„Das Gebet des Armen durchdringt die Wolken“ (Sir 35,15b-17.20-22a)

Aktie

Lesung aus dem Buch von Ben Sira dem Weisen

Der Herr ist ein Richter
der sich den Menschen gegenüber unparteiisch zeigt.
    Er diskriminiert die Armen nicht,
Er erhört die Gebete der Unterdrückten.
    Er verachtet das Flehen der Waise nicht,
noch die wiederholte Beschwerde der Witwe.
    Wer Gott wohlgefällig dient, wird wohl aufgenommen,
sein Flehen wird den Himmel erreichen.
    Das Gebet der Armen durchdringt die Wolken;
Bis sie ihr Ziel erreicht hat, bleibt er untröstlich.
Er beharrt, bis der Allerhöchste auf ihn blickt,
    noch hat er ein Urteil zugunsten der Gerechten gefällt und Gerechtigkeit geübt.

    – Wort des Herrn.

Wenn das Gebet der Demütigen die Stille des Himmels durchbricht

Die Stimme der Vergessenen erreicht den Thron Gottes: Entdecken Sie, wie geistige Armut einen privilegierten Weg zum Herzen des Allerhöchsten öffnet und unsere Beziehung zur göttlichen Gerechtigkeit verändert.

In einer Welt, in der Erfolg und Stärke scheinbar über allem stehen, offenbart das Buch Ben Sira eine radikale Umkehr: Es ist das Gebet der Armen, Schwachen und Unterdrückten, das die Wolken durchdringt und direkt zum Herzen Gottes gelangt. Diese Passage aus dem Buch Jesus Sirach (Sir 35,15b-17, 20-22a) verkündet eine erschütternde Wahrheit für alle Zeiten: Gott ist der menschlichen Situation gegenüber nicht gleichgültig; er ist ein unparteiischer Richter, der bevorzugt denen zuhört, die von der Welt ignoriert werden. Dieses alte Wort aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. findet in unserer heutigen Gesellschaft prophetische Resonanz und lädt uns ein, die transformierende Kraft des Gebets der Demütigen neu zu entdecken.

Dieser Artikel führt Sie durch fünf wesentliche Schritte: Zunächst werden wir diesen Text in seinen historischen und spirituellen Kontext einordnen. Zweitens werden wir das göttliche Paradox der Unparteilichkeit analysieren, die die Armen bevorzugt. Dann werden wir drei grundlegende Dimensionen untersuchen – göttliche Gerechtigkeit, Ausdauer im Gebet und Solidarität mit den Unterdrückten. Dann werden wir Verbindungen zur großen christlichen Tradition herstellen. Und schließlich werden wir konkrete Wege vorschlagen, wie wir diese Botschaft in unserem täglichen Leben umsetzen können.

„Das Gebet des Armen durchdringt die Wolken“ (Sir 35,15b-17.20-22a)

Kontext

Das Buch Jesus Sirach, auch bekannt als Sirach oder Jesus Jesus, nimmt in der biblischen Geschichte einen besonderen Platz ein. Dieses Weisheitswerk wurde um 180 v. Chr. von Jeschua Ben Sirach, einem Weisen aus Jerusalem, auf Hebräisch verfasst und entstand in einem entscheidenden Moment der jüdischen Geschichte. Der Autor lebte in einer Zeit höchster Spannungen, als die hellenistische Kultur, beflügelt durch die Eroberungen Alexanders des Großen, die religiöse Identität des jüdischen Volkes zu zerstören drohte. Angesichts dieser Welle kultureller Assimilation machte sich Sirach daran, die Stärke und Relevanz der jüdischen Tradition zu bekräftigen und zu zeigen, dass die Weisheit Israels der griechischen Philosophie in nichts nachstand.

Dieser historische Kontext erklärt den besonderen Ton des Buches: Ben Sira möchte eine im Gesetz und den Propheten verwurzelte Weisheit vermitteln und gleichzeitig die Herausforderungen seiner Zeit thematisieren. Der Weise lehrte vermutlich an einer Schule in Jerusalem und vermittelte jungen Männern die Tugenden, die sie brauchten, um sich in einer komplexen Welt zurechtzufinden. Sein Enkel übersetzte das Werk später um 132 v. Chr. ins Griechische, was seine Verbreitung im gesamten Mittelmeerraum und seine Aufnahme in die Septuaginta, die griechische Bibel der frühen Christen, ermöglichte.

Unsere spezielle Passage in Kapitel 35 gehört zu einem Abschnitt des Buches, der sich mit authentischer religiöser Praxis beschäftigt. Ben Sira hat gerade den Wert von Opfern und Anbetung erörtert und argumentiert, dass die Einhaltung des Gesetzes mehr wert sei als viele rituelle Opfergaben. In diesem Kontext führt er eine grundlegende Lehre über das Wesen Gottes und seine Beziehung zu den Armen, Unterdrückten, Waisen und Witwen ein – jenen Menschengruppen, die in der Antike ohne rechtlichen oder sozialen Schutz waren.

