Evangelium Jesu Christi nach Lukas
Damals,
während Jesus sprach,
Ein Pharisäer lud ihn zum Mittagessen ein.
Jesus ging in sein Haus und setzte sich.
Der Pharisäer war erstaunt
da er nicht zuerst Waschungen durchgeführt hatte
vor dem Essen.
Der Herr sagte zu ihm:
„Natürlich, ihr Pharisäer,
Du reinigst die Außenseite der Tasse und der Platte,
aber in eurem Inneren seid ihr erfüllt
der Gier und Bosheit.
Narren! Wer das Äußere schuf
Hat er nicht auch die Innenausstattung gemacht?
Gib lieber Almosen von dem, was du hast,
und dann wird alles rein für dich sein.“
– Lasst uns das Wort Gottes bejubeln.
Halleluja. Halleluja.
Es ist lebendig, voller Energie, das Wort Gottes;
Sie beurteilt die Absichten und Gedanken des Herzens.
Halleluja. (vgl. Hebr 4,12)
Betreten Sie die Szene: eine Mahlzeit, eine Überraschung, ein Wort, das durchdringt
Das Evangelium ist einfach, fast häuslich: Jesus nimmt die Einladung eines Pharisäers zum Mittagessen an. Wir sehen uns selbst dort: der gedeckte Tisch, die üblichen Gesten, die kleinen Höflichkeiten. Dann das Sandkorn. Jesus nimmt die rituellen Waschungen nicht vor. Überraschung, Unbehagen, Urteil. Dann lüftet Jesus den Schleier: „Ihr reinigt das Äußere des Bechers … aber innen seid ihr voller Habgier und Bosheit.“ Und er öffnet eine unerwartete Tür: „Gebt lieber Almosen von dem, was ihr habt, dann wird euch alles rein sein.“
Dieses Wort durchdringt heute unsere aufgeräumten Wohnzimmer, unsere kontrollierten Terminkalender, unsere tadellosen Mahlzeiten. Es berührt uns dort, wo wir es nicht sehen: in unseren Absichten, Gedanken, Wünschen. Das Wort Gottes kommentiert nicht einfach unsere Taten; es entflammt unser Herz zur Bekehrung. Und der von Jesus vorgeschlagene Weg ist erstaunlich: Der Weg zur Reinheit führt nicht zuerst über die Sauberkeit der Hände, sondern über die Verschwendung offener Hände. Almosengeben ist keine optionale Belüftung unseres geistlichen Lebens; es ist sein Atem.
Reinheit nach Jesus: Das Innere zählt, aber es kommt durch Geben
Jesu Vorwurf stellt Inneres und Äußeres nicht als zwei einander fremde Welten gegenüber. Er erinnert uns daran, dass Gott beides geschaffen hat: „Er, der das Äußere geschaffen hat, hat er nicht auch das Innere geschaffen?“ Mit anderen Worten: Inneres und Äußeres sind zur Übereinstimmung berufen. Und der Angelpunkt dieser Übereinstimmung ist das Geschenk. Almosengeben ist in der Bibel keine willkürlich geworfene Münze; es ist ein Akt der Gerechtigkeit, eine Art, Gott zurückzugeben, was er uns für seine Kinder anvertraut hat. Es reinigt, weil es die Dinge ordnet, es befreit das Herz von der Gier, es bricht die Verschlossenheit auf.
In unserem Wortschatz hat das Wort „Hilfe“ das Wort „Almosen“ fast ersetzt. Wir sprechen von Solidarität, Philanthropie, Inklusion. Das ist gut. Doch „Almosen“ hat immer noch einen bitteren Beigeschmack: Es erinnert uns daran, dass wir nicht der alleinige Besitzer dessen sind, was wir haben. Wir sind der Hüter. Es stellt mich an die Schwelle eines Mysteriums: Wenn ich gebe, wird mein Herz gereinigt. Und wenn ich aus Angst zurückhalte, ist es mein Herz, das beunruhigt ist.
Ein Spiegel unserer Zeit: Sauberkeit, Leistung und Aussehen
Wir leben in einem Zeitalter der Hygiene und Mäßigung. Smartwatches, Schlafstatistiken, Haushaltskonten, Gewohnheitschecklisten, Posteingänge mit null ungelesenen Nachrichten. Nichts davon ist schlecht. Doch die Gefahr bleibt: ein kontrolliertes Leben mit einem bekehrten Herzen zu verwechseln. Wir können Tugend zeigen und die Barmherzigkeit vergessen. Wir können identitätsbasierte oder moralische Botschaften ausstrahlen und innerlich verschlossen bleiben. Wir können unsere Verpflichtungen öffentlich machen und die Armen nicht mehr vor unserer Tür sehen.
