Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser
Brüder,
Gott ist reich an Erbarmen; denn aus der großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, als wir noch tot waren in unseren Sünden, hat er uns mit Christus lebendig gemacht: Aus Gnade seid ihr gerettet worden.
Mit ihm hat er uns auferweckt und uns mit ihm in die himmlischen Regionen versetzt in Christus Jesus, um den unermesslichen Reichtum seiner Gnade in seiner Güte gegen uns in Christus Jesus in allen kommenden Zeitaltern zu zeigen.
Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet worden. Und das nicht aus euch, sondern es ist Gottes Gabe. Nicht aus Werken geschieht es; darum kann sich niemand rühmen.
Gott hat uns geformt, er hat uns in Christus Jesus erschaffen, um die guten Werke zu tun, die er zuvor für uns bereitet hat.
Die Gnade wiederentdecken: trotz unserer Sünden gerettet leben.
Der Brief, der Verdienst dekonstruiert, öffnet die Tür zum Vertrauen..
Hinter diesem hellen Durchgang des Brief an die Epheser Ein zutiefst bewegendes Versprechen offenbart sich: Selbst wenn wir uns von unseren Fehlern oder unserer Ohnmacht erdrückt fühlen, eröffnet Gott uns einen neuen Weg – den Weg der unverdienten Erlösung. Dieser Text, der Sanftmut und Radikalität zugleich in sich vereint, spricht sowohl jene an, die an ihrem Wert zweifeln, als auch jene, die das Geheimnis eines authentischen christlichen Lebens ergründen möchten.
Dieses Kapitel, das wir kürzlich in der Kirche gelesen oder im Familienkreis besprochen haben, verändert unsere Sicht auf uns selbst. Wie akzeptieren wir unsere Schwächen? Wie nehmen wir die Gnade Gottes an, ohne Schuldgefühle oder Anmaßung? Die Einladung ist klar: Gnade ist nicht nur ein Wort. Sie ist ein Abenteuer – angenommen und gelebt zu werden.
- Ursprung und Kontext der Passage: das Verständnis des Brief an die Epheser
- Zentrale Analyse: die Dynamik von Gnade und Glaube
- Thematische Umsetzung: Menschliche Solidarität, freier Zugang und praktische Anwendung
- Tradition interpretiert Gnade: Perspektiven von gestern und heute
- Möglichkeiten, diese Gnade im Alltag zu erfahren
- Fazit: persönliche und gemeinschaftliche Revolution
- Praktischer Leitfaden und Referenzen
Ein Text, der in Geschichte und Hoffnung verwurzelt ist
Der Brief des Paulus an die Epheser zählt zu den bedeutendsten Briefen des Neuen Testaments. Er wurde vermutlich in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Rom verfasst. Christentum, Der Brief richtet sich nicht nur an die Gemeinde von Ephesus (einer Hafenstadt, kulturell aufgeschlossen und mit politischen und spirituellen Herausforderungen konfrontiert), sondern an alle Gläubigen jener Zeit. Paulus, ein Apostel Christi, ergründet das Geheimnis der Erlösung, die Jesus verkörpert, und stützt sich dabei sowohl auf seine persönlichen Erfahrungen als auch auf die Lehre der frühen Gemeinden.
Der religiöse Kontext ist einerseits vom jüdischen Erbe geprägt – für das das Gesetz und seine Einhaltung eine zentrale Rolle spielen. Andererseits fehlte den Griechen und Römern, die einer Vielzahl von Göttern ausgesetzt waren, eine einheitliche Vision vom menschlichen Schicksal. Paulus verkündet eine eindringliche Botschaft: Weder Riten noch Verdienste noch Herkunft genügen für die Erlösung. Gott selbst ebnet den Weg zu den Menschen aus Liebe und schenkt ihnen das Leben unverdient.
Auf liturgischer Ebene findet diese Passage während der Ostergottesdienste Anklang, in dem Moment, in dem die Auferstehung Christi Sieg wird als Triumph über Tod und Sünde gefeiert. Er gründet das Vertrauen der Christen in die göttliche Güte und inspiriert viele Gebete: «Herr, du bist reich an Barmherzigkeit …» Dieses gemeinsame Gebet, das über die Jahrhunderte hinweg auswendig gelernt und gesprochen wurde, erinnert an die Vorrangstellung der Gnade.