Der liturgische Text, den wir untersuchen, ist sorgfältig strukturiert: Er beginnt mit der Bekräftigung der göttlichen Unparteilichkeit, setzt sich fort mit der Aufzählung derer, denen Gott besonders zuhört (den Armen, den Unterdrückten, den Waisen, den Witwen), gipfelt im kraftvollen Bild des Gebets, das die Wolken durchdringt, und endet mit der Zusicherung belohnter Beharrlichkeit. Dieser Ablauf offenbart eine tiefe Theologie des Gebets und der göttlichen Gerechtigkeit, in der scheinbare menschliche Schwäche paradoxerweise zum bevorzugten Weg zum Herzen Gottes wird.

Das göttliche Paradoxon enthüllt

Im Kern unseres Textes liegt ein faszinierendes Paradoxon, das unsere üblichen Vorstellungen von Gerechtigkeit erschüttert: Gott wird als ein Richter dargestellt, „der sich den Menschen gegenüber unparteiisch zeigt“, und doch wird im Text unmittelbar danach bestätigt, dass „er die Armen nicht diskriminiert“ und dass „er die Gebete der Unterdrückten erhört“. Wie können wir diese göttliche Unparteilichkeit mit einer scheinbar ausgeprägten Bevorzugung der Armen vereinbaren?

Dieses scheinbare Paradoxon offenbart in Wirklichkeit ein tiefes Verständnis wahrer Gerechtigkeit. Gottes Unparteilichkeit bedeutet nicht, dass er alle Menschen gleich behandelt, unabhängig von ihren Lebensumständen; sie bedeutet vielmehr, dass er sich nicht von den Kriterien Macht, Reichtum oder sozialer Stellung beeinflussen lässt, die menschliche Urteile prägen. In antiken Gesellschaften wie auch in unseren bevorzugten menschliche Gerichte oft, bewusst oder unbewusst, die Mächtigen, die Reichen, diejenigen mit Beziehungen und den Mitteln zur Selbstverteidigung. Gott hingegen kehrt diese perverse Logik um: Seine Unparteilichkeit besteht gerade darin, die strukturellen Ungerechtigkeiten, die unsere Gesellschaften charakterisieren, nicht zu reproduzieren.

Mit seiner Aussage, Gott diskriminiere die Armen nicht, stellt Ben Sira einen impliziten, aber eindringlichen Kontrast zur Rechtspraxis seiner Zeit her. Arme, Waisen und Witwen wurden vor menschlichen Gerichten systematisch benachteiligt: ​​Ihnen fehlten die Mittel, Richter zu bestechen, die Beziehungen, um ihre Rechte durchzusetzen, und oft sogar die Kenntnis der Rechtsordnung. Angesichts dieser strukturellen Ungerechtigkeit präsentiert sich Gott als Richter, der das Gleichgewicht wiederherstellt, der denen eine Stimme gibt, die zum Schweigen gebracht werden, und der denen Gehör schenkt, denen nie zugehört wird.

Dieses Paradox der bevorzugten Unparteilichkeit findet seine endgültige Erklärung in der Natur Gottes als Schöpfer und Vater aller. Gerade weil er der Vater aller ist, sorgt sich Gott mehr um das Kind in Gefahr, das verletzte Kind, das vergessene Kind. Diese „bevorzugte Option für die Armen“, um es mit den Worten der modernen Theologie auszudrücken, ist kein Ausschluss der Reichen, sondern eine Korrektur der Ausgrenzung, unter der die Armen in der Gesellschaftsordnung bereits leiden. Sie manifestiert den göttlichen Willen, eine grundlegende Gleichheit wiederherzustellen, die von menschlichen Unterdrückungsstrukturen mit Füßen getreten wurde.

Ben Sira entwickelt diese Vision, indem er die Kategorien von Menschen, denen Gott besonders zuhört, vervielfacht: die Unterdrückten, die Waise, die Witwe. Diese drei Figuren repräsentieren die Archetypen sozialer Verletzlichkeit in der Bibel. Die Unterdrückten leiden unter der Ungerechtigkeit eines Systems, das sie erdrückt; die Waise hat in einer patriarchalischen Gesellschaft ihren natürlichen Beschützer, den Vater, verloren; die Witwe hat mit dem Tod ihres Mannes ihren sozialen und rechtlichen Status verloren. Alle drei haben eines gemeinsam: ihre Machtlosigkeit gegenüber etablierten Strukturen, ihre Unfähigkeit, ihre Rechte mit konventionellen Mitteln durchzusetzen. Genau diese Machtlosigkeit öffnet einen direkten Weg zu Gott.

„Das Gebet des Armen durchdringt die Wolken“ (Sir 35,15b-17.20-22a)

Göttliche Gerechtigkeit in Aktion

Die erste grundlegende Dimension unseres Textes betrifft das Wesen der Gerechtigkeit Gottes, die den korrupten Formen der Gerechtigkeit, die wir in menschlichen Gesellschaften kennen, radikal entgegengesetzt ist. Wenn Ben Sira verkündet, dass „der Herr ein Richter ist, der den Menschen gegenüber unparteiisch ist“, trifft er nicht einfach eine abstrakte theologische Aussage; er verkündet eine Revolution in unserem Verständnis wahrer Gerechtigkeit.