Die Obsession mit „Sauberkeit“ hat sich von der Küche auf das Selbstbild verlagert. Wir „säubern“ unsere Newsfeeds, wir „säubern“ unsere Kontakte, wir „filtern“ toxische Menschen aus. Manchmal ist Sauberkeit lebensnotwendig. Doch wenn nur das übrig bleibt, glänzt das Äußere, und das Innere vertrocknet. Almosengeben hingegen schafft Durchlässigkeit: Es öffnet eine Lücke, durch die Barmherzigkeit zirkulieren kann.

Übersetzen Sie „Gib Almosen statt“ noch heute
Was bedeutet „Gib, was du hast“ in unserem urbanen, digitalen und oft zeitkritischen Leben? Die Frage erfordert verschiedene Antworten.
- Geben Sie regelmäßig Geld, entsprechend Ihren Möglichkeiten. Regelmäßigkeit läutert die Angst, etwas zu verpassen. Diskretion läutert das Ego.
- Schenken Sie Zeit: Besuche, Telefonate, Babysitting, administrative Hilfe. Zeit schenken läutert Ungeduld.
- Aufmerksam sein: Zuhören ohne Benachrichtigungen, der Blick bleibt unverwandt, der Name bleibt im Gedächtnis. Aufmerksam sein reinigt von Ablenkung.
- Geben Sie Raum: einen offenen Tisch, ein Gästezimmer, eine gemeinsame Büroecke. Gastfreundschaft verleiht dem Anwesen Klarheit.
- Geben Sie eine Fähigkeit an: Übersetzen, Reparieren, Programmieren, Kochen, Fürsprache. Service reinigt die Eitelkeit.
- Geben Sie ein Wort: Bekräftigung der Würde, Bitte um Vergebung, Segensangebot. Das Wort, das segnet, reinigt die Zunge.
- Bevollmächtigen: Empfehlen, vorstellen, kooptieren. Das Öffnen einer Tür reinigt den Kontrollinstinkt.
Jeder hat etwas. Jesus sagt nicht: „Gib, was du nicht hast“, sondern: „Gib, was du hast.“ Genau dort, wo Sie heute sind, mit dem, was Sie haben.
Eine kleine Exegese: Wenn Almosen das Herz reinigen
In der biblischen Tradition wird Almosengeben mit Gerechtigkeit in Verbindung gebracht. Oft wird es mit Fasten und Gebet in Verbindung gebracht. Lukas, der Evangelist der Barmherzigkeit, betont, dass Almosengeben eine Vielzahl von Sünden „auslöscht“ oder „bedeckt“, nicht als Transaktion, sondern als Feuer, das Selbstsucht verzehrt. Das griechische Wort für „rein“ ist katharos: frei von Beimischungen. Almosengeben klärt Wünsche und entfernt den Sand aus dem Herzen.
„Gib stattdessen, was du hast“ liest sich wie eine Pädagogik: Wenn du aufhören willst, dich in dich selbst zurückzuziehen, beginne damit, das, woran du festhältst, in Umlauf zu bringen. Du wirst die Freude am Entrümpeln entdecken – nicht zuerst für dich selbst, sondern für andere. Und im Gegenzug wirst du frei.
Ein Wort, das unsere Absichten durchschneidet
Das Halleluja von Hebr 4,12 gibt den Ton an: Das Wort Gottes richtet die Gedanken des Herzens. Nicht um zu verurteilen, sondern um zu unterscheiden, was lebendig und was verschlossen ist. Manchmal wissen wir nicht mehr, ob wir aus Liebe oder Berechnung geben. Das Wort trennt wie ein Skalpell das eine vom anderen. Es bewahrt das Element der Unentgeltlichkeit, es benennt das Element der Strategie. Es duldet keine freiwillige Zweideutigkeit, keine kleinen Absprachen, bei denen wir „geben“, um Ansehen zu erlangen, Schuldgefühle zu lindern oder Seelenfrieden zu erkaufen. Es führt uns zurück zum Wesentlichen: Geben, um zu lieben, lieben, um zu leben.
