gering war, da die Erinnerung an Jesus bald verblasste. Bethlehem, genau wie er später in Jerusalem trotz der außergewöhnlichen Ereignisse, die die Darstellung Jesu begleiteten, in den Hintergrund trat (V. 25-38).

Lukas 2.19 Gold Verheiratet Er bewahrte all diese Dinge sorgsam auf und dachte in seinem Herzen darüber nach.– Der heilige Lukas fügt hier in Bezug auf Folgendes ein: Verheiratet, ein kostbares und entzückendes Detail, das uns weite Horizonte über diese bewundernswerte Seele eröffnet: Verheiratet Sie bewahrte all diese Dinge (so viele erstaunliche Begebenheiten, die sie miterlebt hatte, oder die Geschichten, die sie von den Hirten gehört hatte). Es ist ein wunderbares Bild in wenigen Worten. Die Heilige Jungfrau verlor inmitten der großen Ereignisse um sie herum nicht ihren inneren Frieden. In Gott versunken, beobachtete sie aufmerksam. Wunder Alles, was ihrem Sohn und in ihrem Sohn widerfuhr, entging ihr: Kein Fakt, kein Wort. Aus ihren Erinnerungen schuf sie einen heiligen Schatz, den sie später den Jüngern, vielleicht sogar direkt dem heiligen Lukas, überlieferte (siehe Vorwort § 3). Indem sie die kleinsten Begebenheiten miteinander verknüpfte, schuf sie gewissermaßen eine Philosophie der Geschichte Jesu. Welch eine Tiefe bliebe ohne ihre stillen Betrachtungen! Doch der Evangelist berichtet nicht, dass sie sprach, obwohl sie so viele Wunder zu offenbaren hatte. Denn «ihr Mund war keusch wie ihr Herz» (Ambrosius hl.), und «die großen Dinge, die Gott in seinen Geschöpfen wirkt, rufen naturgemäß Stille, Ehrfurcht und etwas Göttliches hervor, das jeden Ausdruck unterdrückt» (Bossuet, 11. Elevation).

Lukas 2.20 Und die Hirten kehrten zurück und priesen und lobten Gott für alles, was sie gesehen und gehört hatten, genau so, wie es ihnen gesagt worden war. – Nach den Versen 17-19, die eine Art Einschub bilden, setzt Lukas die Geschichte fort und erklärt, wie sich die Hirten fühlten, als sie den Stall verließen. Gott verherrlichen und preisen Diese Worte brachten alles zum Ausdruck, was in ihren Herzen vorging. Sie verherrlichten die Größe Gottes, die er in den Geheimnissen offenbart hatte, über die sie nachgedacht hatten; sie lobten seine strahlende Güte. Ihre Dankbarkeit galt dem, was sie von den Engeln gehört hatten (anderen Quellen zufolge von...). Verheiratet und von Joseph), und was sie gesehen hatten bei Bethlehem, eine Vision, die so sehr mit der Engelsvorhersage übereinstimmt.

Um die Geheimnisse von Weihnachten, die in diesen zwanzig Versen erzählt werden, haben bildende Kunst, Poesie und Beredsamkeit eine unvergängliche Krone gewebt. Erwähnen wir die wichtigsten Meisterwerke. Für die Malerei sind dies die Gemälde von Filippo Lippi, Perugino, Lorenzo di Credi, Albrecht Dürer, Botticelli, Ercole Grandi, Raffael und insbesondere Correggio (die berühmte «Notte»); Für die Poesie sind die Hymnen «A solis ortus cardine» von Sedulius, «Jesu, redemptor omnium» von einem unbekannten Autor, «Quid est quod arctum circulum» von Prudentius, «Agnoscet omne saeculum» von Fortunatus, die anmutige Sequenz «Adeste fideles», tausend «Weihnachten» oder Gesänge, mal einfach und naiv, mal erhaben und erhaben, die Oden von Milton, Pope, Metastasio, Manzoni usw.; Was die Redekunst betrifft, so seien die Predigten von Bossuet, Bourdaloue und Massillon genannt.

Lukas 2.21 Als die acht Tage bis zur Beschneidung des Kindes um waren, wurde er Jesus genannt, der Name, den ihm der Engel schon vor seiner Empfängnis im Mutterleib gegeben hatte. Kaum war Jesus von der Frau geboren, wie der heilige Paulus berichtet (Gal 4,4), unterstand er dem Gesetz. Vgl. Römer 8, Hebräer 2,17; Hebräer 3,17. Kaum ist sein Blut gebildet, da vergießt er die ersten Tropfen für uns und erwartet das reichliche Vergießen während seiner Passion. Ihm wurde der Name Jesus gegeben.. Der Evangelist erwähnt die Beschneidung des Erlösers nicht direkt, ihr maß er nur eine untergeordnete Bedeutung bei; das Hauptereignis war für ihn die Namensgebung, die üblicherweise mit dieser blutigen Zeremonie in Verbindung gebracht wird (siehe 1,59 und die dortige Erklärung), und auf diesen zweiten Punkt legt er besonderen Wert. So empfing unser Herr zum ersten Mal den heiligen Namen Jesus, Jeschua auf Hebräisch, einen Namen, der den Juden stets lieb und teuer war, weil er sie an … erinnerte. Joshua, Der berühmte Heerführer, der das verheißene Land eroberte, und der Hohepriester, der es nach dem babylonischen Exil zurückeroberte (vgl. Esra 2,2; 3,2; Sacharja 3,1); ein Name, der Christen noch viel lieber ist, für die er, in den treffenden Worten des heiligen Bernhard, «Honig im Mund, Melodie in den Ohren, Freude im Herzen» bedeutet. Philo erklärt in „Über die Wandlung der Namen“, § 21, seine wahre Bedeutung: die Erlösung vom Herrn. Dass der Engel ihm gegeben hatte… vgl. 1,31. – «Wir Christen haben die Taufe, einen Ritus voller Gnade und frei von allem Leiden. Dennoch müssen wir die Beschneidung des Herzens üben.» Hl. Bonavent. Vita Christi, 5. Gemälde von Guercino, Barbieri und Parmigianino.

Lukas 2.22 Als dann die Tage ihrer Reinigung gemäß dem Gesetz des Mose vollendet waren, Verheiratet Und Josef brachte das Kind nach Jerusalem, um es dem Herrn darzustellen. 23 gemäß dem, was im Gesetz des Herrn geschrieben steht: «Jeder erstgeborene Sohn soll dem Herrn geweiht sein.» 24 und als Opfergabe, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt, ein Paar Turteltauben oder zwei kleine Tauben darzubringen.Die drei Verse, mit denen Lukas diese neue Episode aus der Kindheit des Erlösers einleitet, fassen – aufgrund ihrer Kürze etwas unklar – zwei unterschiedliche Gesetze und Zeremonien des Judentums zusammen. Das erste betraf Mütter und schrieb ihnen nach jeder Geburt eine besondere Reinigungszeremonie vor, um sie von der durch sie entstandenen Unreinheit zu befreien; darauf wird in Vers 24 und am Anfang von Vers 22 Bezug genommen. Das zweite betraf erstgeborene Söhne und verpflichtete deren Eltern, sie dem Herrn darzubringen und sie gegen eine bestimmte Summe auszulösen; darauf wird am Ende von Vers 22 und in Vers 23 Bezug genommen. Als die Tage ihrer Reinigung vollendet waren. Reinigung gilt für Verheiratet Da das jüdische Gesetz die Reinheit den Müttern und nicht den Kindern vorschrieb, war Josef an keine rituelle Reinheit gebunden; vielmehr war er als Adoptivvater für die Darbringung des Kindes verantwortlich: Deshalb wendet der Evangelist auf die heiligen Eheleute kollektiv das an, was sie einzeln betraf; er behandelt sie als moralische Person. Gemäß dem Gesetz des MoseSiehe Levitikus, Kapitel 12, das sich ausschließlich mit diesem Thema befasst. Die gesetzliche Unreinheit der Mütter dauerte streng genommen nur sieben oder vierzehn Tage, je nachdem, ob sie einen Sohn oder eine Tochter geboren hatten. Nach Ablauf dieser Zeit mussten sie jedoch noch 33 oder 66 Tage warten, bevor sie im Tempel erscheinen durften. Ihre vollständige Reinigung erfolgte daher erst am 40. oder 80. Tag nach der religiösen Zeremonie. Die von Lukas erwähnten „Reinigungstage“ bezeichnen somit die ersten vierzig Tage nach Weihnachten. Sie brachten ihn nach Jerusalem.. Die Distanz, die trennt Bethlehem (Von der jüdischen Hauptstadt sind es etwa neun Kilometer.) Wir wenden uns nun dem zweiten Gesetz zu, das die Erstgeborenen betraf. Gemäß einem früheren Beschluss Gottes sollte jeder erstgeborene Sohn als Erstling dem Herrn gehören und ihm sein Leben lang als Priester dienen. Später jedoch änderte Gott dieses Gesetz, als er die Verantwortung für den Gottesdienst ausschließlich dem Stamm Levi anvertraute: Er verlangte lediglich, dass die Erstgeborenen ihm im Tempel als Zeichen seiner Herrschaft über ihr ganzes Wesen dargebracht würden, und erlaubte den Eltern, sie durch die Gabe von fünf Schekeln, die in die Schatzkammer der Leviten geworfen wurden, auszulösen. Die Darbringungszeremonie wurde für weitere Söhne nicht wiederholt; sie wurde für den Erstgeborenen nicht einmal vollzogen, bis er für das Priesteramt geeignet war. Wenn er mit einer der körperlichen Missbildungen geboren wurde, die nach dem mosaischen Ritus die Leviten selbst von heiligen Funktionen ausschlossen, musste er weder dem Herrn dargebracht noch ausgelöst werden (vgl. …). Exodus 3, 2,12-15; Numeri 8,16-18; 18,15-16. Das Zitat aus dem Gesetz in Vers 23 ist recht frei formuliert, wie es bei den Verfassern des Neuen Testaments mitunter vorkommt. Dem Herrn geweiht : etwas, das dem Herrn heilig ist. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes heilig ist: beiseite stellen, absondern. Und als Opfergabe darzubringen. Hier führt uns der Evangelist zurück zur Reinigung von Verheiratet und zu dem Opfer, das diesen Ritus begleiten sollte. „Die Mutter soll zum Stiftszelt des Zeugnisses ein einjähriges Lamm als Brandopfer und eine junge Taube oder Turteltaube als Sündopfer bringen. Sie soll sie dem Priester geben, der sie vor dem Herrn darbringen und für sie beten soll, und sie soll gereinigt sein… Wenn sich eine Frau kein Lamm leisten kann, soll sie zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben nehmen, eine als Brandopfer und die andere als Sündopfer.“ (3. Mose 12,6–8). Dies ist der vollständige Text des Gesetzes. Lukas zitiert nur den letzten Teil und deutet damit an, dass das Opfer … Verheiratet war die der Armen. – Muss man hier, den Kirchenvätern und den alten Exegeten folgend, hinzufügen, dass die beiden von Lukas erwähnten Gebote weder Jesus noch Maria banden? Die Mutter Christi hatte außerhalb aller gewöhnlichen Naturgesetze geboren; gemäß den Bestimmungen des mosaischen Gesetzes war sie von der üblichen Reinigung befreit. Was das göttliche Kind betrifft, so ist es klar, dass es, da es niemand anderes als Gott, der Gesetzgeber Israels, war, nicht seinen eigenen Geboten unterstand (vgl. Hilarius, Hom. 17 in Evangel.). Dennoch zögerten sie nicht, sich diesen demütigenden Vorschriften zu unterwerfen. «O Tiefe der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Er, der der Urheber des Gesetzes ist, wie Gott es als Mensch befolgte» (Kat. Graec.).’Demut, Gehorsam war schon immer eine charakteristische Tugend Jesu und der Verheiratet.