In der Antike, wie auch in vielen zeitgenössischen Gesellschaften, war und ist Gerechtigkeit käuflich. Richter ließen sich bestechen, bevorzugten Freunde und Verwandte und fällten Urteile auf Grundlage des sozialen Status der Parteien statt auf Grundlage wahrheitsgetreuer Tatsachen. Diese Korruption des Rechtssystems war eine der beständigsten Klagen der hebräischen Propheten, von Amos bis Jesaja, von Micha bis Jeremia. Unermüdlich prangerten sie Richter an, die „die Gerechten für Silber und die Armen für ein Paar Sandalen verkaufen“.

Angesichts dieser weit verbreiteten Perversion klingt Ben Siras Erklärung wie ein Donner der Hoffnung. Es gibt ein Tribunal, bei dem die Würfel im Voraus fallen, bei dem die Waage nicht zugunsten des Meistbietenden ausschlägt, bei dem die Stimme der Schwachen genauso viel – oder sogar mehr – zählt als die der Mächtigen. Dieses Tribunal ist das Herz Gottes, erreichbar durch das Gebet. Diese Aussage hatte – und hat bis heute – eine zutiefst subversive Bedeutung. Sie bedeutet, dass die etablierte Gesellschaftsordnung mit ihren Hierarchien und Privilegien nicht die göttliche Ordnung widerspiegelt; sie bedeutet, dass die Letzten auf Erden die Ersten in Gottes Gericht sein können.

Diese Vision göttlicher Gerechtigkeit als grundlegender Wiederherstellung des Gleichgewichts findet in der konkreten Erfahrung des Gebets einen besonderen Widerhall. Wenn ein unterdrückter Mensch betet, leistet er einen Akt des spirituellen Widerstands gegen die Ungerechtigkeit, die ihn erdrückt. Er bekräftigt, dass es jenseits des Scheins, jenseits der sozialen Strukturen, die ihn machtlos machen, eine höhere Autorität gibt, die sieht, hört und sich kümmert. Diese Bekräftigung ist keine Flucht ins Jenseits, keine passive Resignation angesichts der Ungerechtigkeit; im Gegenteil, sie ist Quelle einer Hoffnung, die uns erlaubt, trotz aller Widrigkeiten weiter Widerstand zu leisten, Forderungen zu stellen und durchzuhalten.

Ben Sira betont besonders, dass Gott „das Flehen der Waise und die wiederholte Klage der Witwe nicht verachtet“. Das Verb „verachten“ ist hier entscheidend: Es beschreibt die übliche Haltung der Mächtigen gegenüber den Klagen der Schwachen, ihre Bitten beiseite zu schieben und sie als unbedeutend zu behandeln. Gott jedoch verachtet nicht. Er nimmt ernst, was die Menschen für unbedeutend halten; er hört aufmerksam zu, was menschliche Gerichte ohne Prüfung abtun. Diese göttliche Aufmerksamkeit für die Geringsten offenbart eine Wertehierarchie, die sich radikal von der unserer Gesellschaften unterscheidet.

Die göttliche Gerechtigkeit hat auch eine wesentliche zeitliche Dimension: Sie wird ausgeübt. Der Text bekräftigt, dass Gott „das Urteil zugunsten der Gerechten sprechen und Gerechtigkeit schaffen wird“. Dieses Versprechen künftiger Gerechtigkeit ist kein Opium, das die Unterdrückten in ihrem Unglück einlullen soll; es ist eine Zusicherung, die Ausdauer und Widerstandsfähigkeit nährt. Das Wissen, dass die gegenwärtige Situation nicht endgültig ist, dass die Unterdrücker nicht das letzte Wort haben und dass die Tränen von heute morgen getrocknet werden, gibt uns die Kraft, in Zeiten der Prüfung standhaft zu bleiben. Diese eschatologische Hoffnung ist eine der Säulen des biblischen und christlichen Glaubens..

Beharrlichkeit im Gebet

Die zweite zentrale Dimension unseres Textes betrifft das Wesen des Gebets der Armen und sein wesentliches Merkmal: die Beharrlichkeit. Ben Sira verwendet ein bemerkenswert poetisches Bild: „Das Gebet des Armen durchquert die Wolken; bis es sein Ziel erreicht, bleibt er untröstlich.“ Diese Metapher des Durchquerens der Wolken offenbart einige grundlegende Aspekte der spirituellen Erfahrung der Unterdrückten.

Wolken stellen in der biblischen Vorstellung oft die Barriere zwischen der irdischen und der himmlischen Welt dar, zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen. Sie versinnbildlichen sowohl die Nähe als auch die Ferne Gottes: nah, weil Wolken Teil unserer täglichen Erfahrung des Himmels sind, fern, weil sie das Jenseits verhüllen. Mit der Aussage, das Gebet der Armen „durchdringt die Wolken“, verkündet Ben Sira, dass dieses Gebet eine besondere Kraft besitzt, die Distanz zwischen Erde und Himmel zu überbrücken, den Schleier zu durchdringen, der das Antlitz Gottes verbirgt. Dies ist eine außergewöhnliche Aussage: Das stammelnde Gebet der Armen, dem es vielleicht an Beredsamkeit und ausgefeilten Formeln mangelt, erreicht den Thron Gottes sicherer als die kunstvollen Gebete der Mächtigen.