Die Gesichter der Gier heute
Gier ist nicht nur die Liebe zum Geld. Sie wurzelt in ständigem Vergleichen, ängstlicher Sicherheit und der Weigerung, sich stören zu lassen.
- Gier nach Sicherheit: Ich horte Kontakte, Möglichkeiten, Diplome und beraube mich der Freude am Teilen.
- Gier nach Image: Ich gebe hauptsächlich wieder, was gesehen und gut erzählt wird.
- Gier nach Zeit: Ich lasse keinen Spielraum für Unerwartetes, ich lebe knauserig, aus Angst, die Kontrolle zu verlieren.
- Aufmerksamkeitsgier: Ich bevorzuge Streams, die mich bestätigen, gegenüber denen, die mich konfrontieren.
- Emotionale Gier: Ich verweigere die Vergebung aus Angst, erneut verletzt zu werden.
Das Almosengeben läutert jede dieser Gier nicht durch einen großen heroischen Umsturz, sondern durch kleine, konkrete, regelmäßige, manchmal verborgene Taten.

Eine Ökologie des Gebens in der Realwirtschaft
Wir erleben Inflation, Unsicherheit und Energiesorgen. Schenken ist nicht naiv. Es ist eine Frage der Prioritätensetzung. Die Schenkökonomie ersetzt die Marktwirtschaft nicht, aber sie humanisiert sie. Jeder Akt des freien Gebens schafft wieder Luft in ein angespanntes soziales Gefüge.
- Legen Sie einen realistischen Prozentsatz für regelmäßige Spenden fest. Auch wenn dieser bescheiden ist, ist er stabil.
- Wählen Sie Loyalität statt Brillanz: 10 Euro im Monat sind besser als einmalig 100 Euro als Reaktion.
- Diversifizieren: eine entfernte Ursache, eine Nähe, ein Notfall.
- Präsenz zeigen: Wechseln Sie, wenn möglich, von Kreditkarten zu gemeinsamem Kaffee.
Die von Jesus versprochene Reinheit ist nicht nur individuell. Sie ist gemeinschaftlich: „Alles wird rein für euch sein.“ Wir reinigen einander, wenn Großzügigkeit im Umlauf ist.
Das digitale Zeitalter: Achtung Almosen und Scroll-Hygiene
Die digitale Technologie verteilt unsere Aufmerksamkeit wie eine Währung. Was bedeutet „Almosen geben“ in dieser Welt?
- Hören Sie auf, unnötig Empörung zu verbreiten. Geben Sie im Zweifelsfall nach und prüfen Sie, bevor Sie etwas teilen.
- Geben Sie diskreten Stimmen Sichtbarkeit: Künstlern, Vereinen, Nachbarn.
- Hinterlassen Sie freundliche und präzise Kommentare. Genauigkeit läutert Schmeicheleien.
- Schreiben Sie private Dankesnachrichten. Dankbarkeit reinigt den Vergleich.
- Üben Sie ein wöchentliches Benachrichtigungsfasten und bieten Sie diese Zeit für einen Besuch oder Anruf an.
Indem man seine Aufmerksamkeit wohltätigen Zwecken widmet, gibt man den Menschen die Würde zurück, nicht nur „zufrieden“ zu sein.
Die Geste, die Regel, die Freude: eine kleine Lebensregel
Ohne Regelmäßigkeit verpuffen gute Vorsätze. Eine kleine, flexible und realistische Regel macht Großzügigkeit erlebbar.
- Am Montag plane ich eine Geldspende und ein Telefonat.
- Mittwochs bin ich 30 Minuten mit praktischer Hilfe (Papierkram, Einkaufen) beschäftigt.
- Freitags bete ich speziell für zwei Menschen, die ich kennengelernt habe.
- Sonntags lade ich ein oder öffne einen Platz für einfache Gastfreundschaft.
Regelmäßigkeit löscht den Geist nicht aus, sie beflügelt ihn. Und Freude kommt oft, wenn man sie am wenigsten erwartet.
Hindernisse: Angst, betrogen zu werden, Mitgefühlsermüdung, Mangel an Klarheit
- Angst, betrogen zu werden: Wenn Sie das Risiko lähmt, wählen Sie zuverlässige Kanäle und behalten Sie einen kleinen Teil für Unvorhergesehenes. Fehler mindern nicht den Wert des Geschenks.