Paulus verwendet den Begriff des «Todes infolge von Sünden» nicht zur Verurteilung, sondern um die radikale Natur der empfangenen Gabe zu betonen: Wo die Menschheit Sinn und Hoffnung verloren hatte, erhebt und erweckt Gott, «reich an Barmherzigkeit», sie – ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Der Text verharmlost nicht den Skandal des Bösen, sondern transformiert die Logik des Verdienstes. Freundlichkeit göttlich. Das Bild der «Auferstehung» und des «Sitzes im Himmel» wird somit zur Metapher für ein erneuertes, verklärtes Leben, das hier und jetzt möglich ist.
Die zentrale Dynamik: Wenn Gnade die menschliche Logik außer Kraft setzt
Aus diesen wenigen Versen kristallisiert sich ein zentraler Gedanke heraus: Die Erlösung ist ein reines Geschenk, radikal frei, empfangen durch den Glauben. Paulus betont: «Sie ist nicht das Ergebnis von Werken, sondern Gottes Gabe.» Christen sind weit davon entfernt, nach Perfektion streben oder sich ständig für ihre Unzulänglichkeiten entschuldigen zu müssen; sie sind befreit vom Druck, sich verdienstvoll zu beweisen oder sich mit anderen zu vergleichen.
Dieser scheinbar einfache Text birgt ein Paradoxon: Glaube ist weit mehr als bloße Meinung oder intellektuelle Zustimmung; er besteht darin, etwas zu empfangen, das man aus eigener Kraft nicht hätte hervorbringen können. Er bedeutet, sich einer anderen Logik zu öffnen, der Logik der Annahme, des Erkennens unserer Abhängigkeit von Gott. Erlösung wird nicht verdient, sie wird empfangen. Daraus erwächst die Möglichkeit einer vollkommenen Lebensveränderung.
Paulus stellt das christliche Leben zudem unter das Zeichen einer Berufung zum Handeln («zur Vollbringung guter Werke»). Er stellt Geben und Engagement keineswegs in Widerspruch, sondern verknüpft die Unentgeltlichkeit der Gnade eng mit dem Ruf zu einer konkreten Praxis der Solidarität, Gerechtigkeit und Nächstenliebe. Freundlichkeit. Diese Formulierung begründet eine neue Ethik: nicht zu handeln, um es zu verdienen, sondern aus Dankbarkeit und dem Ausdruck der Freude über die empfangene Gabe.
Die existentiellen Auswirkungen sind immens: Niemand ist dazu verdammt, für seine Sünden zu leiden, niemand ist zum Stolz eingeladen. Jeder kann das neue Angebot annehmen – Versöhnung, Vertrauen, den Wandel von einer Logik des Rückzugs hin zu einer des Dienens. Dieser Wandel birgt das Potenzial für eine Revolution in unserer Beziehung zu uns selbst, zu Gott und zu unseren Mitmenschen.

Solidarität, freier Zugang und praktische Berufung erkunden
Menschliche Solidarität und Barmherzigkeit empfangen
Paulus wendet sich an seine «Brüder» und lehnt jeglichen Individualismus ab. Die Erfahrung der Erlösung betrifft eine Gemeinschaft, die eine gemeinsame Geschichte von Zerbrechlichkeit und Hoffnung teilt. Wir sind «tot in unseren Sünden», das heißt, wir werden an unsere Verletzlichkeit erinnert, aber gleichzeitig gemeinsam auferweckt. Die Gnade ist keineswegs ein Privileg weniger Auserwählter, sondern durchströmt die gesamte Menschheit.
In der Praxis lädt uns diese Botschaft dazu ein, jeden Menschen in seiner absoluten Würde zu achten, jenseits seiner Einschränkungen oder seiner Vergangenheit. Im Kontext des antiken Ephesus, einer weltoffenen Stadt, bedeutete diese neue Perspektive auch, Fremde willkommen zu heißen, Diskriminierung abzulehnen und offen für den Dialog zu sein. Auch heute noch ist diese Dynamik wesentlich: Familien, Vereine und Gesellschaften können eine Solidarität verkörpern, die auf der Anerkennung des Empfangenen und nicht auf Ausgrenzung oder Diskriminierung beruht.
Nichts spricht dagegen, dieses Prinzip auf das Berufs- oder Gemeinschaftsleben auszuweiten: Die Anerkennung des Beitragspotenzials jedes Einzelnen, ohne Werthierarchie, eröffnet die Möglichkeit eines Gemeinwohls, das von … genährt wird. Barmherzigkeit.