Doch der Text belässt es nicht bei diesem ersten Bild. Er fügt eine entscheidende Klarstellung hinzu: „Solange es sein Ziel nicht erreicht, bleibt er untröstlich.“ Dieser Satz offenbart die existentielle Dimension des Gebets des Armen: Es entspringt einem realen, dringenden, lebenswichtigen Bedürfnis. Es ist kein Trostgebet oder Routinegebet, sondern ein aus der Not gerissener Schrei, ein Flehen, das das ganze Wesen einbezieht. Die „Untröstlichkeit“ des Armen ist keine Schwäche, sondern eine Stärke: Sie offenbart die Echtheit seines Gebets, die Unmöglichkeit, sich mit oberflächlichen Antworten oder künstlichem Trost zufrieden zu geben. Dieses Gebet kann nur durch eine wahre Antwort, ein wahres Eingreifen, eine wahre Gerechtigkeit besänftigt werden.

Beharrlichkeit ist der Kern dieser Spiritualität des Gebets der Armen. Ben Sira betont: „Er beharrt, bis der Allmächtige ihn ansieht, das Urteil zugunsten der Gerechten fällt und Gerechtigkeit walten lässt.“ Diese Beharrlichkeit ist keine Sturheit oder Eigensinn; sie ist Treue zur Hoffnung trotz aller Widrigkeiten. Sie ist die Weigerung, sich mit dem Bösen abzufinden, sich mit Ungerechtigkeit abzufinden, eine Situation, die die Menschenwürde leugnet, als endgültig hinzunehmen. Diese Beharrlichkeit im Gebet wird so zu einem Akt spirituellen Widerstands, zu einer hartnäckigen Bekräftigung, dass sich die Dinge ändern können und müssen.

Angesichts von Verfolgung und Not hat die frühe Kirche diese Lehre Ben Sirahs intensiv reflektiert. Sie fand darin ein Vorbild für das Gebet in schwierigen Zeiten: ein Gebet, das nicht aufgibt, das weiter an die Himmelstür klopft, auch wenn sie verschlossen scheint, das sich weigert, auch in Gottes scheinbarem Schweigen zu schweigen. Diese Spiritualität der Beharrlichkeit wurzelt in der Überzeugung, dass Gott am Ende immer antwortet, dass seine Gerechtigkeit sich immer durchsetzt, auch wenn ihre Verzögerungen unser Fassungsvermögen übersteigen.Frankreich-Katholisch+4

Beharrlichkeit im Gebet offenbart auch eine tiefe Dimension der Beziehung zu Gott: Sie ist Ausdruck von Vertrauen. Im Gebet zu verharren, obwohl scheinbar keine Antwort kommt, bedeutet zu bekräftigen, dass Gott existiert, dass er zuhört, dass er sich kümmert und dass er zu gegebener Zeit handeln wird. Es ist ein Akt des Glaubens, der über die unmittelbare Erfahrung von Schweigen oder Abwesenheit hinausgeht. In dieser Perspektive wird Beharrlichkeit selbst zu einer Form der Antwort: Indem die Armen weiter beten, empfangen sie bereits etwas von Gott – eine innere Kraft, die sie nicht in Verzweiflung versinken lässt, eine Hoffnung, die ihnen trotz aller Widrigkeiten Halt gibt.

Ben Sira stellt außerdem eine Verbindung zwischen der Qualität des Gebets und der Qualität des Dienstes an Gott her: „Wer Gott wohlgefällig dient, wird wohlwollend empfangen, sein Flehen reicht bis in den Himmel.“ Dieser Vers legt nahe, dass authentisches Gebet Teil eines größeren Ganzen der Treue zu Gott ist. Es ist keine magische Technik, um Gunst zu erlangen, sondern Ausdruck einer lebendigen Beziehung, genährt durch die Einhaltung des Gesetzes, die Ausübung von Gerechtigkeit und die Sorge um andere. Das Gebet, das „den Himmel erreicht“, entspringt einem Leben, das den göttlichen Anforderungen entspricht.

„Das Gebet des Armen durchdringt die Wolken“ (Sir 35,15b-17.20-22a)

Solidarität mit den Unterdrückten

Die dritte wesentliche Dimension unseres Textes betrifft den impliziten Aufruf zur Solidarität mit denen, denen Gott am liebsten zuhört. Wenn Gott auf der Seite der Armen, Waisen, Witwen und Unterdrückten steht, dann müssen diejenigen, die mit ihm gehen wollen, dasselbe tun. Diese Logik zieht sich durch die gesamte Bibel und stellt eines der grundlegenden Kriterien für die Echtheit des Glaubens dar.

Ben Siras Text konfrontiert uns mit einer beunruhigenden Frage: Auf welcher Seite stehen wir? Gehören wir zu denen, deren Gebete die Wolken nur schwer durchdringen können, weil sie aus einem Leben stammen, das von Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid anderer geprägt ist? Oder sind wir bereit, uns mit den Armen zu identifizieren, ihre Anliegen zu unseren eigenen zu machen und uns ihren Gebeten anzuschließen? Diese Fragen sind nicht rhetorischer Natur; sie betreffen unser gesamtes christliches Leben.