- Mitgefühlsermüdung: Wechseln Sie intensive Beschäftigung mit Ruhe ab. Mitgefühl ist ein Muskel: Es braucht Training und Erholung.
- Unklarheit: Schreiben Sie Ihre Impulse auf und machen Sie daraus Termine. Aus der Absicht wird Tat, wenn sie auf die Tagesordnung kommt.
Reinheit bedeutet nicht Naivität. Sie bedeutet Übereinstimmung zwischen dem, was ich bekenne und dem, was ich wähle.
Familien: Bildung durch Gesten und Geschichten
- Ein sichtbarer gemeinsamer Topf, in den jeder eine Münze für ein gemeinsam ausgewähltes Projekt wirft.
- Eine „Freundlichkeitstasche“ in der Tasche: Taschentücher, Riegel, nette Worte.
- Geschichten von Heiligen, Nachbarn und anonymen Menschen, die geben. Kinder ahmen nach, was sie bewundern.
Reinheit des Herzens wird durch fleißige Hände und strahlende Augen vermittelt.
Wenn das Geschenk den Schenkenden heilt: drei Vignetten
- Der Pendler: In der U-Bahn steigt er eine Station früher aus, um einen Obdachlosen zu begleiten. Nicht, um seine Situation zu „lösen“, sondern um ihm zuzuhören. Seine eigene Einsamkeit verschwindet.
- Die Rentnerin: Einmal pro Woche kocht sie für die Studenten aus der Umgebung. Thymianduft und abendliches Lachen lindern ihre Trauer.
- Die Studentin: Sie übersetzt ehrenamtlich Dokumente für Migrantenfamilien. Ihre Ängste finden Linderung in der bescheidenen Nützlichkeit.
Geben löscht den Schmerz nicht aus, aber es lenkt ihn ins Leben.
Innen/Außen: Gott hat beides geschaffen
Jesus verachtet die Waschungen nicht. Er kritisiert sie, weil sie zu einem Alibi werden. Heute nehmen unsere „Waschungen“ die Form von Routinen des Wohlbefindens, der Leistung und der Selbstdarstellung an. Behalten wir sie bei, wenn sie der Nächstenliebe dienen. Verzichten wir auf sie, wenn sie diese ersetzen. Die Wahrheit der Reinheit liegt in der Einheit: Der Kelch ist äußerlich rein, weil das Herz durch das Geben gereinigt wird.

Der Tisch, ein Ort der Bekehrung
Die Szene spielt sich am Tisch ab. Auch unsere Mahlzeiten können durch Aufmerksamkeit, Dankbarkeit und den Raum, der für andere gelassen wird, eucharistisch werden.
- Lassen Sie im Herzen ein Gedeck frei, ansonsten auf dem Tisch.
- Beginnen Sie damit, denen zu danken, die das Essen möglich gemacht haben.
- Reduzieren Sie Abfall und teilen Sie Reste.
Reinheit ergibt sich auch aus der Auswahl dessen, was wir kaufen, kochen und teilen.
Der Realitätstest: Wenn es kompliziert ist
Manchmal scheint Geben die Abhängigkeitsdynamik zu verstärken. Manchmal stoßen wir auf undurchsichtige Systeme. Also müssen wir lernen.
- Trainieren Sie sich im Zuhören (ohne sich selbst zu retten, ohne sich selbst auszulöschen).
- Verlassen Sie sich auf lokale Kollektive.
- Setzen Sie klare Grenzen und erklären Sie diese respektvoll.
Reinheit wird in der Komplexität erfahren, nicht in der Desinfektion.
„Alles soll euch rein sein“: Gemeinschaftsversprechen
Jesus spricht im Plural. Almosengeben reinigt nicht nur den Einzelnen, sondern auch die Gemeinschaft: Familien, Teams, Pfarreien, Städte. Wo das Geben zirkuliert, schwindet das Misstrauen, die Sprache beruhigt sich und die Kreativität wird neu geboren.
- Im Team: Ein Gemeinwohl-Budget für Pflegemaßnahmen.
- In einer Pfarrei: eine einfache Liturgie, die zu konkreten Akten der Gastfreundschaft führt.
- In einer Stadt: Treffpunkte, in denen wir Know-how austauschen.
Das soziale Gefüge wird durch Kapillarität gereinigt.
