Heiliger Karl Borromäus, servieren, bis einer aufgebraucht ist

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Servieren, bis es vollständig aufgegessen ist

Als Reformator des Mailänder Klerus im Herzen des 16. Jahrhunderts verkörpert Karl Borromäus die Verbindung von Strenge und seelsorgerlicher Nächstenliebe im Italien der Gegenreformation.

Obwohl ihm eine glänzende Karriere in den höchsten Kreisen der Kirche bevorstand, wählte Karl Borromäus (1538–1584) den anspruchsvollen Weg des pastoralen Dienstes. Mitten in den religiösen Wirren des 16. Jahrhunderts reformierte er den Klerus, unterstützte die Armen und trotzte gemeinsam mit seinen Gemeindemitgliedern der Pest von 1576. Sein bleibendes Vermächtnis stellt unser Verständnis des Verhältnisses von Autorität, Demut und Konstanz im christlichen Leben infrage.

Heiliger Karl Borromäus, servieren, bis einer aufgebraucht ist

Reform aus Liebe zu Christus

Geboren in Arona am Ufer des Lago Maggiore, entstammte Karl Borromäus einer Adelsfamilie, die mit Papst Pius IV., seinem Onkel, verwandt war. Schon früh in Pavia mit dem Kirchenrecht vertraut gemacht, wurde er mit 22 Jahren zum Kardinal ernannt, noch bevor er Priester wurde. Als strenger Verwalter in Rom wirkte er aktiv an der Wiederaufnahme des Konzils von Trient mit und sorgte für theologische Klarheit und die Reform der Institutionen.

Der plötzliche Tod seines älteren Bruders im Jahr 1563 stellte Karl vor eine folgenschwere Entscheidung: das Familiengut erben oder seiner inneren Berufung folgen. Er entschied sich für die Priesterweihe und widmete sich fortan ganz dem kirchlichen Dienst. 1564 wurde er Erzbischof von Mailand und leitete eine tiefgreifende Reform des Klerus ein. Er gründete Priesterseminare zur spirituellen und intellektuellen Ausbildung der Priester, reorganisierte die ländlichen Pfarreien und förderte die Katechese der Gläubigen. Seine stille Autorität gründete sich auf die Übereinstimmung seiner Worte mit seinen Taten.

Während der Pestepidemie von 1576 blieb er trotz der Gefahren in Mailand. Er wandelte Klöster in Hospitäler um, betete unter den Sterbenden und legte ein Gelübde radikaler Armut ab. Er schrieb: «Um Licht zu spenden, muss die Kerze selbst erlöschen.» Seine Angehörigen rieten ihm zur Ruhe; er antwortete mit vollkommener Selbstaufopferung. Erschöpft starb er im Alter von 46 Jahren, umgeben von seinen Geistlichen. 1610 heiliggesprochen, wurde Karl Borromäus zum Schutzpatron des Bistums Mailand und zum Vorbild des barmherzigen, reformorientierten Pfarrers.

Der Kardinal am Kreuz

Einer Überlieferung zufolge durchquerte Karl während der Pest Mailand barfuß und mit einem Kruzifix in der Hand und segnete die Kranken Straße für Straße. Niemand soll sich von ihm abgewendet haben, obwohl er dabei sein Leben riskierte. Historiker bestätigen seinen Einsatz, wissen aber nicht, ob sich die Begebenheit genau so zugetragen hat. Dieses Bild des Hirten, der nachts umhergeht, symbolisiert den Glauben, der in dunklen Zeiten Licht spendet: nicht durch Macht, sondern durch das Licht eines hingegebenen Lebens.

Spirituelle Botschaft

Karl Borromäus erinnert uns daran, dass spirituelle Erneuerung immer bei uns selbst beginnt. Sein Beispiel lädt uns ein, innere Strenge mit konkreter Nächstenliebe zu verbinden. Das Bild der brennenden Kerze verkörpert diese Spiritualität: Sie brennt ohne Glanz und leuchtet doch beständig. Wahrhaftig vor Gott zu leben, bedingungslos zu dienen und in jeder Handlung die Möglichkeit zur Liebe zu erkennen: Das war sein Weg. Noch heute inspiriert sein Geist des Dienens jede Gemeinschaft, die zur Wiedergeburt in der Einheit Christi berufen ist.

Gebet

Herr, du, der du deinen Diener Karl bis zur Erschöpfung treu gemacht hast,  
Gewähre uns die Gnade, mit Integrität und Mut zu dienen.
Lehre uns, unsere Reformation in unseren eigenen Herzen zu beginnen.
Lass uns den Armen zuwenden, demütig vor dem Kreuz.,
und treu in den kleinen Dingen des Alltags.
Durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Amen.

Leben

  • Jemanden zu besuchen, der isoliert oder krank ist, sei es auch nur mit einem Telefonanruf.
  • Jemandem in Not eine Mahlzeit oder diskrete materielle Unterstützung anbieten.
  • Lies zehn Minuten lang die Passage aus Johannes 13,1-15: Meditiere über die Geste der Fußwaschung.

Orte

Mailand bewahrt das Andenken an seinen reformfreudigen Erzbischof. Seine Reliquien ruhen in der Krypta des Doms in einem kunstvoll gefertigten Silbersarg. Die Ambrosianische Akademie beherbergt sein Porträt von Giovanni Battista Crespi. Jedes Jahr am 4. November feiert die Stadt mit Prozessionen und karitativen Aktionen den Mann, den sie den “Vater der Armen” nennt. In Arona blickt seine monumentale Statue auf den Lago Maggiore: dreißig Meter Kupfer, ein Zeugnis der spirituellen Größe eines Mannes, der stets im Dienste der Gemeinschaft stand.

Liturgie

  • Lesungen/Psalm: Philipper 2,12-18; Matthäus 5,13-16 – um für sein Heil zu wirken, um das Licht der Welt zu sein.
  • Lied/Hymne: Ubi caritas et amor – wo Nächstenliebe und Liebe herrschen, da wohnt Gott.
Über das Bibelteam
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