Wahre Freiheit erleben
Der Ausdruck «aus Gnade seid ihr gerettet» wirft eine Frage auf: Wie können wir im Alltag leben, ohne zu kalkulieren, ohne unsere Hingabe gewinnbringend auszurichten oder uns selbst zu rechtfertigen? Paulus bringt es auf den Punkt: «Das kommt nicht von euch, sondern es ist Gottes Gabe.» Diese Formulierung lädt zu einer gewissen...’Demut aktiv, eine freudige Anerkennung dessen, was man empfängt.
In der heutigen Kultur dominiert oft die Logik der Leistung: Man muss seinen Wert beweisen, Erfolg haben, Ergebnisse liefern. Doch der Text stellt diese Ordnung auf den Kopf: Das christliche Leben beginnt mit Annahme, nicht mit übermenschlicher Anstrengung. Dieses Prinzip, angewendet in der Erziehung, die Arbeit, Beziehungen eröffnen neue Wege: Dankbarkeit, Freundlichkeit, Rücksichtnahme auf Andersartigkeit.
Freigiebiges Geben wird so zu einer Quelle der Dynamik: Anstatt Passivität zu fördern, regt es Kreativität, Großzügigkeit und ein Gefühl des Gebens an. Man kann beispielsweise seine Zeit schenken, vergeben und zuhören, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Es ist eine befreiende Erfahrung, die dem Leben Sinn verleiht.
Die praktische Berufung des Christen: gute Werke und universale Mission
Das Ende des Abschnitts verbindet die Schöpfung («Gott hat uns geschaffen») mit einem konkreten Auftrag: «gute Werke zu tun, die er zuvor bereitet hat, damit wir sie tun sollen.» Dies verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Glaube und Handeln. Christen sind nicht zur Untätigkeit oder zum geistlichen Rückzug berufen, sondern zu einem fruchtbaren, auf den Dienst ausgerichteten Leben.
Diese Mission manifestiert sich auf tausendfache Weise: durch die Unterstützung der Schwächsten, das Engagement in sozialen Projekten, das Streben nach Gerechtigkeit und den Einsatz für die Umwelt. Vor allem aber gründet sie nicht auf dem Streben nach Verdienst, sondern auf der Erkenntnis einer Quelle, die über das Individuum hinausgeht. Es geht nicht darum, Erfolge anzuhäufen, sondern darum, in eine Dynamik einzutreten, in der Handeln eine Antwort auf empfangene Liebe ist.
Im Laufe der Kirchengeschichte hat diese Verbindung soziale Bewegungen, karitative Werke, Innovationen im Bildungsbereich und die Fähigkeit, Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln, gefördert. Christen können sich als Teilhaber eines universalen Werkes verstehen, das durch die stille Kraft der Gnade die Gesellschaft erneuern kann.
Erbe und Interpretationen: Tradition erhellt Anmut
Schon in den ersten Jahrhunderten befassten sich die Kirchenväter – Augustinus, Johannes Chrysostomus und Gregor von Nyssa – mit dieser Stelle als Kern des christlichen Glaubens. Insbesondere Augustinus betont den Vorrang der Gnade gegenüber jeder pelagianischen Versuchung (der Vorstellung, der Mensch könne sich aus eigener Kraft retten). Er ruft zu absolutem Vertrauen auf und verwirft spirituellen Stolz und die Angst vor dem Heil.
Im Mittelalter entwickelte Thomas von Aquin die Idee der aktiven Zusammenarbeit mit der Gnade: Um zu handeln, empfängt man zunächst einen inneren Impuls, bleibt aber frei zu reagieren. Dies verdeutlicht die Verantwortung, ohne sie mit dem Anspruch auf Verdienst zu belasten. In der Liturgie inspiriert dieser Text das Messgebet, den Gesang der Vesper und die Spiritualität der Vergebung.
In jüngerer Zeit haben Theologen wie Karl Rahner und Dietrich Bonhoeffer diese Gnade als Zugang zum Universellen und als Aufruf zur sozialen Transformation neu interpretiert. Bonhoeffer verurteilt die «billige Gnade» (Gnade ohne Gegenleistung) und lädt jeden Gläubigen ein, die Unentgeltlichkeit in Handeln, Solidarität und dem Verzicht auf egoistischen Komfort zu verkörpern.