Nüchterne Freude: Die Ästhetik des reinen Herzens
Das reine Herz ist nicht die vollkommene Seele. Es ist unvermischt. Es lernt eine nüchterne, unaufdringliche Freude, erkennbar an diskreten Zeichen:
- Eine ruhige Verfügbarkeit.
- Ein zarter Humor.
- Freiheit von der Sicht.
Die Welt erwartet diese Freude, ohne sie zu benennen. Sie ist durch die Nähe ansteckend.
Einfacher Weg: Drei Wochen, um das Geschenk freizuschalten
Woche 1: Sehen. Notieren Sie sich jeden Tag ein Gesicht, das Ihnen begegnet, ein wahrgenommenes Bedürfnis, einen ausgedrückten Dank.
Woche 2: Werden Sie aktiv. Zwei konkrete Aktionen: eine Sachspende und eine Zeitspende.
Woche 3: Noch einmal lesen. Was habe ich gefühlt? Was hat Widerstand geleistet? Welche Freude kam auf?
Dieser kleine Zyklus poliert, wenn er wiederholt wird, das Herz, wie man einen Stein am Fluss poliert.
Gebet: Bitte um ein ausgeglichenes Herz
Herr Jesus,
Du sitzt an unseren Tischen und schaust in unsere Herzen.
Sie sehen unsere Ängste, unsere Berechnungen, unser schönes Äußeres.
Gewähre uns, die Einfachheit zu lieben, die gibt,
messe ab, was nötig ist, biete an, was überflüssig ist,
teilen Sie sogar das, was wir für wesentlich halten.
Reinige unsere Absichten durch die Freude der Begegnung.
Lehre uns die Geste, die erhebt,
das Wort, das wiederherstellt,
die Stille, die zuhört.
Dann wird durch deine Gnade alles für uns rein sein. Amen.
Kurzes Gebet vor dem Verlassen des Hauses
Herr,
stecke eine verfügbare Freundlichkeit in meine Tasche,
in meinem Blick ein Platz für den anderen,
in meinen Händen ein freudiges Opfer.
Bewahre mich vor demütigenden Gesten,
Mich inspirieren diejenigen, die humanisieren.
Mach mich leicht und großzügig. Amen.
Bekenntnis des Herzens: Abschlussprüfung
- Wo habe ich mich aus Angst zurückgehalten?
- Wo habe ich hingegeben, um gesehen zu werden?
- Wo habe ich zugelassen, dass der Geist mich stört?
- Wen kann ich morgen anrufen?
Die Prüfung urteilt nicht, um zu bestrafen, sondern um neu zu orientieren. Die Reinheit wächst von Korrektur zu Korrektur.
Vergebung als Almosen
Es gibt eine Wohltätigkeit, die schwieriger ist als Geld: Vergebung. Manchmal kostet sie mehr als eine Banküberweisung. Vergeben bedeutet, dem anderen die Möglichkeit zurückzugeben, anders zu sein als seine Schuld. Diese Wohltätigkeit reinigt tief, weil sie unsere Wunden berührt. Sie heilt langsam, wie eine Narbe, die sich nicht über Nacht schließt.
- Wenn möglich, benennen Sie die Verletzung.
- Wenn es nicht sicher ist, ergeben Sie sich Gott und lassen Sie die innere Kette los.
- Suchen Sie gegebenenfalls eine Mediation.
Vergebung ist nicht Vergessen oder Straflosigkeit. Sie ist Erlösung.
Die Sakramente und die Gabe: Eucharistie, Versöhnung, Mission
- Die Eucharistie: Wir empfangen, um zu werden, was wir empfangen. Der von Jesus geschenkte Leib wird zum Stil unserer Gesten.
- Versöhnung: Gott wird nie müde, uns zu reinigen. Die Beichte deckt die Habgier auf, die Absolution öffnet den Kreislauf wieder.
- Die Mission: Die empfangene Gnade wird nicht gespeichert, sie wird geteilt.
Je mehr wir geben, desto mehr wird die Quelle in uns genährt. Das ist das christliche Paradoxon.
Eine bescheidene Alchemie: Von der Gewohnheit zur Tugend
Philosophen sprechen vom Habitus: einer stabilen Haltung, die durch wiederholte Handlungen erworben wird. Almosengeben wird zur Tugend, wenn die Geste nicht mehr schmerzhaft, sondern selbstverständlich ist. Es hebt die Wachsamkeit nicht auf, sondern macht sie freudig. Ein reines Herz ist kein naives Herz; es ist ein festes Herz, das durch die Ausübung von Nächstenliebe vereinfacht wird.