Die katholische Tradition hat diese Intuition unter dem Namen „vorrangige Option für die Armen“ weiterentwickelt. Dieser Ausdruck, der durch die lateinamerikanische Theologie populär wurde und vom Lehramt der Kirche übernommen wurde, bekräftigt, dass Christen sich die Prioritäten Gottes zu eigen machen müssen. Wie Papst Benedikt XVI. betonte: „Die vorrangige Option für die Armen ist im christologischen Glauben an Gott enthalten, der für uns arm wurde, um uns durch seine Armut reich zu machen.“ Diese Option ist nicht nur eine weitere ideologische oder politische Entscheidung; sie entspringt unmittelbar dem Wesen Gottes, das in der Heiligen Schrift offenbart und in Jesus Christus Mensch geworden ist.

Diese Solidarität mit den Unterdrückten muss sich in unserem Leben konkretisieren. Dazu gehört zunächst eine Umstellung der Sichtweise: Wir müssen lernen, die Armen nicht als Objekte des Mitleids oder herablassender Nächstenliebe zu sehen, sondern als privilegierte Subjekte göttlicher Offenbarung, als diejenigen, durch die Gott zu uns spricht und uns herausfordert. Diese Umstellung der Sichtweise verändert unsere sozialen Beziehungen und unser Engagement radikal. Sie drängt uns, den Armen wirklich zuzuhören, von ihnen zu lernen und in ihnen eine Weisheit und Würde zu erkennen, die unsere Gesellschaften systematisch leugnen.

Solidarität mit den Unterdrückten bedeutet daher auch, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Wir können nicht behaupten, Gott höre den Armen besonders zu, und gleichzeitig den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen, die Armut schaffen und aufrechterhalten, gleichgültig gegenüberstehen. Das Gebet der Armen, das die Wolken durchdringt, ruft uns dazu auf, uns dafür einzusetzen, dass dieses Gebet nicht nur im Jenseits, sondern auch hier und jetzt eine Antwort findet, in konkreten Veränderungen, die Ungerechtigkeit verringern und Menschenwürde wiederherstellen. Hier trifft die kontemplative Dimension des Gebets auf die aktive Dimension des Einsatzes für Gerechtigkeit.

Diese Solidarität hat auch eine wichtige liturgische und gemeinschaftliche Dimension. Wenn die Kirche zum Gebet zusammenkommt, muss sie der Ort sein, an dem die Stimme der Armen Gehör findet, wo ihre Sorgen zu unseren Sorgen werden, wo ihr Gebet zu unserem Gebet wird. Allzu oft spiegeln unsere Liturgien die Sorgen der Mittel- und Oberschicht wider und übertönen die Schreie der Ausgegrenzten. Eine Kirche, die Ben Siras Botschaft treu bleibt, wäre eine Kirche, in der das Gebet der Armen im Mittelpunkt steht, in der die Ärmsten das erste Wort haben.

Schließlich bringt die Solidarität mit den Unterdrückten für alle Christen eine gewisse Form geistlicher Armut mit sich. Auch diejenigen, die nicht materiell arm sind, sind aufgerufen, diese innere Haltung der Armen zu pflegen, die ihre völlige Abhängigkeit von Gott anerkennen, die ihr Vertrauen nicht auf Reichtum oder Macht setzen, die ihr Herz frei und offen halten. Das ist es, was Jesus in den Seligpreisungen die „Armen im Geiste“ nennt – diese innere Haltung, die es dem Gebet ermöglicht, die Wolken zu durchdringen, unabhängig von unserer sozialen Lage.

Tradition

Unsere Passage aus Ben Sira hat die spirituelle und theologische Tradition des Christentums nachhaltig beeinflusst, auch wenn das Buch Sirach im biblischen Kanon eine Sonderstellung einnimmt. Die Kirchenväter, die sich der Debatten über die Kanonizität dieses Buches bewusst waren, zitierten und meditierten ausgiebig darüber und erkannten seine tiefe spirituelle Weisheit.

Der heilige Cyprian von Karthago zitierte im 3. Jahrhundert regelmäßig Sirach in seinen Schriften und betrachtete ihn als Quelle authentischer Lehren über das christliche Leben. Diese Praxis war unter den lateinischen Kirchenvätern üblich, die zwischen dem „Kanon des Glaubens“ (Bücher, deren Autorität allgemein anerkannt war) und dem „Kanon der kirchlichen Lektüre“ (Bücher, die für die spirituelle Unterweisung nützlich waren) unterschieden. Sirach gehörte eindeutig zur letzteren Kategorie, und seine Lehre über das Gebet der Armen fand insbesondere in christlichen Gemeinden Anklang, die Verfolgung und Ungerechtigkeit ausgesetzt waren.

Rabanus Maurus, Bischof von Mainz im 9. Jahrhundert, verfasste den ersten systematischen christlichen Kommentar zum Buch Jesus Sirach. In seinem erbaulichen Ansatz betonte er, wie die Lehren des Buches Jesus Sirach die Offenbarung des Evangeliums vorwegnahmen und ihr den Weg bereiteten. Für ihn fand das Thema des Gebets der Armen seine Erfüllung in Jesu Lehre über die Seligpreisungen und in seiner eigenen Identifikation mit den Armen und Ausgegrenzten.