Lukas 2.25 Es lebte aber in Jerusalem ein Mann namens Simeon, der gerecht und gottesfürchtig war und auf den Trost Israels wartete; und der Heilige Geist ruhte auf ihm.Der heilige Lukas berichtet nicht über die eigentliche Reinigung der Jungfrau Maria und die Darstellung Jesu; dafür aber schildert er liebevoll zwei ebenso bedeutsame wie anschauliche Begebenheiten, die sich an jenem schönen Tag ereigneten. Die erste Begebenheit rückt den heiligen Simeon plötzlich in den Mittelpunkt: Wer war dieser fromme Einwohner Jerusalems? Manchmal wurden Versuche unternommen, ihn mit verschiedenen Gestalten der jüdischen Geschichte gleichzusetzen, die ebenfalls den damals so gebräuchlichen Namen Simeon trugen. Shimeon, Insbesondere bei Rabbi Simeon, dem Präsidenten des Sanhedrin um das Jahr 13 n. Chr., Sohn des berühmten Hillel und Vater des ebenso berühmten Gamaliel. Andere sehen in ihm, dem apokryphen Nikodemus-Evangelium, Kapitel 16 folgend, einen Hohepriester. Doch all diese Vermutungen entbehren jeder historischen Grundlage. Es ist zudem unwahrscheinlich, dass Lukas einen Hohepriester oder einen hohen Präsidenten einfach mit dem Wort „Hohepriester“ bezeichnet hätte. Mann. Eine durchaus legitime Tradition, die durch den Evangeliumstext gestützt wird (vgl. Verse 26 und 29), schildert Simeon als alten Mann, wenn auch nicht unbedingt als gebrechlichen, wie es die apokryphen Schriften darstellen. Obwohl der heilige Verfasser nichts über das äußere Erscheinungsbild des heiligen Simeon berichtet, zeichnet er in wenigen Zeilen ein großartiges moralisches Porträt seines Helden. Er war ein Mann gerecht und gottesfürchtig, ein vollkommener Mann aus der Sicht der jüdischen Religion. Vor allem war er ein Mann des Glaubens, der inmitten der Demütigungen seines Volkes weder die den Patriarchen gegebenen Verheißungen noch die aufeinanderfolgenden Prophezeiungen der Propheten über den Messias vergessen hatte: Er wartete auf Trost aus Israel., Das heißt, der große Befreier, der ultimative Tröster, dem Jesaja 61,1–3 diese Worte zuschreibt: «Der Geist des Herrn, des HERRN, ist auf mir … Er hat mich gesandt, die Zerbrochenen zu heilen … Den Trauernden in Zion zu geben – ihnen einen Kranz statt Asche zu schenken, Freudenöl statt Trauer, ein Gewand des Lobes statt eines verzweifelten Geistes.» Simeons Gerechtigkeit, Frömmigkeit und Glaube hatten den Heiligen Geist gewissermaßen in seinem Herzen verankert: Der Heilige Geist wohnte in ihm. Diese unvollkommene Zeitform, wie Kommentatoren betonen, deutet auf ein dauerhaftes Innewohnen des Geistes Gottes hin und nicht nur auf einen vorübergehenden Aufenthalt.

Lukas 2.26 Der Heilige Geist hatte ihm offenbart, dass er nicht sterben würde, bevor er den Herrn Christus gesehen hätte. In einem jener Momente inniger und inniger Verbundenheit, die oft mit der Gegenwart des Heiligen Geistes in einer Seele einhergehen, wurde Simeon deutlich offenbart, dass er die Freude haben würde, Christus vor seinem Tod zu sehen. Der Gegensatz zur göttlichen Weissagung ist bemerkenswert: Er würde den Tod nicht sehen, bevor er Christus gesehen hatte. Auch im Johannesevangelium (8,51) ist vom «Sehen des Todes» die Rede. Vgl. Psalm 88,48. Der Christus des Herrn nicht mehr Christus Gott, wie in Vers 11, sondern der Christus Gottes, das heißt, gesandt, gegeben vom Herrn.

Lukas 2.27 So ging er, vom Geist bewegt, in den Tempel. Und als die Eltern das Jesuskind hineinbrachten, um die gesetzlichen Gebräuche für ihn zu befolgen, Vom Heiligen Geist bewegt, kam er zum Tempel (vgl. Matthäus 22,43). Die himmlische Verheißung sollte sich für Simeon endlich erfüllen. Als die Eltern des Kindes Jesus ihn brachten. Rationalisten haben behauptet, dass ein Widerspruch zwischen dem Wort besteht. Eltern und der früheren Ansicht im Bericht des Lukas (1,34 ff.); doch die Protestanten selbst versuchen, diese zu widerlegen. «Welche Kritik! Das Wort ‚Eltern‘ wird lediglich verwendet, um die Eigenschaft zu bezeichnen, in der Joseph und Verheiratet »Er erschien in diesem Augenblick im Tempel und brachte das Kind dar“ (Godet). Als der betagte Simeon sich dem heiligen Paar anschloss, schritten sie also durch das Tempeltor, um unseren Herrn Jesus Christus dem Gott Israels darzubringen und sein Lösegeld zu bezahlen. Daraus folgt, dass Verheiratet Sie war zuvor gereinigt worden, denn ihr war der Zutritt zum Tempel verboten, bis sie von dem rechtlichen Makel befreit war, mit dem sie – wie gewöhnliche Mütter – mutmaßlich behaftet war. Der Priester der Woche war zu ihr durch das Nikanor-Tor, das Osttor, das für solche Zeremonien reserviert war, gekommen und hatte die üblichen Riten an ihr vollzogen. Nichts hinderte die Mutter Christi nun daran, ihren Sohn selbst dem himmlischen Vater darzubringen.

Lukas 2.28 Auch er nahm ihn in seine Arme und pries Gott mit den Worten:– Seit seiner Menschwerdung hatte Jesus verschiedene Zeugen, die seinen Eintritt in die Welt verkündeten und von seiner Erlösung sangen: im Himmel die Engel, auf der Erde Elisabeth, Johannes der Täufer, Zacharias, die Hirten von Bethlehem. Nun mehrt er ihre Zahl. «Alle Altersgruppen und Geschlechter glauben an Wunder: Eine Jungfrau gebiert, eine unfruchtbare Frau empfängt, ein Stummer spricht, Elisabeth weissagt… der im Mutterleib Enthaltsame freut sich, der Witwe wird geholfen, der Gerechte wartet…». Hl. Ambrosius, Auslegung des Lukasevangeliums. Simeon entriss daher in seiner Verzückung sanft das Kind aus den Armen von Verheiratet oder von Josef, der ihn umarmte. «Gesegnete Hände, die das Wort des Lebens berührt haben, und Arme, die bereit sind, ihn zu empfangen!» Gregor von Nyssa im Cato theologica. Welch ein wahrhaft göttliches Bild! Lukas hat es so treffend dargestellt, dass Künstler es nur kopieren mussten, und dies haben sie, neben vielen anderen, bewundernswert getan: van Eyck, Guido Reni, Rubens, Fra Bartolomeo Philibert de Champaigne, Francia, Veronese, Fra Angelico, Tizian, Raffael. Siehe in der apokryphen Literatur (Kindheitsevangelium, Kap. 6, und Protoevangelium des Jakobus, Kap. 15) kuriose Legenden darüber, wie Simeon den Messias erkannte. Er lobte Gott und sagte:. Von Trost erfüllt und vom Heiligen Geist mehr denn je erleuchtet, singt Simeon, der zugleich Prophet und Dichter ist, seinen erhabenen Lobgesang, der für ihn sein Schwanengesang war, wie schon oft wiederholt wurde.