Familiengleichnisse des Gebens
- Der Kleiderschrank: Öffnen Sie ein „Übergangsregal“, um Dinge unterzubringen, die ich nicht mehr brauche und die für jemand anderen unverzichtbar sein werden.
- Der Zeitplan: Lassen Sie jede Woche einen „unterbrechbaren“ Zeitrahmen für Unvorhergesehenes frei.
- Das Telefon: jeden Sonntagabend eine Segensbotschaft an jemanden, den wir vernachlässigen.
Diese winzigen, eindringlichen Gesten werden zu einem Stil.
Wenn Almosengeben prophetisch wird
Geben kann ungerechte Strukturen in Frage stellen. Almosengeben ist nicht nur individuelles Mitgefühl; es kann zu einem Zeichen werden, das Fragen aufwirft.
- Stellen Sie nach gründlichem Hinsehen ein.
- Solidarität kaufen, auch wenn es nicht optimal ist.
- Lehnen Sie die Wegwerfkultur ab.
Prophetisch bedeutet nicht, jeden Tag heldenhaft zu sein. Prophetisch bedeutet treu, öffentlich, wenn nötig, und immer kreativ.

Gebet für die Stadt
Gott der Barmherzigkeit,
Sie kennen die abgenutzten Bürgersteige und die müden Herzen.
Segne unsere Nachbarschaft,
die Hände, die heilen, die die Hand ausstrecken,
die Türen, die sich öffnen und die Blicke, die unterstützen.
Lehre uns die Kunst des städtischen Almosengebens:
eine Präsenz, die nicht drängt,
ein Wort, das nicht urteilt,
eine Geste, die nicht berechnet ist.
Möge dein Frieden unsere Straßen erhellen. Amen.
Gebet für Bildschirme
Herr,
Stellen Sie eine Lampe auf meine Bildschirme.
Dass ich die Wahrheit suche,
dass ich eitlen Ruhm vermeide,
dass ich Platz für die Kleinen mache.
Bewahre mich vor leichtem Zorn,
gib mir den Mut zur Sanftmut.
Machen Sie meine Aufmerksamkeit zu einem Opfer. Amen.
Almosengeben als spirituelle Entrümpelung
Wir sammeln Dinge an, aber auch Reue, Verpflichtungen und Bilder. Geben bedeutet, Leere zu schaffen, damit Gott in uns atmen kann. Manche sortieren ihre materiellen Güter saisonal; warum nicht auch spirituell?
- Einen Groll vor Gott niederlegen und stattdessen einen Segen anbieten.
- Verzichten Sie auf eine Ausgabe, um jemand anderem eine Freude zu machen.
- Ersetzen Sie ein 20-minütiges Scrollen durch einen Besuch.
Das reine Herz erkennt man an seinem Atem. Es keucht nicht, es atmet.
Jesus am Tisch neu lesen: Pädagogik durch Kontrast
Am Tisch stellt Jesus die Erwartungen auf den Kopf. Er verletzt nicht, um zu demütigen; er schneidet, um zu befreien. Seine Worte können unser Selbstwertgefühl verletzen. Wenn das so ist, dann gute Nachricht: Wir sind berührt. Die nächste Frage: Welche konkrete Entscheidung werde ich diese Woche treffen?
- Legen Sie einen Betrag, einen Termin, einen Namen fest.
- Schreiben Sie die Verpflichtung auf ein Blatt Papier und schieben Sie es unter das Kreuz, auf den Tisch oder in Ihre Brieftasche.
- Seien Sie dankbar, wenn es erledigt ist.
Durch die Tinte kleiner Vorsätze wird die Gnade in die Realität eingeschrieben.
Wenn das Geben an seine Grenzen stößt: Vereinbarung, nicht alles zu tun
Reinheit ist nicht Perfektion. Sie weiß, wie man Nein sagt, um Ja zu sagen. Es gibt Anliegen, die wir nicht unterstützen, Menschen, denen wir nicht nahe stehen können. Die Demut des Gebens besteht darin, ein Glied zu sein, nicht die ganze Kette. Gott braucht unsere Allgegenwart nicht; er wünscht sich unsere Treue.