Traditionell findet sich diese Passage in Kunstwerken, Gedichten und karitativen Initiativen wieder: Krankenhäuser, die gegründet wurden auf Barmherzigkeit, Schulen, die allen offenstehen, Versöhnungsbewegungen zwischen den Völkern.
Wege zur einladenden Gnade heute
- Beginne den Tag mit einem Akt der Dankbarkeit und konzentriere dich auf das, was du erhältst, anstatt auf das, was dir fehlt.
- Über eine Episode im eigenen Leben nachzusinnen, in der Versöhnung über Anschuldigungen gesiegt hat.
- Die Übernahme von ehrenamtlicher Tätigkeit ohne finanziellen Gewinn, außer Freude zu geben.
- Lies jede Woche einen Psalm oder einen Auszug aus dem Buch. Brief an die Epheser, indem man versucht, diesen Text mit seiner konkreten Existenz zu verknüpfen.
- Sich die Zeit zu nehmen, jemandem zu vergeben, selbst wenn dieser es nicht erwidern kann.
- Ein Kompliment oder eine Ermutigung aussprechen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und die Freigiebigkeit der Worte erleben.
- Sich selbst erlauben, um Hilfe zu bitten, die eigenen Schwächen einzugestehen und die Unterstützung anderer als Geschenk anzunehmen.
Fazit: eine innere und soziale Revolution
Diese Passage – «Ihr seid durch eure Sünden gestorben, aber aus Gnade seid ihr gerettet worden» – besitzt eine unerschöpfliche, transformierende Kraft. Befreit von der Logik des Verdienstes können Gläubige eine neue Beziehung zum Leben eingehen: geprägt von Dankbarkeit, Vertrauen und Solidarität. Diese Botschaft wirkt tiefgreifend sowohl auf den persönlichen Bereich (Selbstwahrnehmung) als auch auf den sozialen Bereich (Beziehungen zu anderen, Verbindlichkeit).
In einer Welt, die mitunter von Konkurrenzdenken, Versagensangst oder der Versuchung zu urteilen geprägt ist, wird Gottes freie Gabe zu einer Einladung, anders zu leben: willkommen zu heißen. Barmherzigkeit, Vergib, handle mit Zuversicht. Indem sich jeder Mensch von diesem Wort prägen lässt, kann er zur Quelle des Lebens zurückkehren, seine Berufung zum Guten wiederentdecken und einen Weg gemeinsamer Hoffnung eröffnen.
Die tägliche Herausforderung besteht daher darin, Gnade zu empfangen, weiterzugeben und zu verkörpern, ohne ihre Bedeutung zu verfälschen oder sie einer Elite vorzuenthalten: «Niemand kann sich dessen rühmen.» Was unmöglich erscheint, wird möglich, vorausgesetzt, wir erlauben uns, überrascht und erneuert zu werden.
Praktische Tipps: 7 Gesten, um Anmut zu erfahren
- Gönnen Sie sich vor jeder Aktivität einen Moment der inneren Stille, um jeden Tag als Geschenk willkommen zu heißen.
- Sich serviceorientiert verhalten, ohne Anerkennung zu erwarten.
- Indem man eine Bibelstelle mit jemandem teilt, der anders ist, öffnet man das Gespräch für Andersartigkeit.
- Die eigenen Fehler im Lichte von Barmherzigkeit, ohne darin stecken zu bleiben.
- In einem schwierigen Kontext ein aufrichtiges und freiwilliges Dankeschön ausdrücken.
- Sich Zeit für ein gemeinsames Vorhaben nehmen, ohne persönliche Anerkennung anzustreben.
- Integriere das Gebet in deinen Alltag, indem du nicht um Erfolg bittest, sondern um Offenheit für die Gnade.
Quellen und Referenzen
- Die Jerusalemer Bibel, Epheser 2, 4-10
- Augustinus von HippoGnade und freier Wille
- Thomas von Aquin, Summa Theologica, Ia-IIae, Frage 109
- Karl Rahner, Der christliche Glaube heute
- Dietrich Bonhoeffer, Die Kosten der Gnade
- Johannes Chrysostomus, Kommentar zu den Paulusbriefen
- Römisches Lektionar, Osterzeit
- Psalmen Barmherzigkeit (Psalm 50, Psalm 103)
- Christliche Wohltätigkeitswerke (zeitgenössische Zeugnisse)