Lukas 2.29 Nun, o Herr, lässt du deinen Diener in Frieden scheiden, wie du es verheißen hast., – Nun. Nichts steht seinem Tod mehr im Wege, seit er den Messias gesehen hat. Die Exegeten weisen zu Recht darauf hin, dass die Verwendung des Präsens, lassen, bestätigt die durch das Adverb ausgedrückte Idee. JETZT. Simeon spricht von seinem Tod als etwas Unmittelbarem, dessen Verzögerung keinen Grund hätte, da die Bedingung, unter der Gott ihn auf Erden erhalten hatte, nun erfüllt sei. Das Verb im griechischen Text bezeichnet die Freilassung eines Gefangenen, die Auflösung von Truppen, die Ablösung eines Soldaten von seinem Posten. Es bedeutet stets eine glückliche Befreiung. Klassische Autoren verwenden es auch im Zusammenhang mit dem Tod. Der fromme alte Mann spricht somit wie einer, für den dieses Leben nun eine Last und das Jenseits eine süße Ruhe, eine sehnlichst ersehnte Erlösung ist. Im Frieden, nicht nur war er hinsichtlich der Zukunft seines Volkes vollkommen beruhigt (Euthymius), sondern auch seine persönlichen Wünsche wurden vollständig erfüllt.

Lukas 2.30 denn meine Augen haben deine Rettung gesehen, – Simeon enthüllt uns nun den Grund für seinen Frieden und sein Glück: Seit meine Augen gesehen haben…Der glückliche alte Mann hätte auch sagen können, dass seine Arme Christus getragen hätten; aber er zieht es vor, die Erfüllung des göttlichen Versprechens zu erwähnen, V. 26. Erlösung, Die messianische Erlösung, die der Herr der Welt in der Person Jesu geschenkt hat.

Lukas 2.31 dass du es vor den Augen aller Völker bereitet hast:Genau darin liegt die Katholizität, die Universalität des Reiches Christi, die ein Jude dem engen Partikularismus seiner Zeitgenossen deutlich gegenüberstellt. Die Israeliten jener Zeit, die die eindeutigen Prophezeiungen (vgl. Jesaja 46,13; 49,6; 52,7–10 u. a.) vergaßen, welche einen Messias ankündigten, der alle Völker ohne Ausnahme erlösen sollte, erwarteten zumeist nur einen Erlöser, dessen Segen auf das theokratische Volk beschränkt sein würde. Simeon befreit sich von diesem engstirnigen Denken: Der Christus, den er preist, wird kein partikularer Erlöser sein; er wird die Erlösung der ganzen Welt bringen.

Lukas 2.32 Licht, um die Finsternis der Völker zu vertreiben und Ruhm für Israel, dein Volk. Der Messias wird jedoch nicht alle Menschen gleichermaßen segnen. Aus der Perspektive der wahren Religion war die Menschheit damals in zwei Gruppen geteilt: Israel und die Heiden. Simeon schließt seinen Lobgesang mit dem Hinweis auf die besonderen Gnaden, die Jesus jedem von ihnen bringen wird. Für die Heiden wird er ein Licht sein, das die Völker erleuchtet, ein Licht, das ihre Finsternis erhellt und ihnen die Wahrheit offenbart. Dieses Bild passt perfekt zu dem Zustand, in dem sich die heidnische Welt damals befand. «Vor dem Kommen Christi», sagt der heilige Athanasius (ap. Cat. D. Thom.), „waren die Völker, die der Erkenntnis Gottes beraubt waren, in tiefste Finsternis gestürzt. Doch Christus, der erschien“, fügt der heilige Kyrill (ebd.) hinzu, „war das Licht für jene, die in der Finsternis des Irrtums waren und die die Hand des Teufels ergriffen hatte; sie wurden von Gott dem Vater zur Erkenntnis des Sohnes berufen, der das wahre Licht ist.“ Vgl. Jesaja 25, 7; 42,6; 49,6; Matthäus 4,16. – Den Juden wird Jesus Christus eine ganz besondere Ehre bringen, denn ihnen allein war er verheißen und direkt gegeben worden (vgl. Matthäus 1,21 und den Kommentar); Ehre, weil er aus ihren Reihen kam; Ehre auch, weil er persönlich in ihrer Mitte leben und wirken wird. In Zeit und Ewigkeit wird ihnen ihr Titel als Brüder Christi dem Fleische nach ein Grund zu berechtigtem Stolz sein. So ist das «Nunc dimittis», ein entzückendes «lyrisches Juwel», ein Gedicht von großem Reichtum trotz seiner Kürze, da es die Religionsgeschichte aller Zeitalter von Christus an zusammenfasst. Wie das «Magnificat», wie das «Benedictus», wurde es von Lukas zum ewigen Trost der Kirche bewahrt; so beschließen diese Gedichte täglich drei der wichtigsten liturgischen Stunden. Der Lobgesang des heiligen alten Mannes Simeon setzt jene fort und vollendet sie. Verheiratet und Sacharja. Man kann sagen, dass es einen breiteren Horizont eröffnet: Diese waren in der Tat spezifischer israelitisch, Verheiratet Da Sacharja die Menschwerdung des Wortes nur aus der Perspektive des Wortes selbst und seines Volkes besang, beschränkte er sich auch auf das Lob des Erlösers Israels, wohingegen Simeon, wie wir gesehen haben, weiter ging und in Jesus den universellen Befreier pries. – Der Parallelismus des «Nunc dimittis» ist weniger vollkommen als der der beiden vorhergehenden Gesänge; zudem variiert er in fast jedem Vers. Synthetisch in Vers 29, antithetisch in Vers 32, ist er in den Versen 30 und 31 lediglich rhythmisch.

Lukas 2.33 Die Eltern des Kindes waren von den Dingen, die über ihn gesagt wurden, tief beeindruckt. – Als sie die Worte des heiligen alten Mannes hörten, Verheiratet Und Joseph konnte ihre Bewunderung nicht verbergen. Nicht, dass sie etwas Neues erfahren hätten. Wie viel mehr hätten sie Simeon erst erstaunt, hätten sie ihm auch nur einen Bruchteil der Wunder erzählt, die sie in den vergangenen Monaten selbst vollbracht und miterlebt hatten? Was sie bewunderten, waren die erstaunlichen Umstände, die jedes Geheimnis im Leben des göttlichen Kindes begleiteten. Vor allem aber erfüllte sie die Art und Weise, wie der Herr Jesus so demütigen Herzen wie ihnen offenbarte, mit immer größerer Ehrfurcht. «Immer wenn sich übernatürliche Dinge neu offenbaren, so erwacht auch die Bewunderung in unseren Herzen.» (Ap. Catenaria der Griechen)

Lukas 2.34 Und Simeon segnete sie und sprach: Verheiratet, seine Mutter: «Dieses Kind ist für den Herbst auf der Welt und die Auferstehung einer großen Anzahl in Israel und ein Zeichen zu sein, das Widerspruch unterliegt, – Nachdem er sein Lied der Freude und Liebe beendet hatte, segnete Simeon« Verheiratet und Joseph. Gewiss ist dies kein Segen im engeren Sinne: «Gesegnet» bedeutet hier, dass er ihnen gratulierte, sie für gesegnet erklärte. Doch plötzlich empfängt er neue Offenbarungen von oben. Das Licht, von dem er so bewundernd gesungen hatte, sieht er von herannahenden Wolken getrübt. Dann wendet er sich zu Verheiratet seine Mutter (zur Mutter, deren Zuneigung intensiver und zärtlicher war; zur Mutter, im Gegensatz zu Joseph, der nur der Vormund war), sagte er mit einem Anflug von Trauer zu ihr: Dieses Kind ist auf der Welt fürDiese Worte enthalten eine sehr wichtige Vorhersage über das Christuskind. Jesus war im eigentlichen Sinne nicht dazu bestimmt, irgendjemandem auf der Welt Verderben zu bringen; im Gegenteil, er kam, um alle Menschen zu retten und zu erlösen. Dennoch wird er für viele indirekt und unbeabsichtigt Verderben bringen. Man versteht leicht, welche Art von Verderben Simeon meint: geistliches Verderben, einen moralischen Niedergang, sei es in dieser oder in der nächsten Welt, für all jene, die sich Jesus widersetzen. Die Auferstehung Folgendes ist von gleicher Natur: Es ist, schon in diesem Leben, die Erhöhung, die Wiedergeburt der durch die Sünde erniedrigten Seelen, die himmlische Herrlichkeit nach dem Tod. – Für manche eine unfreiwillige Ursache des Verderbens, für andere eine direkte Ursache der Auferstehung; der Erlöser wird dadurch ein Zeichen des Widerspruchs sein. Jesaja hatte diesen Charakter des Messias mit nicht geringerer Klarheit vorausgesagt als Simeon: «Er wird ein Heiligtum sein, aber auch ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses für beide Häuser Israels, eine Falle und ein Netz für die Einwohner Jerusalems. Viele werden straucheln, sie werden fallen und zerschmettert werden; sie werden gefangen und verstrickt werden.» (Jesaja 8,14–15). «Wenden wir uns dem Evangelium zu, insbesondere dem des heiligen Johannes, wo das Geheimnis Jesu Christi umfassender offenbart wird: Es ist der vollkommenste Kommentar zu den Worten Simeons.» Hören wir das Murren des Volkes: Einige sagten: „Er ist ein guter Mann.“ Andere sagten: „Nein, er verführt die Menschen …“ Einige sagten: „Er ist der Christus“; andere fragten: „Muss der Christus aus Galiläa kommen …?“ So entbrannte eine große Diskussion darüber … „Er ist besessen“, sagten einige, „er ist ein Wahnsinniger; warum sollte man ihm noch zuhören?“ Andere sagten: „Sind das nicht die Worte eines Besessenen?“ Bossuet, 12. Elevationen der 18. Woche (siehe Elevationen 13–18). Darüber hinaus war Jesus bereits wenige Tage nach seiner Geburt Gegenstand von Widersprüchen: Er war für Herodes ein Grund zum Verderben, für die Hirten, die Heiligen Drei Könige und die Gläubigen ein Grund zur Auferstehung. Dieser Kampf hat sich durch die Jahrhunderte fortgesetzt (vgl. Hebräer 12,3); heute ist er heftiger denn je und wird bis zum Ende der Welt andauern. Die Menschheit wird in Bezug auf Jesus und seine Kirche immer in zwei Lager gespalten sein: das Lager der Freunde und das Lager der Feinde.