Die mittelalterliche spirituelle Tradition entwickelte eine reiche Theologie des Gebets der Armen. Die Bettelorden, insbesondere die Franziskaner- und Dominikanerorden, machten die evangelische Armut zum Kern ihres Charismas. Der heilige Franz von Assisi, der sich mit der Muttergottes Armut vermählte, entdeckte intuitiv Ben Siras Lehre wieder: In der freiwilligen Selbstverleugnung, in der Identifikation mit den Geringsten, erlangt das Gebet seine größte Kraft, die Wolken zu durchdringen und das Herz Gottes zu erreichen.

Auch die Spiritualität des Rosenkranzes, dieses „Gebets der Armen“ par excellence, führt die Tradition des Buches Sirach fort. Einfach, repetitiv und für alle zugänglich, ohne dass theologische Bildung erforderlich ist, ermöglicht der Rosenkranz den Demütigen, sich mit Maria in ihrer Meditation über die Geheimnisse der Erlösung zu vereinen. Dieses Volksgebet, das von einfachen Menschen, Kranken und Menschen, denen die gelehrten Worte fehlen, so geliebt wird, bezeugt die Wahrheit, die schon Ben Sirach verkündete: Gott erhört einfache Gebete, die aus aufrichtigem Herzen kommen, eher als anspruchsvolle theologische Abhandlungen.

Die katholische liturgische Tradition hat unsere Passage in das Sonntagslektionar aufgenommen und bietet sie den Gläubigen regelmäßig zur Meditation an. Diese liturgische Präsenz stellt sicher, dass Ben Siras Lehre weiterhin das christliche Gewissen nährt und die Kirche daran erinnert, dass sie ihren Blick auf die Armen richten muss, wenn sie ihrem Herrn treu bleiben will.

In jüngerer Zeit hat das päpstliche Lehramt diesen Text ausdrücklich hervorgehoben. Papst Franziskus stellte in seiner Botschaft zum 8. Welttag der Armen 2024 einen Vers in den Mittelpunkt, der unserem ähnelt: „Das Gebet der Armen steigt zu Gott auf.“ In dieser Botschaft entfaltet der Papst alle ekklesiologischen und spirituellen Implikationen der Lehre Ben Siras und betont, dass „die Armen einen privilegierten Platz im Herzen Gottes einnehmen“. Er geht sogar so weit, einen Vers zu zitieren, der in unserem Auszug nicht vorkommt, dessen Bedeutung aber eindringlich verdeutlicht: „Rinnen nicht die Tränen der Witwe über Gottes Wangen?“ (Sir 35,18). Dieses bewegende Bild offenbart, wie sehr sich Gott mit dem Leid der Armen identifiziert, ja, dass er selbst im Innersten davon betroffen ist.

Dieses Beharren von Papst Franziskus steht im Einklang mit der gesamten Soziallehre der Kirche, die sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelt hat. Die „vorrangige Option für die Armen“, die von den lateinamerikanischen Bischöfen formalisiert und von der Weltkirche übernommen wurde, hat eine ihrer tiefsten biblischen Wurzeln in unserem Text aus Jesus Jesus. Sie bekräftigt, dass die Kirche dem Evangelium nur treu bleiben kann, wenn sie sich entschieden auf die Seite der Armen und Unterdrückten stellt – nicht aus Philanthropie oder Ideologie, sondern aus Treue zu Gott, der ihre Gebete bevorzugt erhört.

Meditation

Wie können wir die transformative Kraft dieser biblischen Botschaft in unseren Alltag übertragen? Hier sind einige konkrete Ideen, wie wir Ben Siras Lehre über das Gebet der Armen umsetzen können.

Schritt Eins: Innere Armut kultivierenBeginnen Sie jedes Gebet mit einem Akt der Demut und bekennen Sie vor Gott Ihre grundlegende Armut und Ihre völlige Abhängigkeit von ihm. Unabhängig von Ihren materiellen Mitteln versetzen Sie sich in die innere Haltung der Armen, die nichts zu bieten haben außer ihrem offenen Herzen und ihrer Not. Diese spirituelle Haltung lässt Ihr Gebet die Wolken durchdringen.

Schritt Zwei: Üben Sie Ausdauer in der FürbitteFinden Sie heraus, welche Situation der Ungerechtigkeit Sie besonders betrifft – lokal, national oder international. Beten Sie täglich dafür, mit der Beharrlichkeit der Armen, die „ausharren, bis der Allmächtige sie ansieht“. Behalten Sie diese Absicht in Ihrem Gebet, auch wenn sich scheinbar keine Veränderung abzeichnet.

Schritt drei: Den Armen wirklich zuhörenSuchen Sie nach konkreten Gelegenheiten, Menschen zu begegnen, die Armut oder Ausgrenzung erleben. Belassen Sie es aber nicht bei wohltätigen Taten. Hören Sie sich ihre Geschichten, ihre Sorgen und ihre Weltanschauung wirklich an. Lassen Sie zu, dass ihre Worte Ihr Gebet und Ihre Prioritäten verändern.