Die Freude, sich enteignet zu wissen
Der arme Christus lehrt uns die Freiheit des „Mein, Dein, Unser“. Wenn etwas zu kostbar bleibt, um es zu teilen, kann ein kleiner Alarm losgehen. Was wäre, wenn ich mit dem Verleihen beginnen würde? Was wäre, wenn ich Zugang, ein Werkzeug, ein Buch teilen würde? Das Herz erweitert sich durch Versuch und Irrtum. Ein Schritt, dann der nächste.
Verfügbarkeitsanfrage
Heiliger Geist,
öffnet einen Durchgang in mir.
Löse meine geballten Finger,
meine Margen erweitern,
verschiebt meine Prioritäten.
Mach mich zu einem Ruheplatz für die Müden,
ein Zufluchtsort für die Besorgten,
ein diskreter Zeuge deiner Güte.
Möge mein „Ja“ zu Brot, Schlüssel und Ohr werden. Amen.
Almosen und Gerechtigkeit: zwei Beine, ein Schritt
Wenn Almosengeben ein Standbein ist, ist Gerechtigkeit das andere. Das eine reagiert auf die Notlage, das andere arbeitet an der Ursache. Nur mit beiden können wir gut vorankommen.
- Almosen: Ich gebe, hier und jetzt.
- Gerechtigkeit: Ich informiere mich, ich engagiere mich, ich wähle, ich plädiere.
Reinheit des Herzens ist nicht unpolitisch, sie ist frei von jeglichem Lager und orientiert sich an der Würde.
Reinigung durch Schönheit: Kunst als Almosen
Gestalten heißt, einem Geschenk Form zu geben. Ein Lied, ein Gedicht, ein Gemälde, ein Foto oder ein Blumenstrauß können ein Herz erheitern. Schönheit ist nicht überflüssig: Sie reinigt das Auge. Jeder, der schon einmal in einer dunklen Zeit eine handgeschriebene Karte erhalten hat, weiß um die Kraft dieser zarten Geschenke.
- Schreiben Sie jede Woche eine handschriftliche Notiz.
- Teilen Sie ein geliebtes Buch, kein Schundbuch.
- Schenken Sie einen Moment der Stille mit beruhigender Musik.
Schönheit beruhigt. Sie bereitet das Herz auf die Begegnung vor.
Jahreszeiten des Gebens: Sich anpassen, ohne loszulassen
Es gibt Zeiten überbordender Großzügigkeit, andere des Rückzugs. Die Geburt eines Kindes, eine Krankheit, die Arbeitssuche. Sich anzupassen bedeutet nicht aufzugeben. Manchmal besteht das Geben darin, um Hilfe zu bitten. Empfangen läutert auch den Stolz des „Ich schaffe das.“
- Trauen Sie sich zu sagen: „Ich brauche.“
- Lassen Sie jemanden für uns kochen, eine Tasche tragen oder für uns beten.
Das Geschenk fließt in beide Richtungen. Die Weigerung, es anzunehmen, kann die Gnade des anderen blockieren.
Beten, wenn Sie erschöpft sind
Herr,
Mir bleibt nicht mehr viel übrig.
Nimm dieses kleine:
ein müdes Lächeln,
zwei Minuten Zuhören,
eine zerknitterte Münze.
Sie haben das Äußere und das Innere gemacht:
komm und reinige meine Müdigkeit
durch die Süße deiner Anwesenheit.
Wenn ich es nicht kann, lehre mich, zu sein.
Wenn ich nicht geben kann, lehre mich zu empfangen.
Und das soll für heute genug sein. Amen.
Ein Kriterium der Unterscheidung: demütiger Frieden
Nach einer Geste des Gebens bestätigt oft ein diskretes Zeichen deren Richtigkeit: ein sanfter Frieden, ein einfaches Licht. Wenn hingegen Unruhe und Groll wachsen, ist es sinnvoll, noch einmal nachzulesen: Habe ich meine Grenzen überschritten? Habe ich meine Hilfe aufgezwungen? Habe ich mein Bild gesucht? Reinheit schreitet voran, indem sie sich selbst korrigiert.
Die Erinnerung an die Armen: Sich evangelisieren lassen
Die Armen evangelisieren uns. Ihre Geduld, ihr Humor, ihre Kreativität lehren uns etwas über Gott. Dankbar angenommenes Almosen wird zur Schule. Es offenbart unsere blinden Flecken: unsere Anhaftungen, unsere Ängste, unsere Illusionen. „Hebr 4,12“ erfüllt sich: Das Wort beurteilt unsere Absichten, oft durch die Augen der Kleinen.