Lukas 2.35 »Ein Schwert wird deine eigene Seele durchbohren, und so werden die Gedanken, die in den Herzen vieler verborgen sind, offenbart werden.“ Da Jesus von vielen gehasst und abgelehnt wird, wird er daher von Bitterkeit erfüllt sein: Dies geht deutlich aus Vers 34 hervor. Doch dem Leiden Christi wird naturgemäß das Mitgefühl seiner Mutter entsprechen, wie der heilige alte Mann nun hinzufügt. Ein Schwert wird deine Seele durchbohren… Die Seele steht hier sinnbildlich für das Herz, insofern es der Sitz der Gefühle und somit der Mutterliebe ist. Das Schwert symbolisiert hier den scharfen und schmerzlichen Schmerz, der das Herz durchbohrte. Verheiratet während des Lebens seines göttlichen Sohnes, doch was ihn vor allem auf Golgatha zerriss, wie die Kirche singt: «Das Schwert durchbohrte seine seufzende, betrübte und leidende Seele.» Siehe Euthymius, hl. Diese schöne Metapher ist wahrhaft klassisch. Es ist daher falsch, dass der heilige Epiphanius in der Antike, Lightfoot in der Neuzeit und einige andere ihnen folgende Exegeten das Wort „Schwert“ wörtlich nahmen und aus Simeons Worten schlossen, dass Verheiratet Sie sollte eines gewaltsamen Todes sterben. Wie Beda Venerabilis treffend ausführt, als er diese Passage erklärt: «Kein Bericht besagt, dass die Jungfrau Maria nach einem Schwertstich aus dem Leben schied, zumal es üblicherweise nicht die Seele, sondern der Körper ist, den das Schwert durchbohrt.» Es gibt jedoch eine andere, noch seltsamere Deutung: Sie sieht im Schwert die sinnbildliche Darstellung einer Schlacht, die geschlagen werden sollte. Verheiratet Sie schwankte zwischen Zweifel und Glauben an ihren Sohn, als ob Jesus selbst für seine Mutter einen Augenblick lang ein Zeichen des Widerspruchs wäre. Dass einige Protestanten diese Ansicht teilen, ist nicht verwunderlich; umso erstaunlicher ist es, Spuren davon bei ehemaligen orthodoxen Christen zu finden (siehe Zitate bei D. Calmet) und sogar in den Schriften des heiligen Augustinus, da dieser sich weder auf den Text des Lukas-Evangeliums noch auf den Rest der Evangelien stützen kann. Daher wird diese Ansicht von den meisten Kommentatoren, ungeachtet ihrer jeweiligen Glaubensrichtung, zu Recht abgelehnt. Damit die Gedanken vieler Herzen offenbart werden können…Diese letzten Worte der Prophezeiung sind an sich klar, doch die Kommentatoren sind sich über ihren Zusammenhang mit den vorhergehenden Aussagen uneinig. Einige bringen sie schlicht mit dem «Zeichen des Widerspruchs» in Verbindung. Jesus, so sagen sie, werde gerade dadurch, dass er ein Zeichen des Widerspruchs sein wird, seine Feinde zwingen, die geheimsten Gedanken ihrer Herzen preiszugeben. Die Vorhersage bezüglich Verheiratet Da sie somit zwischen zwei Teilsätzen isoliert ist, mit denen sie nicht direkt verbunden ist, wird sie in Klammern gesetzt. Wir sind jedoch, wie auch andere Exegeten, der Ansicht, dass es natürlicher und dem Gedankengang entsprechender ist, diesen letzten Satz Simeons als Schlussfolgerung, als Konsequenz der drei vorhergehenden Sätze, zu betrachten. Die ersten drei Teilsätze bilden eine untrennbare Einheit. Verheiratet Jesus wird aufgrund der Widersprüche, denen sein Sohn ausgesetzt sein wird, schwer leiden; diese Widersprüche rühren von Jesu Rolle in Bezug auf Israel her. All dies zusammen wird zur Offenbarung der Herzen führen. Indem die Menschen Partei für oder gegen Christus ergreifen, werden sie zwangsläufig ihre Gedanken und Wünsche, ihre Absichten und ihre tiefsten Gefühle offenbaren.

Lukas 2.36 Es gab auch eine Prophetin, Hanna, die Tochter Phanuels, aus dem Stamm Ascher; sie war sehr alt, da sie seit ihrer Jungfräulichkeit sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt hatte. 37 Auch als Witwe erreichte sie das Alter von vierundachtzig Jahren und verließ den Tempel nicht, sondern diente Gott Tag und Nacht im Fasten und Gebet. »Einer alten Legende zufolge starb Simeon in diesem Augenblick vor Glück zu Füßen des Jesuskindes. Da trat Anna, die Tochter Phanuels aus dem Stamm Ascher, hinzu. Der Evangelist«, ruft Theophylakt aus, »verweilt erfreut, die heilige Anna zu schildern.“ Wenn er uns nicht nur den Namen dieser frommen Frau, sondern auch den ihres Vaters und den ihres Stammes nennt, könnte dies an deren symbolischer Bedeutung liegen? Man hat Folgendes vermutet: „Da Anna Gnade, Phanuel das Antlitz Gottes und Ascher der Glückliche bedeutet, könnte man in dieser dreifachen Bezeichnung eine wunderbare Treffsicherheit finden. All dies hatte sich an Anna bewahrheitet: Diese Namen enthielten ihre Geschichte.“ Doch diese Argumentation erscheint uns eher raffiniert als wahr. Der heilige Text fügt hinzu, dass Anna eine Prophetin war. Auch sie hatte übernatürliche Einsichten empfangen, die sich zumeist zweifellos auf den Messias bezogen: Vers 10,38 scheint dies zumindest anzudeuten. Der heilige Lukas betont zudem ihr hohes Alter; er gibt die Dauer ihrer Ehe an; Dann bemerkt er ihren Status als Witwe, und zwar als heilige Witwe. Vierundachtzig Jahre alt. Einige Exegeten glauben, dies beziehe sich auf das Gesamtalter der heiligen Anna zu diesem Zeitpunkt ihres Lebens; andere, dem heiligen Ambrosius folgend, beziehen es nur auf die Jahre ihrer Witwenschaft. Angenommen, Anna hätte gemäß dieser zweiten Hypothese mit 15 Jahren nach jüdischem Brauch geheiratet, wäre sie dann 106 Jahre alt gewesen (15 + 7 + 84). Wir halten jedoch die erste Ansicht für wahrscheinlicher. – In der Antike war Witwenschaft viel seltener als heute. Frauen Sie heirateten fast immer wieder, zumindest wenn sie zum Zeitpunkt des Todes ihres ersten Mannes noch jung waren. Anne bildete wie Judith eine glorreiche Ausnahme von dieser Regel; und sie nutzte ihre Freiheit, um Gott mit größerer Vollkommenheit zu dienen. Sie verließ den Tempel nicht.. Sollen wir diese Worte wörtlich nehmen und annehmen, dass die heilige Anna tatsächlich in einem der Nebengebäude des Tempels wohnte? Oder ist es nicht besser anzunehmen, dass der heilige Schreiber sie hyperbolisch gebrauchte, um zu sagen, dass die fromme Witwe einen großen Teil ihrer Tage in den heiligen Höfen verbrachte (vgl. 24, 53)?; Akt 2, (S. 46)? Wir neigen eher zu dieser zweiten Deutung. Jedenfalls ist klar, dass Anne der Welt entsagt hatte und nur für Gott lebte. Sie verkörperte das Bild der wahren Witwe, das Paulus in 1 Timotheus 5,5 beschreibt. Sie verharrte Tag und Nacht in ihrer unaufhörlichen Anbetung. Obwohl sie das Alter, in dem körperliche Bußübungen ein wichtiger Bestandteil der Heiligkeit sind, längst überschritten hatte, war ihr Leben dennoch ein ständiges Fasten. Wenn das Gebet ihr Lebenswerk war, so war die Buße ihre Erholung.

Lukas 2.38 Auch sie kam zu dieser Stunde an und begann, den Herrn zu loben und von dem Kind zu sprechen, zu allen in Jerusalem, die auf die Erlösung warteten. – Wie Simeon von einem mächtigen Impuls des Heiligen Geistes bewegt, der in ihr wohnte, kam Anne fast im selben Augenblick wie der heilige alte Mann an, in dem Augenblick, als Verheiratet Joseph war gerade dabei, die Zeremonie der Erlösung des Kindes durchzuführen; und als sie in diesem Neugeborenen den Befreier Israels, den Messias, erkannte, begann sie, den Herrn öffentlich zu preisen. begannen, den Herrn zu loben. Von da an fand die heilige Anna große Freude daran, allen, die auf den Messias warteten, von Jesus zu erzählen. – Die Episode endet abrupt mit diesem Detail, und der heilige Lukas führt uns zurück nach Nazareth, wo wir die Heilige Familie begleiten. 

Lukas 2,39-52 = Matthäus 2,23.