Schritt vier: Vereinfachen Sie Ihr GebetVereinfachen Sie Ihre Gebetsformeln, wie es das Gebet der Armen tut – ohne raffinierte Beredsamkeit, aber voller Authentizität. Bevorzugen Sie einfache Worte, Schreie aus dem Herzen und tiefe Stille statt langer theologischer Abhandlungen. Entdecken Sie die Kraft traditioneller Gebete, die für alle zugänglich sind, wie das Vaterunser oder das Ave Maria.F

Schritt fünf: Widmen Sie Ihr Leben der GerechtigkeitDas Gebet der Armen kann nicht von einem konkreten Engagement für Gerechtigkeit getrennt bleiben. Finden Sie eine konkrete Handlung – ehrenamtliche Tätigkeit in einem Verein, Unterstützung einer Sache, Änderung Ihres Konsumverhaltens –, die Ihre Solidarität mit den Unterdrückten widerspiegelt. Stellen Sie eine klare Verbindung zwischen dieser Handlung und Ihrem Gebet her.

Schritt Sechs: Meditiere über die göttliche Unparteilichkeit. Überprüfen Sie regelmäßig Ihre eigenen Vorurteile und Bevorzugungen. Wem schenken Sie in Ihren Beziehungen, Ihrer Aufmerksamkeit, Ihrer Großzügigkeit den Vorzug? Bitten Sie Gott, Ihre Einstellung zu verändern, damit sie mehr seiner ähnelt, die „die Armen nicht diskriminiert“.

Schritt 7: Räume für inklusives Gebet schaffenWenn Sie in Ihrer Gemeinde Verantwortung tragen, sorgen Sie dafür, dass Liturgie und Gebetszeiten die Anliegen der Armen wirklich widerspiegeln. Laden Sie Menschen unterschiedlicher Herkunft ein, zu sprechen, Gebetsanliegen zu formulieren und ihre spirituellen Erfahrungen zu teilen. Machen Sie Ihre Gemeinde zu einem Ort, an dem die Stimmen der Ausgegrenzten wirklich gehört werden.

„Das Gebet des Armen durchdringt die Wolken“ (Sir 35,15b-17.20-22a)

Eine spirituelle und soziale Revolution

Unsere Betrachtung der Passage aus Ben Sira führt uns zu einer radikalen Erkenntnis: Das Gebet ist keine fromme Tätigkeit, die uns von der gesellschaftlichen Realität abschottet; im Gegenteil, es ist der Ort, aus dem eine transformierende Kraft entspringt, die die etablierte Ordnung auf den Kopf stellen kann. Wenn Gott bekräftigt, dass er bevorzugt auf die Gebete der Armen hört, verkündet er eine Revolution, die Himmel und Erde betrifft.

Diese Revolution beginnt in unseren Herzen. Sie ruft uns dazu auf, uns mit den Armen zu identifizieren, ihre Anliegen zu unseren eigenen zu machen und uns ihren Gebeten anzuschließen, die bis in die Wolken reichen. Doch damit nicht genug: Sie muss sich in unseren Lebensentscheidungen, unserem sozialen Engagement und unserem Kampf für Gerechtigkeit entfalten. Das Gebet der Armen, das zu Gott aufsteigt, muss in Form konkreter Taten zur Erde kommen, die die Strukturen der Unterdrückung verändern.

Ben Siras Botschaft ist in unserer heutigen Welt, die von wachsender Ungleichheit geprägt ist, besonders eindringlich. Angesichts der weit verbreiteten Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid der Schwächsten, angesichts von Wirtschaftssystemen, die die Schwachen erdrücken, und angesichts fortbestehender struktureller Ungerechtigkeiten ist die Aussage, dass Gott die Gebete der Armen erhört, ein Wort des Widerstands und der Hoffnung. Sie gibt uns die Gewissheit, dass die gegenwärtige Situation nicht endgültig ist, dass Gottes Gerechtigkeit sich letztendlich durchsetzen wird.

Doch diese Gewissheit befreit uns nicht vom Handeln; im Gegenteil, sie verpflichtet uns dazu. Das Wissen, dass Gott auf der Seite der Unterdrückten steht, verpflichtet uns, dasselbe zu tun, selbst zu Werkzeugen seiner Gerechtigkeit zu werden, konkrete Antworten auf die Gebete der Armen, die sich zu ihm wenden. Wir sind berufen, die Hände zu sein, mit denen Gott Tränen trocknet, die Stimme, mit der er sein Urteil zugunsten der Gerechten verkündet, die Kraft, mit der er den Unterdrückten Gerechtigkeit verschafft.

Diese Berufung erfordert eine tiefgreifende Umkehr. Sie verlangt von uns, auf ungerechtfertigte Privilegien zu verzichten, die wir genießen, unseren Lebensstil zu hinterfragen, der zur Ausbeutung der Schwächsten beiträgt, uns von unseren bequemen Sorgen zu lösen und uns vom Schrei der Armen herausfordern zu lassen. Es ist ein anspruchsvoller Weg, aber nur er ermöglicht es uns, wirklich mit dem Gott zu gehen, der sich in der Heiligen Schrift offenbart.