Gebet mit offenen Händen
Herr,
hier sind meine Hände.
Sie sehen ihre Schwielen, ihr Zittern, ihre Leere.
Fülle sie mit dem, was du durch mich geben möchtest,
Befreie sie von dem, was ich zu sehr festhalte.
Möge niemand mit einem schwereren Gefühl gehen, weil er mich getroffen hat.
Ich möchte Effizienz nicht mit Wohltätigkeit verwechseln.
Lass meine Taten lautlos von dir sprechen. Amen.
Eine einfache Methode zur Entscheidung
- Name: Was wird benötigt?
- Bewerten Sie: Was muss ich geben, ohne meinen Verantwortlichkeiten zu schaden?
- Wählen Sie: Was kann ich jetzt tun, was kann ich planen?
- Anvertrauen: kurz für die Person beten.
- Handeln: Maßnahmen ergreifen.
- Noch einmal lesen: Woran erinnere ich mich von diesem Moment?
Diese kleine Methode bringt Ordnung, damit der Kopf frei bleibt.

Almosengeben als Liturgie der Woche
Machen Sie die Woche zu einer Liturgie des Gebens:
- Barmherzigkeitsmontag: eine auszusprechende Vergebung.
- Skills Tuesday: Know-how vermitteln.
- Listening Wednesday: Ein Kaffee ohne Telefon.
- Dankbarkeits-Donnerstag: ein Brief, eine Nachricht.
- Fastenfreitag: Sparen, um zu geben.
- Samstag der Anwesenheit: ein Besuch.
- Gastfreundschaftssonntag: eine Einladung, auch wenn sie einfach ist.
Wiederholung verändert die innere Landschaft.
Wenn das Wort zur Heimat wird
„Lasst uns das Wort Gottes bejubeln.“ Bejubeln heißt, Raum schaffen, es annehmen. Wenn das Wort „lebendig und voller Energie“ ist, gibt es sich nicht mit einem Rahmen an der Wand zufrieden. Es braucht eine eigene Ecke in unserem Zuhause. Ein Vers am Kühlschrank, ein Notizbuch mit Impulsen neben dem Eingang, ein Gebet auf dem Tisch. Der Alltag wird zum Tabernakel.
Morgengebet
Herr,
Vom Morgengrauen an biete ich dir
meine Projekte, mein Zögern, meine Begegnungen.
Mache meine Stunden zu Gasthäusern,
meiner Serviceaufgaben,
aus meinen Ärgernissen Gelegenheiten für Süßes.
Lehre mich zu geben, bevor ich gefragt werde,
und das „Nein“ des anderen zu respektieren.
Möge mein Tag wie deiner sein: einfach, selbstverständlich, wahr. Amen.
Hoffe auf die Verheißung: „Dann wird alles rein für dich sein“
Dieses Versprechen ist realistisch. Es heißt nicht: „Alles wird leicht sein“, sondern: „Alles wird rein sein.“ Reinheit ist Transparenz: Was ich tue, tue ich vor Gott, zum Wohle anderer und in innerem Frieden. Diese Einheit heilt. Sie macht unsere Worte glaubwürdig und unser Leben begehrenswert.
Der Weg ist frei. Er beginnt heute mit einer kleinen Geste. Vielleicht eine geplante Spende, eine Einkaufstüte, ein Besuch, eine Nachricht, eine Verzeihung. Dieses kleine „Ja“ öffnet den Weg für einen anderen. Und nach und nach kommen das Innere und das Äußere zusammen. Gott hat beides geschaffen; er vereint sie durch das Geschenk.
Abschließendes Gebet: Bitten Sie um die Gnade der Beständigkeit
Treuer Gott,
Sie fordern uns zur Konsequenz auf.
Sie stellen nicht das Innere und das Äußere gegenüber:
Sie harmonisieren sie in Nächstenliebe.
Bewahre uns vor spirituellem Feuerwerk.
Lehre uns die Langsamkeit des Guten, das Wurzeln schlägt,
die stille Freude eines Herzens, das sich vereinfacht,
das Lachen der Armen, die uns segnen.
Durch Jesus, der sich für uns „unterbrechen“ ließ,
und wer sich selbst wieder gibt, gebrochenes Brot,
macht uns zu Männern und Frauen
die geben, was sie haben,
und empfange von dir, was sie sind. Amen.