Lukas 2.39 Nachdem sie alles nach dem Gesetz des Herrn getan hatten, kehrten sie nach Galiläa, nach Nazareth, ihrer Heimatstadt, zurück. Dieser Vers bildet den Übergang zwischen dem Geheimnis von Jesu Darstellung im Tempel und seinem geheimnisvollen Rückzug nach Nazareth. Wir haben bereits bei der Auslegung der Verse 22–24 gesehen, was das mosaische Gesetz von Müttern und ihren erstgeborenen Söhnen verlangte. Bevor der Evangelist zu einer anderen Episode übergeht, betont er ausdrücklich, dass Verheiratet Und Joseph blieb allen seinen Geboten treu. Bethlehem Judäa war die «Stadt Davids», ihres Vorfahren (V. 4), und sie waren nur auf der Durchreise dorthin gekommen, um einem Befehl des Kaisers, oder vielmehr dem Willen der göttlichen Vorsehung, zu gehorchen; Nazareth aber war ihre Heimat, wo sie sich seit Langem niedergelassen hatten (vgl. 1,56): Daher kehrten sie dorthin zurück, sobald es nichts mehr gab, was sie in Judäa hielt. Erläutern wir die Übereinstimmung zwischen dem Bericht des Matthäus und dem des Lukas über die Kindheit Jesu: Beide Erzählungen lassen sich auf fünf einzelne Ereignisse reduzieren. Dem ersten Evangelium, Kapitel 2, zufolge findet sich 1. die Geburt Jesu in Bethlehem, 2. Die Anbetung der Heiligen Drei Könige in derselben Stadt, 3. Die Flucht nach Ägypten, 4. Der Kindermord in Bethlehem, 5. Die Rückkehr aus Ägypten und die Ansiedlung der Heiligen Familie in Nazareth. Laut Lukas 2,1-39 gibt es 1. Die Geburt Jesu in Bethlehem, 2. Die Verehrung der Hirten, 3. Die Beschneidung, 4. Die Reinigung von Verheiratet und die Darstellung Jesu im Tempel, 5. die Rückkehr der Heiligen Familie nach Galiläa. Während der heilige Matthäus Jesus führt, Verheiratet und Joseph von Bethlehem in Ägypten, bevor er sie nach Nazareth zurückbrachte, scheint der heilige Lukas zu bestätigen, dass er, nachdem er sie dort zurückgelassen hatte, dies getan hatte. Bethlehem, Sie kehrten direkt nach Nazareth zurück. In Anlehnung an Celsus und Porphyrios (vgl. S. Epiph. Haer. 51, 8) stellten Rationalisten häufig Matthäus und Lukas gegenüber, wobei sie mitunter den einen Bericht zugunsten des anderen verwarfen (Schleiermacher, Schneckenburger u. a.), mitunter aber auch beide (Strauss, Leben Jesu, 1835, §§ 34 und 35). Meyer selbst, obwohl weit weniger fortschrittlich, behauptete, eine «Versöhnung sei unmöglich». Alford zögerte trotz seiner Überzeugung nicht zu sagen: «Im gegenwärtigen Zustand der beiden Berichte lässt sich keine zufriedenstellende Methode zu ihrer Vereinigung vorschlagen. Wer dies versucht hat, hat in irgendeiner Weise gegen Wahrscheinlichkeit oder gesunden Menschenverstand verstoßen.» Obwohl wir als katholische Exegeten weit strengere Kritikregeln befolgen als ein anglikanischer Geistlicher, halten wir die beiden Berichte für vereinbar. 1. Es ist leicht verständlich, dass die heiligen Autoren nicht exakt dieselben Ereignisse schilderten: Matthäus wählte diejenigen aus, die am besten zu seinem Plan passten (siehe unseren Kommentar zu Matthäus 2,22); Lukas nahm diejenigen in seinen Bericht auf, die er in den von ihm verwendeten Dokumenten fand. 2. Die Übereinstimmung zeigt sich am einfachsten bei den ersten Ereignissen: Jesus wird geboren in Bethlehem Laut den beiden Evangelisten wird er von den Hirten angebetet und dann, nach Lukas, am achten Tag beschnitten. Auch hinsichtlich des Aufenthalts in Nazareth besteht Übereinstimmung zwischen den beiden Evangelisten, die Matthäus und Lukas gemeinsam schildern. 3. Alles geschieht zunächst so, wie Lukas es beschreibt, bis hin zur Darstellung des Herrn. Die Heiligen Drei Könige kommen dann, um Jesus anzubeten. Bethlehem, Dorthin hatten ihn seine Eltern nach ihrer Abreise aus Jerusalem zurückgebracht. Danach folgten die Flucht nach Ägypten, der Kindermord in Bethlehem, die Rückkehr aus Ägypten und die Ansiedlung der Heiligen Familie in Nazareth. Die Berichte bleiben somit in ihrer ursprünglichen Form erhalten; lediglich der Bericht des Matthäus wird ganz natürlich nach dem des Lukas eingefügt. – Die beiden Evangelisten widersprechen sich nicht, sondern ergänzen einander. Lukas, der den Besuch der Heiligen Drei Könige und seine schmerzlichen Folgen nicht schildern wollte, hätte die Heilige Familie durchaus direkt von Jerusalem nach Nazareth führen können, ohne Zwischenstationen auszuschließen. Weltliche Historiker nutzen diese Freiheit häufig, und niemand wagt es, sie dafür zu kritisieren. – Siehe dazu Augustinus, *De consensu Evangelica*; Dehaut, *L’Évangile expliqué, défendu*, 5. Aufl., Bd. 1, S. 343 ff.; Maldonat, Comment. in Matth. 2, 13, 22, 23.

Lukas 2.40 Doch das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt von Weisheit, und die Gnade Gottes ruhte auf ihm. In diesen wenigen Zeilen fasst der Evangelist die ersten zwölf Jahre unseres Herrn Jesus Christus zusammen: Er stellt sie allgemein als eine Zeit des allgemeinen Wachstums und der Entwicklung dar, wie sie für alle Menschen gilt. Vgl. Justin der Märtyrer, Dialoge über Tryphos, Kapitel 88. Erfüllt von Weisheit. Hinter der Gestalt eines demütigen kleinen Kindes verbarg Jesus aufgrund seiner göttlichen Natur unendliche Weisheit. Siehe die Erklärung zu Vers 52. Im Griechischen scheint die Verbform auf einen beständigen und immer wiederkehrenden Ausfluss göttlicher Weisheit auf die Seele unseres Herrn Jesus Christus hinzuweisen. Vgl. Schegg, hl – Die Gnade Gottes war in ihm.. Gottes Gunst ruhte also, oder vielmehr, sie kam sichtbar auf den Sohn Marias herab: Der Herr richtete fortan all seine Freude auf dieses gesegnete Kind. Wie fade wäre der Gedanke, sähe man darin, einigen Auslegern folgend, einen Hinweis auf die leibliche Gnade Jesu. – Der heilige Lukas hatte zuvor eine ähnliche Bemerkung über den Vorläufer gemacht (1,66 und 80). Doch welch ein Unterschied zwischen dem Wachstum des heiligen Johannes und dem Christi! Dort hieß es zudem nur, die Hand Gottes sei mit dem Sohn des Zacharias gewesen, wohingegen hier die Gnade Gottes selbst in Jesus wohnt.

Jesus unter den Schriftgelehrten. V. 41-50

«Der Evangelist beweist nun die Wahrheit dessen, was er soeben gesagt hat.» (Hl. Kyrill, Apostolischer Apostel, D. Thomas). Der heilige Lukas unterstreicht die wahrhaft göttliche Weisheit Jesu anhand einer berührenden Anekdote. Diese Episode ist uns umso kostbarer, als sie die erste persönliche Offenbarung des Erlösers enthält, uns einen Einblick in die Tiefen seiner Seele und seiner Kindheit gewährt und in den Heiligen Evangelien einzigartig ist. Zwar hat die apokryphe Literatur versucht, den Schleier über den frühen Jahren unseres Herrn Jesus Christus zu lüften, und sie ist reich an Informationen über das verborgene Leben in Nazareth. Doch abgesehen von einigen wenigen Details, die, wie der heilige Hieronymus in seinem Brief Ad Laetam sagt, wie ein wenig Gold im Schlamm sind, vermittelt sie uns ein dürftiges Bild vom Kindgott. Eine theatralische Zurschaustellung sinnloser Wunder, schockierender Fabeln, ein Jesus, der weder demütig noch gehorsam noch einfach ist und sich vor allen in Szene setzt – das ist es, was man dort findet. Die Vorsehung hat zugelassen, dass diese ungewöhnlichen Bücher uns erreichen, damit wir den Unterschied zwischen den Evangelien des Himmels und den Evangelien der Erde besser erkennen können. Siehe dazu die bereits zitierte Arbeit von Brunet.

Lukas 2.41 Seine Eltern aber fuhren jedes Jahr zum Pessachfest nach Jerusalem.  – Dieser Vers und der folgende enthalten die ersten Details der Geschichte. Seine Eltern fuhren jedes Jahr hin.…Zunächst ein Detail allgemeinerer Natur. Die Jahreszahl steht als Auslassungspunkt für „anlässlich des Passahfestes“, daher unternahmen Jesu Eltern eine Pilgerreise nach Jerusalem. Wahrscheinlich kürzt der Evangelist an dieser Stelle ab, und wenn er nur das Passahfest erwähnt, dann deshalb, weil sich die von ihm geschilderte Begebenheit während dieses Festes ereignete. Tatsächlich sollten die Israeliten nach jüdischem Gesetz dreimal im Jahr – zu Passah, Pfingsten und dem Laubhüttenfest – das Heiligtum besuchen und so die Bande stärken, die sie mit der Theokratie verbanden (vgl. 2. Mose 2,14 ff.; 34,23; 5. Mose 16,16). Es gab keine Ausnahme außer… die Kranken, ältere Menschen, kleine Kinder und Frauen. Diese Frauen aber gingen aus Frömmigkeit oft nach Jerusalem, um zumindest das Passahfest zu feiern (vgl. 1 Sam 1,7; Mt 27,55; Mk 15,4; Lk 23,55). Hillel hatte sogar versucht, diese Teilnahme für sie zur Pflicht zu machen. Jedenfalls überrascht es uns nicht, dass Verheiratet begleitete ihren heiligen Ehemann nach Jerusalem.

