Der aus Kappadokien stammende Alexander zeichnete sich durch eine zweifache Treue aus: zum Intellekt und zur Nächstenliebe. Als Bischof von Jerusalem, im Zentrum der Spannungen zwischen jüdischen Christen und heidnischen Konvertiten, machte er Kultur zu einem Weg der Gemeinschaft. Er gründete eine Bibliothek und eine Katechismusschule und hieß spirituelle und gläubige Suchende willkommen, darunter auch Origenes. Seine Sanftmut überstand Verfolgung. Sein Martyrium um das Jahr 250 besiegelte ein Vermächtnis der Einheit von Wissen und Heiligkeit.
Gründen, lehren, leiden: Alexander von Jerusalem verkörpert einen Glauben, der belehrt, ohne zu beherrschen. In Zeiten der Verfolgung zog er es vor, ein freies Gewissen zu formen, anstatt die Lehre zu verteidigen. Verwurzelt im Heiligen Land, förderte er den Dialog zwischen griechischer Vernunft und biblischer Hoffnung. Sein Beispiel lädt uns heute ein, Studium und Gebet zu vereinen und den Glauben als gemeinsames Licht weiterzugeben, nicht als exklusive Fackel.
Das Licht des Wissens säen
Alexander wurde Ende des 2. Jahrhunderts in Kappadokien geboren und war zunächst Bischof in seiner Heimatregion. Als stolzer Schüler Clemens von Alexandrien, den er im Exil willkommen hieß, lernte er von ihm die Liebe zum Wissen im Dienste des Glaubens. Um das Jahr 212, während einer Pilgerreise nach Jerusalem, wurde er gebeten, Bischof Narziss zu unterstützen, der zu alt war, um seinen Dienst allein fortzuführen.
Sein Ruf als kultivierter und friedliebender Mann verbreitete sich in der ganzen Gemeinde. Nachdem er Bischof von Jerusalem geworden war, vereinte Alexander die Gläubigen wieder, die durch interne Spaltungen und Misstrauen zwischen Christen jüdischer und heidnischer Herkunft zerstreut worden waren. Er verstand, dass der Glaube nur dann bestehen kann, wenn er verständlich gemacht wird.
Er gründete die Jerusalemer Bibliothek – eine der ersten in der christlichen Welt – und eine Katechismusschule, die Debatten und die Lektüre der Heiligen Schrift ermöglichte. Er förderte Origenes, einen bedeutenden, aber mitunter umstrittenen Denker, und weihte ihn in Cäsarea zum Priester.
Unter Kaiser Decius, um 250 n. Chr., fegten Verfolgungsdekrete durch den Nahen Osten. Alexander, ein älterer Mann mit weißem Haar, wurde verhaftet und nach Caesarea gebracht. Dort, so berichtet Origenes, beeindruckte er selbst die Wachen mit seiner Sanftmut und starb in Ketten. Er hinterließ das Vermächtnis eines gelehrten und liebevollen Hirten.
Die Geduld der Weisen
Lokale Überlieferungen erzählen von einem Engel, der Alexander nach Jerusalem geleitete – ein Zeichen seiner Berufung, zwei Welten zu vereinen: die griechische Gelehrsamkeit und den hebräischen Glauben. Einer anderen Legende zufolge segnete er jeden Abend von den Stadtmauern aus die Heilige Stadt und rezitierte Friedenspsalmen.
Die Fakten stehen fest: Er gründete eine Schule und eine Bibliothek, empfing Origenes und starb als Gefangener seiner Treue zu Christus. Seine Legende spiegelt jedoch eine Überzeugung wider: Wahre Wissenschaft wird zum Gebet, wenn sie mit Nächstenliebe einhergeht. Sein Bild als über Bücher gebeugter Bischof verkörpert dieses Bündnis zwischen dem Streben nach Wahrheit und gelebter Liebe.
Spirituelle Botschaft
Lerne ohne Stolz, glaube ohne Furcht: Das ist Alexanders Lehre. Sein Leben zeigt, dass Intelligenz den Glauben nährt, wenn sie in Geduld wurzelt. Wie eine Lampe auf einem Lesepult erleuchtet Wissen jene, die ihm zuhören. Heute lädt er uns ein, vor dem Streiten zu beten, vor dem Urteilen in den Dialog zu treten und in innerem Frieden zu lehren. Wahres Licht flackert nicht; es brennt ewig.
Gebet
Herr, du, der du dem heiligen Alexander inmitten von Kämpfen inneren Frieden geschenkt hast, gib uns, die Wahrheit in Demut zu suchen. Schenke deiner Kirche sanftmütige und mutige Hirten, die zu unterweisen wissen, ohne zu zwingen. Lehre uns, Erkenntnis mit Nächstenliebe, Glauben mit Vernunft zu vereinen, damit unser Zeugnis ein Licht in der Welt sei. Durch Jesus Christus, den Lebendigen. Amen.
Leben
- Lies eine Passage aus dem Evangelium und meditiere dabei in Ruhe und Stille über einen Satz.
- Eine Geste der Dankbarkeit gegenüber einem Lehrer, Priester oder Ausbilder.
- Nimm dir zehn Minuten Zeit, um über dein eigenes Verhältnis zu Wissen und Glauben nachzudenken.
Erinnerung
Alexanders Andenken wird in Jerusalem und Caesarea geehrt. Antike Schriften erwähnen ein verehrtes Grab an der Küstenstraße nach Palästina. Seine im 4. Jahrhundert zerstörte Bibliothek diente später als Vorbild für die von Pamphilus gegründete und Origenes gewidmete Bibliothek in Caesarea. Byzantinische Mosaiken zeigen ihn mit weißem Haar in mehreren Ostkirchen. In Kappadokien gilt sein Geburtsort laut lokaler Überlieferung als Zufluchtsort für Pilger. Er ist bis heute der symbolische Schutzpatron christlicher Bibliotheken und Theologen.
Liturgie
- Lesungen/Psalmen: Weisheit 7,7-14; Psalm 118, “Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte”.
- Lied/Hymne: “O freudiges Licht” (Vesperoffizium).