Das Bild des Gebets, das die Wolken durchdringt, lädt uns letztlich zur Hoffnung ein. In Momenten, in denen alles verloren scheint, in denen die Ungerechtigkeit endgültig zu triumphieren scheint, in denen unsere Gebete im Schweigen zu versinken scheinen, versichert uns Ben Sira, dass das wahre Gebet, das aus einem von Ungerechtigkeit gebrochenen Herzen entsteht, immer sein Ziel erreicht. Es durchdringt die Wolken, überwindet Entfernungen, berührt das Herz Gottes und löst seine Antwort aus. Diese Zusicherung ist keine Naivität, sondern Glaube an einen Gott, der „nicht zögert“ und „ungeduldig bleibt“, bis die Gerechtigkeit vollständig hergestellt ist.

Mögen wir selbst zu beharrlichen Fürsprechern werden, zu Stimmen, die sich in die große Symphonie der Gebete der Armen einreihen, die sich im Laufe der Jahrhunderte zu Gott erheben. Mögen wir auch zu Werkzeugen der göttlichen Antwort werden, zu Händen und Füßen, die Gottes Gerechtigkeit und Mitgefühl für die Geringsten in die Menschheitsgeschichte übertragen. Dies ist unsere Berufung als Christen, Erben der Tradition Ben Siras und Jünger Christi, der arm wurde, um uns mit seiner Armut reich zu machen.

Praktisch

Untersuchen Sie Ihre Augen täglich Konzentrieren Sie sich auf die Menschen in Armut, denen Sie begegnen, und bitten Sie Gott, Ihre Vorurteile in die Anerkennung ihrer Würde und ihrer besonderen Nähe zu ihm umzuwandeln.

Nehmen Sie sich jeden Tag fünf Minuten Zeit zu einem beharrlichen Fürbittgebet für eine konkrete Situation der Ungerechtigkeit, inspiriert von der Beharrlichkeit der Armen, die beten, bis Gott Gerechtigkeit schafft.

Lesen und meditieren Sie jede Woche eine Bibelstelle über soziale Gerechtigkeit und die Option für die Armen (Propheten, Evangelien, Episteln), indem Sie das Wort Ihre Lebensentscheidungen und Prioritäten hinterfragen lassen.

Verpflichten Sie sich zu mindestens einer konkreten Aktion pro Monat der Solidarität mit den schutzbedürftigen Menschen in Ihrer Gemeinde, sodass dieses Engagement eine natürliche Erweiterung Ihres Gebets ist.

Üben Sie freiwillige Einfachheit in einem Bereich Ihres Lebens (Essen, Kleidung, Freizeit), um diese innere Armut zu kultivieren, die es dem Gebet ermöglicht, die Wolken zu durchqueren.

Suchen Sie aktiv nach dem Treffen mit Menschen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen, und schaffen Sie Räume für Dialog und gegenseitiges Zuhören, die Ihr Verständnis der Realität bereichern und Ihr Gebet nähren.

Integrieren Sie in Ihr persönliches und gemeinschaftliches Gebet konkrete Anliegen für Waisen, Witwen und die Unterdrückten unserer Zeit, wobei ausdrücklich Situationen der Ungerechtigkeit benannt werden, die ein Eingreifen Gottes erfordern.

Verweise

Buch von Ben Sira dem Weisen, Kapitel 35, Verse 15b–17,20–22a, französische liturgische Übersetzung, Quellentext und Entstehungskontext im 2. Jahrhundert v. Chr. in Jerusalem.

Papst Franziskus, Botschaft zum 8. Welttag der Armen (2024), „Das Gebet der Armen steigt zu Gott auf“, eine zeitgenössische meisterhafte Meditation zum Thema Ben Sira.

Patristische Tradition, insbesondere der Heilige Cyprian von Karthago (3. Jahrhundert) und Rabanus Maurus (9. Jahrhundert), die ersten christlichen Kommentatoren des Buches Sirach aus der Perspektive der spirituellen Erbauung.

Soziallehre der Katholischen Kirche, eine Lehre über die bevorzugte Option für die Armen, die seit dem 19. Jahrhundert entwickelt und vom lateinamerikanischen und universellen Lehramt formalisiert wurde.

Benedikt XVI., Überlegungen zur christologischen Fundierung der Option für die Armen und ihrer Verwurzelung im Glauben an einen Gott, der in Christus arm wurde.

Charles Mopsik (Übersetzer), Die Weisheit von Ben Sira, vollständige Übersetzung der hebräischen Fragmente mit historischer und philologischer Einführung, die den orientalischen und mediterranen Kontext der Weisheitsbücher darstellt.

Pancratius C. Beentjes (Herausgeber), Veröffentlichung der hebräischen Manuskripte von Sirach (1997) und fotografische Ressourcen auf bensira.org für die wissenschaftliche Untersuchung des Originaltextes.scroll.bibletraditions+1

Katholische Liturgie, Integration der Passage aus Ben Sira in das Sonntagslektionar der gewöhnlichen Zeit, um ihre regelmäßige Meditation durch christliche Gemeinden sicherzustellen.

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