Lukas 2.42 Als er sein zwölftes Lebensjahr erreicht hatte, gingen sie gemäß dem Brauch dieses Festes dorthin hinauf., Dieses Alter war für die Juden von höchster Bedeutung, aufgrund eines alten Brauchs, der mit verschiedenen Details aus dem Leben von Mose, Salomo und anderen verbunden ist. Vor Erreichen dieses Alters war man noch ein Kind, mit dessen Überschreiten wurde man zum Mann; vor allem aber wurde man um diese Zeit zum «Sohn des Gesetzes», was bedeutete, dass man allen Geboten des mosaischen Gesetzes unterworfen war, da man nun als stark genug galt, sie selbst in ihren schwierigsten Aspekten zu befolgen. Folglich war der junge Israelit im Alter von zwölf Jahren an die bereits erwähnten Fastenzeiten und Pilgerfahrten gebunden. Folgt daraus, dass die von Lukas an dieser Stelle beschriebene Reise die erste von Jesu Pilgerfahrten nach Jerusalem nach seiner Darstellung im Tempel war? Mehrere Exegeten (von Burger, Abbott usw.) haben dies akzeptiert. Es erscheint jedoch naheliegender, mit Augustinus, Maldonatus, Lukas von Brügge, Jansenius und anderen anzunehmen, dass seine Eltern ihn auf ihren vorherigen Pilgerfahrten nicht zurückgelassen hatten. Sein Alter ist im Bericht des Evangelisten völlig nebensächlich.

Lukas 2.43 Und als sie nach Hause zurückkehrten, nachdem die Festtage vorüber waren, blieb das Jesuskind in der Stadt, ohne dass seine Eltern es bemerkt hatten. 44 Da sie glaubten, er sei bei ihren Reisegefährten, liefen sie den ganzen Tag und suchten ihn dann unter ihren Verwandten und Bekannten. – Jesus ging in Jerusalem verloren. Die Osterfeierlichkeiten dauerten eine ganze Oktav, das heißt acht aufeinanderfolgende Tage (vgl. Exodus 12,15; Levitikus 23,3 ff.; Deuteronomium 16,3), und es ist sehr wahrscheinlich, dass Jesus, dem Ausdruck des Lukas folgend, in Jerusalem verloren ging. Verheiratet Und Joseph blieb acht volle Tage in Jerusalem, bevor er überhaupt ans Aufbrechen dachte. Man konnte aber auch schon am dritten Tag aufbrechen, sobald der wichtigste Teil der Zeremonie vorüber war. Das Jesuskind blieb in Jerusalem.. Er blieb, wie er selbst etwas weiter unten, in Vers 49, erklärt, weil es «die Angelegenheit seines Vaters» erforderte: Er warnte weder seine Mutter noch den heiligen Josef, weil es Gottes geheimem Plan entsprach, dass sie über seinen vorübergehenden Verlust betrübt sein sollten. Seine Eltern bemerkten nichts.. Siehe Vers 33 und die Erklärung. Es erscheint zunächst sehr seltsam, dass Verheiratet So wurden Josef und Jesus getrennt, und sie verließen Jerusalem, ohne ihn zu finden. Doch alles lässt sich leicht erklären, wenn man die Umstände des Verschwindens des Kindes betrachtet. Die Heilige Familie reiste nicht allein (vgl. V. 44); sie kehrte mit einer Karawane, bestehend aus vielen galiläischen Pilgern, nach Nazareth zurück. Der Aufbruch einer orientalischen Karawane verläuft ebenso langsam und chaotisch wie laut. Oftmals gehen daher die ungeduldigen jungen Leute voran, und alle treffen sich erst am nächsten Halt; die Mütter wissen das und sind nicht beunruhigt. Oder, selbst wenn sie gemeinsam aufgebrochen waren, bilden sich bald verschiedene Gruppen. Frauen Und die älteren Männer reiten gewöhnlich auf Eseln; die Männer und jungen Männer gehen zu Fuß; tausend Begebenheiten verlangsamen oder beschleunigen die Reise; die Kinder, die anfangs neben ihren Vätern herlaufen, schließen sich bald einer Gruppe in der Nähe an. Vergessen wir zudem nicht, dass wir uns im Orient befinden, wo man mit zwölf Jahren oft schon als junger Mann gilt. Schließlich Verheiratet Joseph und seine Frau kannten unseren Herrn, und obwohl seine Weisheit von frühester Kindheit an für alle offensichtlich war, hatte niemand so viel Beweis dafür wie seine Mutter und Vormundin. Aus all diesen Gründen, zu denen wir, Euthymius folgend, die göttliche Vorsehung hinzufügen können, Verheiratet Joseph und seine Familie waren über Jesu Abwesenheit nicht allzu überrascht, da sie richtigerweise annahmen, er sei bei ihren Angehörigen. Nachdem das Kind jedoch einen Tag lang (sechs oder sieben Stunden) nicht wieder aufgetaucht war, hielt die Karawane für die Nacht an, und die Mitglieder jeder Familie versammelten sich, um ein gemeinsames Lager aufzuschlagen. Dann geschah es, dass Verheiratet Und als Josef sah, dass Jesus nicht zu ihnen kam, suchte er ihn unter den verschiedenen Gruppen. «Der Erlöser blieb im Verborgenen, damit seine Eltern sich nicht gegen die Diskussion stellen konnten, die er mit den Schriftgelehrten führen wollte; oder vielleicht wollte er vermeiden, den Anschein zu erwecken, er verachte die Autorität seiner Eltern, indem er ihnen den Gehorsam verweigerte. Er blieb deshalb im Verborgenen, entweder um völlig frei handeln zu können oder um nicht des Ungehorsams beschuldigt zu werden.» (Kette der griechischen Kirchenväter).

Lukas 2.45 Da sie ihn nicht gefunden hatten, kehrten sie nach Jerusalem zurück, um ihn zu suchen.Nach vergeblichen Bemühungen setzten sie ihre Reise nach Jerusalem fort. Das heilige Paar suchte qualvoll weiter, von dem Ort, an dem es Halt gemacht hatte, bis nach Jerusalem. An diesem Tag muss das von Simeon prophezeite Schwert des Leids grausam in der Seele des heiligen Paares gewirkt haben. Verheiratet.

Lukas 2.46 Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel, wo er inmitten der Lehrer saß, ihnen zuhörte und sie befragte. – Jesus im Tempel gefunden, V. 46–50. – Nach drei Tagen. Nicht die Rückkehr von Jesu Eltern nach Jerusalem, wie de Wette, Baumgarten-Crusius u. a. behaupten, sondern ihr Aufbruch bildet den Ausgangspunkt der Zählung. Am ersten Tag verließen sie die heilige Stadt und zogen nach Norden; am zweiten Tag kamen sie nach Jerusalem; am dritten Tag begegneten sie dem Erlöser. Im Tempel. Jesus befand sich nicht im Heiligtum selbst, sondern in einem der Nebengebäude des Tempels. Unter den vielen Gebäuden mit diesem Namen befanden sich auch Räume, die für die akademischen Lehrveranstaltungen der Rabbiner genutzt wurden: In einem dieser Räume wurde Jesus gefunden. Der Evangelist beschreibt seine Haltung in bildhaften Worten, die die Szene vor unseren Augen lebendig werden lassen. Er sitzt inmitten der Lehrer, jedoch nicht als einer von ihnen, wie Maler fälschlicherweise annehmen (diejenigen, die diese Szene am besten dargestellt haben, sind Giotto, Ferrari, Bernardino Luini, Pinturicchio, Giovanni d'Udine und Valentin), sondern auf einer Matte, wie es orientalische Schulkinder tun. Zwar hörte er den Lehren der Rabbiner nicht nur zu, da der heilige Text ausdrücklich besagt, dass er selbst Fragen stellte; doch auch darin verhielt er sich eher wie ein Schüler als wie ein Lehrer. Tatsächlich förderte die rabbinische Methode die Fragen und Einwände der Schüler sehr: Dies wird auf jeder Seite des Talmud deutlich. «Ich habe viel von meinen Rabbinern gelernt», sagte ein alter jüdischer Lehrer; «Von meinen Kollegen habe ich noch mehr gelernt, aber von meinen Schülern am meisten.» Darüber hinaus entspricht unsere Ansicht der der Kirchenväter (vgl. Orig. hl; S. Greg. Pastoral 3, 26; Maldonat und D. Calmet), und die gegenteilige Auffassung widerspräche völlig dem Wesen des Jesuskindes. – Worum ging es in Jesu Fragen? Wir können dies aus seinem weiteren Leben erschließen: „Was haltet ihr von Christus?“, fragte er später die jüdischen Gelehrten. „Wessen Sohn ist er?“ Die Fragen des Kindes waren zweifellos von derselben Art wie die des erwachsenen Mannes. Ein apokryphes Evangelium behauptet fälschlicherweise, Jesus habe den erstaunten Rabbinern die Anzahl der Sphären und Himmelskörper, ihre Natur und ihre Wirkungsweise erklärt und Physik, Metaphysik, Hyperphysik und Hypophysik beschrieben. Vgl. Evang. Infantiae arabicum, Kap. 48–52. 

Lukas 2.47 Und alle, die ihn hörten, waren von seiner Intelligenz und seinen Antworten begeistert. Ihr Erstaunen überwältigte sie. Der Historiker Josephus, der stets gern von sich selbst sprach, berichtet in seiner Lebensbeschreibung, Kapitel 1, dass er im Alter von 14 Jahren alle mit seiner frühen Reife und seinem tiefen Verstand verblüffte, so sehr, dass die Priester und Gelehrten ihm gern Fragen zum mosaischen Gesetz stellten. Doch was war die Weisheit eines Menschenkindes im Vergleich zu der Jesu? Die Antwort unseres Herrn an seine Mutter, Vers 49, hilft uns, die Tiefe seiner Antworten an die Rabbiner zu verstehen. Beda: Um zu zeigen, dass er ein Mensch war, hörte er den Gelehrten, die ja auch nur Menschen waren, demütig zu; aber um zu beweisen, dass er Gott war, beantwortete er ihre Fragen auf erhabene Weise. Seine Worte offenbarten göttliche Weisheit, doch sein Alter verbarg den Anschein menschlicher Schwäche. Auch die Juden, hin- und hergerissen zwischen dem Erhabenen, das sie hörten, und der ihnen vor Augen geführten Schwäche, empfanden Bewunderung, vermischt mit Zweifel und Unsicherheit. Für uns ist das alles nicht überraschend, denn wir wissen vom Propheten Jesaja, dass er, obwohl er sich entschied, für uns als kleines Kind geboren zu werden, dennoch der allmächtige Gott bleibt.

Lukas 2.48 Als sie ihn sahen, waren sie erstaunt, und seine Mutter sagte zu ihm: «Mein Kind, warum hast du uns das angetan? Dein Vater und ich haben dich voller Sorge gesucht.» – wiederum Joseph und Verheiratet Sie sind überrascht. Verheiratet Wer spricht, und nicht Josef? Ein völlig natürliches Detail, denn die Zuneigung einer Mutter ist intensiver als die eines Vaters und erst recht als die eines Adoptivvaters. Mehrere frühe Ausleger (Salmeron, Maldonat u. a.) legen behutsam nahe, dass die Jungfrau Maria wartete, bis sich die Versammlung, in deren Mitte sie Jesus gefunden hatte, aufgelöst hatte, bevor sie ihre mütterlichen Sorgen mit ihm teilte. Nach dieser Annahme wären die folgenden Szenen nur von Mitgliedern der Heiligen Familie beobachtet worden. Warum haben Sie sich uns gegenüber so verhalten? Nie zuvor hatte Jesus seine Eltern betrauert. In dem Ausruf, der so spontan aus dem Herzen entfährt, Verheiratet, Protestantische und rationalistische Autoren haben versucht, darin Härte zu erkennen. Doch so sehr wir uns auch bemühen, finden wir nur den Ausdruck zärtlicher Zuneigung, vereint mit tiefstem Respekt. Siehe Lukas von Brügge, hl. Verheiratet Sie beklagt sich nicht direkt; sie lässt die Fakten für sich sprechen, die so beredt waren: Wir suchten dich, zutiefst beunruhigt. Das griechische Wort für «beunruhigt» ist sehr aussagekräftig: Es beschreibt Schmerzen, die so intensiv sind wie die einer Geburt. Das Imperfekt deutet auf eine lange und mühsame Suche hin. Verheiratet Demütig nahm er seinen Namen nach dem heiligen Josef an und verlieh dem Beschützer Jesu den ehrenvollen Titel „Vater“. Diesen Titel trug er sowohl in der Familie als auch in der Öffentlichkeit; und er verdiente ihn durch die Großmut seiner Liebe zum göttlichen Kind. (Vgl. Bossuet, 5. Vorlesung der 20. Woche.).

Lukas 2.49 Und er antwortete ihnen: «Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?»Verheiratet Er hatte im Namen des heiligen Josef ebenso wie in seinem eigenen Namen gesprochen: Deshalb richtet unser Herr seine Antwort an sie alle gemeinsam. Diese Antwort ist für uns von unschätzbarem Wert, nicht nur wegen ihrer immensen Tragweite und ihrer bedeutungsvollen Lehren, sondern auch, weil sie die erste Evangeliumsaussage Jesu enthält, ja, die einzige, die die Heiligen Evangelien aus seinen ersten dreißig Lebensjahren überliefert haben. Der Rationalismus, der keinen Respekt kennt, hat sie ebenfalls angegriffen und behauptet, Jesus zeige Starrheit und sogar Ungehorsam gegenüber seiner Mutter und seinem Adoptivvater; dabei ist sie im Gegenteil in jeder Hinsicht bewundernswert und wahrhaft würdig Jesu. Edel und schlicht zugleich, vereint sie Majestät und’Demut, Es ist für den Menschensohn ebenso angemessen wie für den Sohn Gottes. Doch es birgt unergründliche Tiefen, und man kann verstehen, dass engstirnige, oberflächliche Geister, verblendet von religiösen Vorurteilen, es nicht begreifen konnten. Zu den beiden Fragen Verheiratet, Das göttliche Kind antwortet mit zwei Gegenfragen. Jesus macht seiner Mutter und dem heiligen Josef in keiner Weise Vorwürfe, weil sie ihren geliebten Sohn so ängstlich gesucht haben; er erinnert sie lediglich in respektvollen und einfühlsamen Worten an seine überlegene Natur und die damit verbundenen großen Pflichten. (Siehe Beda Venerabilis, hl.) zu den Dingen meines Vaters Dies hat zwei Deutungen erfahren, die beide gleichermaßen durch den klassischen Sprachgebrauch legitimiert sind. Die syrische und die armenische Version, mehrere Kirchenväter (Origenes, Epiphanius, Theophylakt, Euthymius) und verschiedene Exegeten (Kuinoel, Meyer usw.) haben es als Synonym für „im Haus meines Vaters“ und folglich für „im Tempel“ betrachtet. Warum nicht gleich annehmen, wie Jesus es getan hätte, dass ich mich im Palast Gottes, meines himmlischen Vaters, befand? Man hätte sich so mühsame Nachforschungen erspart. Die meisten Kommentatoren behalten die Bedeutung „in den Angelegenheiten meines Vaters“ bei, was unserer Ansicht nach wesentlich besser ist, da die erste Übersetzung den Gedanken unnötig einschränkt (vgl. 1 Timotheus 4,15 und Genesis 41,5 in der Septuaginta). Verheiratet hatte den «Vater» Jesu erwähnt: Der Erlöser greift diesen Titel erneut auf, um ihm jedoch eine unendlich höhere Bedeutung zu verleihen, die einzig und allein der Realität der Tatsachen entsprach. «In gewisser Weise korrigiert er die Worte von Verheiratet Bezüglich desjenigen, der für seinen Vater gehalten wurde, offenbart er den wahren Vater und lehrt, dass dieser von oben kommt» (Graec. ap. Cat. D. Thom. hl) – Jesus deutet damit an, warum er in Jerusalem geblieben war: Die Angelegenheiten seines himmlischen Vaters hatten ihn daran gehindert. Erhabene Unterscheidung zwischen den Rechten Gottes und denen des Vaters. Verheiratet Jesus liebte seine Mutter und seinen Adoptivvater von ganzem Herzen; doch seine Liebe zu ihnen konnte nicht über die Pflicht, über den Willen des Himmels, triumphieren. Er war daher sozusagen erstaunt, dass sie diesen Gedanken nicht schon früher hatten, so wie «ein Liebender erstaunt wäre, wenn man ihm eine andere Richtung als die des Nordpols zuweisen wollte». Das «Programm» von Jesu ganzem Leben, der Schlüssel zu all seinen Geheimnissen, findet sich genau in diesem Ausspruch. Sich mit den Angelegenheiten seines Vaters zu beschäftigen, war stets sein Ideal (vgl. Joh 4,34; 8,29; 9,4; 14,31 u. a.). Wenn je ein Kinderausdruck prophetisch war, dann sicherlich der, den wir soeben gelesen haben. Er kündigte Verzicht und Opferbereitschaft an, die großzügig auf sich genommen wurden, wann immer die Ehre Gottes auf dem Spiel stand.

Lukas 2.50 Aber sie verstanden nicht, was er ihnen sagte. Dieser Vers bedeutet nicht, dass Jesu Worte für seine Eltern ein völliges Rätsel waren, denn sie wussten besser als jeder andere, dass er der von den Propheten verheißene Christus war. Lukas meinte lediglich, dass sie die Tragweite von Jesu Antwort damals noch nicht vollständig erfassten. Welcher Zusammenhang bestand zwischen der Anwesenheit des Kindes im Tempel und den Angelegenheiten seines himmlischen Vaters? Würde er sich der Welt sofort offenbaren? Beabsichtigte er, regelmäßig im Tempel zu wohnen? Häufig dorthin zurückzukehren? Würde er dort seine Predigt und seinen Dienst beginnen? Diese und ähnliche Fragen beschäftigten sie sehr, und sie fanden keine Antwort. Weil sie Großes von ihm erwarteten, erschien ihnen alles geheimnisvoll, und sie konnten weder den Zeitpunkt noch die Art und Weise erahnen, wie seine Pläne verwirklicht werden würden. Ihre immense Erwartungshaltung Demut Dies bewahrte sie davor, Jesus mit einer Reihe von Fragen zu überhäufen. Sie erinnerten sich genau an die von Gott gewählte Vorgehensweise bei der Verkündigung, der Menschwerdung und der Beseitigung der Zweifel des heiligen Josef, wie er sich der Jungfrau Maria gegenüber verhalten solle. Verheiratet. Es gibt unzählige Dinge in den Prophezeiungen, die sehr klar sind und erst später verstanden wurden (vgl. Dom Calmet). «Der heilige Johannes (…) erklärt mehrfach, dass die Worte des Meisters, die damals rätselhaft waren, erst später verstanden werden sollten (vgl. 12,16; 13,7; 14,25–26; 15,26–27; 16,12–15)» (vgl. Die christliche Bibel, Die vier Evangelien, Quebec, Anne Sigier Editions, 1988, §18, S. 120).

Lukas 2.51 So ging er mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen gehorsam. Und seine Mutter bewahrte all diese Worte in ihrem Herzen.  Jesus, kehre nach diesem kurzen Glanz in die Schatten zurück. Die anmutige Blume von Nazareth hatte sich einen Augenblick geöffnet und etwas von ihrem Duft verströmt; nun aber schließt sie sich wieder für viele Jahre, ganze achtzehn Jahre, die der heilige Lukas in zwei Versen zusammenfasst. Wahrlich, diese Zusammenfassung ist unerschöpflich reichhaltig. Er war ihnen unterworfen. «Ich bin über diese Aussage zutiefst erstaunt», schrieb Bossuet in seiner achten Vorlesung der 20. Woche. «Ist das etwa der ganze Sinn Jesu Christi, des Sohnes Gottes? Besteht seine einzige Rolle darin, zwei seiner Geschöpfe zu gehorchen?» (vgl. Philipper 2,7) Welch ein wunderbares Bild in diesen drei Worten: „Er unterwarf sich ihnen.“ Seine Mutter bewahrte all diese Dinge auf.… In Vers 19 hatte der heilige Lukas bereits auf diese beständige Betrachtung hingewiesen. Verheiratet Angesichts der Geheimnisse Jesu; hier verwendet er jedoch einen eindringlicheren Ausdruck. Die Mutter meditierte daher Tag und Nacht über die Worte und Taten ihres Sohnes. Dieser Rückzug in Nazareth war für sie eine Zeit süßer Freuden, die nach dem Vorfall im Tempel durch nichts getrübt wurden, außer durch den Tod des heiligen Josef, der aller Wahrscheinlichkeit nach einige Zeit vor dem öffentlichen Wirken unseres Herrn eintrat. Vgl. Johannes 2, 12, wo der heilige Patriarch in einer sehr genauen Aufzählung der menschlichen Familie des Erlösers nicht einmal erwähnt wird.

Lukas 2.52 Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen. – Lukas hatte bereits in Vers 40 auf die Kindheit unseres Herrn Jesus Christus als eine Zeit universeller Entwicklung hingewiesen. Bevor er das verborgene Leben verließ, um ins öffentliche Leben einzutreten, macht er ähnliche Überlegungen zur Jugend des Messias. Jesus machte Fortschritte.. Dieses Wachstum verfolgte einen dreifachen Zweck: die Entwicklung von Geist, Leib und Seele. – 1. Der Geist. Schon in den ersten Jahrhunderten der Kirche entbrannte eine ernsthafte Debatte über diesen Punkt. Inwiefern, so wurde gefragt, könne man von intellektueller Entwicklung bei unserem Herrn Jesus Christus sprechen? Unter den Theologen herrschte in dieser Frage nicht immer Einigkeit. Mehrere Kirchenväter, insbesondere der heilige Athanasius (Orat. 3 contra Arian. c. 51 ff.), zögerten nicht, einen tatsächlichen Fortschritt in Christi Erkenntnis anzuerkennen. Als Gott, so sagten sie, habe Jesus von Ewigkeit her alles gewusst; als Mensch aber sei er an Weisheit gewachsen, indem sein Verständnis durch die Herrlichkeit des Wortes erleuchtet wurde. Dem heiligen Athanasius und anderen Kirchenlehrern schien diese Auslegung der Worte des heiligen Lukas es zu ermöglichen, die Arianer, die sie missbrauchten, um zu behaupten, Jesus Christus sei nicht Gott, da sein Sein begrenzt sei, klarer und leichter zu widerlegen. Andere Kirchenväter hingegen bekräftigten, dass es bei Jesus keine eigentliche intellektuelle Entwicklung gegeben habe. Laut Kyrill von Oranien (Thesaurus Assertiva, L. 10, Kap. 7) wuchs Christus, «nicht, weil seine von Anfang an vollkommene Menschlichkeit zunehmen konnte, sondern weil sie sich fortschreitend offenbarte». Wachstum fand demnach nur in Beziehung zu anderen Menschen statt. Im Mittelalter wurde diese Frage erneut aufgegriffen und auf höchst treffende Weise geklärt. Scholastische Theologen unterschieden zwischen dem göttlichen oder ungeschaffenen Wissen unseres Herrn, das sich nicht vom Wissen der Heiligen Dreifaltigkeit unterscheidet, und dem menschlichen oder geschaffenen Wissen, das Christus als Mensch besitzt. Sie unterteilten dieses menschliche Wissen weiter in drei Bereiche: seligmachendes (oder visionäres) Wissen, eingegossenes Wissen und erworbenes Wissen (aus Erfahrung). Mit visionärem Wissen meinten sie das Wissen, das Christi Seele, wie die der Engel und Seligen, aus der intuitiven Betrachtung des göttlichen Wesens schöpfte; mit eingegossenem Wissen die Einsichten, die Gott ihm beständig direkt vermittelte; durch erworbenes Wissen, die Erkenntnisse, die ihm durch Vernunft, Erfahrung usw. zuteilwurden. Nun war nach allgemeiner Auffassung das seligmachende und eingegossene Wissen unseres Herrn Jesus Christus vom ersten Augenblick seiner Empfängnis an vollkommen; daher konnte es nicht mehr hinzugewonnen werden. Dennoch strahlte es täglich hellere Strahlen aus, «wie die Sonne, die von ihrem Aufgang bis zum Zenit immer leuchtender wird und deren Fortschritt nicht etwa durch inneres Wachstum, sondern nur in ihrer Wirkung zunimmt, weil sie allmählich immer mehr Licht auf uns wirft» (Coron. Jansenius, Kommentar zu Luc. 2, 52). Im Gegenteil, seine empirischen Kenntnisse wuchsen stetig. Nicht etwa, dass sie Jesus gänzlich neue Dinge lehrten; vielmehr zeigten sie ihm in neuem Licht Ideen, die er aufgrund seines eingegossenen Wissens bereits kannte. So, nach der Brief an die Hebräer, 5,8: «Er lernte, obwohl er der Sohn war, durch sein eigenes Leiden, was Gehorsam heißt.» Diese Unterscheidungen scheinen uns diesen heiklen Punkt vollkommen zu klären: Sie stellen auch die Harmonie unter den Kirchenvätern wieder her, denn sie erklären, wie einige den Fortschritt in der Weisheit des Erlösers anerkennen konnten, während andere ihn ablehnten. – 2. Der Körper. Der griechische Begriff ist mehrdeutig und kann sowohl «Größe» als auch «Alter» bedeuten. Wir folgen vielen Exegeten und bevorzugen die erste Bedeutung. Zudem ist der Unterschied nicht groß, da während eines bedeutenden Teils des menschlichen Lebens das Wachstum von Größe und körperlicher Kraft mit dem Älterwerden einhergeht. – 3. Die Seele oder die moralische Entwicklung. Hier stoßen wir auf dieselbe Schwierigkeit wie beim intellektuellen Fortschritt Jesu. Sie wird auf ähnliche Weise gelöst. Den Theologen folgend, unterscheiden wir weiter zwischen «übernatürlichen Gewohnheiten und Taten, Prinzipien und Wirkungen. Werke der Gnade oder Tugendtaten wuchsen und vermehrten sich unaufhörlich; aber eingegossene Gewohnheiten, tugendhafte Gesinnungen, heiligmachende Gnade – all das, was seine Gott-Mensch-Natur in seiner Seele erforderte – konnten nicht wachsen. Der Erlöser besaß diese Gaben stets in höchstem Maße.» (Bacuez, Biblisches Handbuch, Bd. 3, Neues Testament, Paris 1878, S. 171). Dies ist in der Tat die Lehre des heiligen Thomas, dritter Teil, Fragen 7 bis 12: «In Christus konnte es keine Zunahme der Gnade wie bei den Seligen geben … außer entsprechend der Wirkung, das heißt, in dem Maße, in dem jemand mehr tugendhafte Werke vollbringt.» Daraus können wir verstehen, wie Jesu Wachstum, sowohl in Weisheit als auch in Gnade, nicht nur unter den Menschen, sondern auch bei Gott stattfand. (Vgl. 1 Sam 2,26, wo eine ähnliche Überlegung über den jungen Samuel gemacht wird.) Von da an umgab vollkommenes Schweigen unseren Herrn Jesus Christus. Die frühen Ereignisse seines Lebens schienen eine ununterbrochene Reihe von Wundern anzukündigen; doch nun zeigt ihn die heilige Chronik in tiefer Verborgenheit lebend, wie einen armen Handwerker (vgl. Mk 6,3), der seinen Lebensunterhalt im Schweiße seines Angesichts verdient. Wie der heilige Bonaventura in Vita Christi, Kap. 15, schreibt: «Indem er nichts Wunderbares tat, vollbrachte er gerade eine Art Wunder.».

Vergleicht man nun die Berichte über die Heilige Kindheit nach Matthäus und Lukas, so stellt man fest, dass sie zwar, wie bereits gezeigt (siehe Anmerkung zu Vers 39), sehr gut übereinstimmen, sich aber dennoch deutlich voneinander unterscheiden. Im Matthäusevangelium erscheint der heilige Josef als Hauptfigur; im Lukasevangelium hingegen ist er es nicht. Verheiratet der im Allgemeinen im Vordergrund steht. Der heilige Lukas berichtet von einer größeren Anzahl von Ereignissen; seine Erzählung vermittelt uns ein besseres Verständnis der ersten dreißig Lebensjahre Jesu. So scheint es, gemäß einer charmanten Erzählung von Pater Faber, Bethlehem, (S. 239 ff.) dass er zu den ersten Anbetern Jesu an der Krippe gehörte und auch den Mysterien der Darstellung des Herrn, von Nazareth usw. beiwohnte – so detailliert und lebendig sind seine Schilderungen. Er ist in besonderem Maße der Evangelist der Heiligen Kindheit, so wie der heilige Johannes der Evangelist der Göttlichkeit des Wortes ist.

Römische Bibel
Römische Bibel
Die Rom-Bibel vereint die überarbeitete Übersetzung von Abt A. Crampon aus dem Jahr 2023, die ausführlichen Einführungen und Kommentare von Abt Louis-Claude Fillion zu den Evangelien, die Kommentare zu den Psalmen von Abt Joseph-Franz von Allioli sowie die erläuternden Anmerkungen von Abt Fulcran Vigouroux zu den übrigen biblischen Büchern, alle aktualisiert von Alexis Maillard.

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