Lesung aus dem Buch des Propheten Josua
Nach dem Tod des Mose, des Knechtes des Herrn, sprach der Herr zu Josua, dem Sohn Nuns, dem Gehilfen des Mose, und sagte zu ihm:
«Mein Diener Mose ist tot; nun macht euch auf, zieht über den Jordan, ihr mit dem ganzen Volk, in das Land, das ich den Kindern Israels geben werde.“.
Jeden Ort, den eure Fußsohlen betreten werden, habe ich euch gegeben, wie ich es Mose gesagt habe;
Dein Gebiet wird sich von der Wüste und dem Libanon hier bis zum großen Fluss, dem Euphrat, über das gesamte Land der Hethiter bis zum Mittelmeer bei Sonnenuntergang erstrecken.
Niemand wird dir in deinem Leben widerstehen können. Ich war mit Moses, ich werde mit dir sein; ich werde dich nicht verlassen, ich werde dich nicht im Stich lassen.
Sei stark und mutig, denn du wirst es sein, der diesem Volk das Land zum Erbe geben wird, das ich ihren Vätern zu geben geschworen habe.
Seid stark und mutig und haltet euch genau an das Gesetz, das mein Diener Mose euch vorgeschrieben hat. Weicht nicht davon ab, weder nach rechts noch nach links, damit ihr Erfolg habt, wohin ihr auch geht.
0Das Buch des Gesetzes soll nicht von deinen Lippen weichen; du sollst Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, alles zu tun, was darin geschrieben steht; dann wirst du Erfolg haben und gedeihen.
Habe ich euch nicht geboten: “Seid stark und mutig!”? Fürchtet euch nicht und lasst euch nicht entmutigen, denn der Herr, euer Gott, ist mit euch überall, wo ihr hingeht.»
– Wort des Herrn.
Seid stark und mutig: Ein biblischer Aufruf zur Stärke in der Mission
Wie Josua 1,9 jeden Gläubigen dazu inspiriert, seinen Herausforderungen mit Zuversicht zu begegnen, gestärkt durch die göttliche Gegenwart
Josua 1,9 übermittelt Josua eine kraftvolle und ermutigende Botschaft, als er von Mose die Führung des Volkes Israel ins Gelobte Land übernimmt. Mehr als nur ein ermutigendes Wort, ist es ein göttlicher Auftrag, der Gläubige dazu einlädt, trotz Ängsten und Hindernissen Kraft und Mut aus ihrer Treue zu Gott zu schöpfen. Dieser Artikel richtet sich an alle Gläubigen, die sich einer Mission verschrieben haben – sei es geistlich, persönlich oder gesellschaftlich – und möchte ihnen helfen, die biblische Grundlage des Mutes und seine praktische Anwendung im Leben zu entdecken.
Der Artikel untersucht zunächst den historischen und religiösen Kontext von Josua 1,9 und bietet anschließend eine tiefgehende Analyse seiner zentralen Botschaft über Mut. Dieses Thema wird dann anhand dreier Aspekte weiterentwickelt: innere Stärke, die im Glauben gründet, aktives Vertrauen angesichts von Widrigkeiten und die daraus resultierende ethische Verpflichtung. Die Betrachtung stützt sich auf die klassische christliche Tradition und schließt mit Anregungen für Meditation und spirituelle Praxis.

Kontext
Das Buch Josua spielt in der Geschichte des Volkes Israel nach dem langen Auszug aus Ägypten und dem Tod Moses, ihres großen Anführers und Gesetzgebers. Josua, sein Nachfolger, wird von Gott berufen, die Israeliten bei der Eroberung des Gelobten Landes (Kanaan) anzuführen – eine gewaltige Mission voller militärischer, politischer und spiritueller Herausforderungen. Die betreffende Passage, Josua 1,9, steht am Anfang dieser Reise. Dort ermahnt Gott Josua, «stark und mutig» zu sein, und versichert ihm seine ständige Gegenwart, wohin er auch gehen würde.
Der Text selbst ist zugleich ein Aufruf zum Vertrauen und ein fordernder Auftrag, der verdeutlicht, dass die notwendige Kraft nicht aus menschlicher Macht, sondern aus absoluter Treue zum göttlichen Gesetz und aus der Nähe zu Gott erwächst. In diesem Kontext werden Furcht und Schrecken ausdrücklich zurückgewiesen und durch göttliche Gewissheit und ständige Führung ersetzt.
Um das Ganze in den richtigen Kontext zu setzen, hier der Vers in der klassischen Übersetzung:
«Habe ich dir nicht geboten: Sei stark und mutig? Fürchte dich nicht und sei nicht verzagt, denn der Herr, dein Gott, ist mit dir überall, wo du hingehst.»
Diese Zusicherung ist daher sowohl persönlich an Josua gerichtet als auch allgemeingültig für alle, die eine von Gott anvertraute Mission ausführen. Sie stellt eine unauflösliche Verbindung zwischen moralischer Stärke und göttlicher Gegenwart her und bettet die Mission in einen providentiellen und historischen Plan ein.
Mut als Kern der göttlichen Mission
Die zentrale Aussage von Josua 1,9 ist der Aufruf, Mut als wesentliche geistliche Tugend anzunehmen, nicht aus eigener Kraft, sondern im Vertrauen auf Gottes Gegenwart und sein Wirken. Dieser zweifache Aspekt – innere Stärke und Vertrauen in die göttliche Gegenwart – bildet ein tiefgreifendes Paradoxon: Der Gläubige ist stark, weil er Gottes Unterstützung annimmt, die ihn von der Furcht befreit.
Der literarische Kontext unterstreicht diese Botschaft: Josua, dem eine wichtige Aufgabe übertragen wurde, muss sich der Angst vor erdrückender Verantwortung und den Bedrohungen durch mächtige Feinde stellen. Doch Gott gebietet ihm, seine Furcht zu überwinden – und zeigt damit, dass Mut kein angeborenes Gefühl, sondern eine bewusste Entscheidung ist. Durch dieses Gebot etabliert der Text eine aktive Dynamik, in der der Gläubige sich seinen Schwächen stellen und sich engagieren muss.
Spirituell betrachtet eröffnet dieser Vers einen Weg der Hoffnung und des Vertrauens, der weit über irdische Tapferkeit hinausgeht. Mut bedeutet hier, trotz Unsicherheiten und Prüfungen treu zu bleiben. Die am Ende des Verses betonte beständige Gegenwart Gottes ist die unerschöpfliche Quelle dieser Kraft.
Diese Botschaft hat eine starke existenzielle Bedeutung, denn sie spricht jeden an, der vor der Herausforderung steht, in einer unsicheren Welt seinen Überzeugungen treu zu bleiben. Theologisch erinnert sie uns daran, dass die göttliche Mission in der Menschheitsgeschichte durch zerbrechliche Menschen verwirklicht wird, die jedoch der Herrlichkeit Gottes an ihrer Seite gewiss sind.

Innere Stärke, die aus dem Glauben gespeist wird
Dieser erste Punkt unterstreicht die Notwendigkeit innerer Stärke, die nicht allein auf menschlicher Willenskraft beruht, sondern auf einer lebendigen Verbindung mit der Heiligen Schrift und dem Gebet. Josua wird angehalten, Tag und Nacht über das Gesetz nachzusinnen, was zeigt, dass Mut in der Kenntnis des göttlichen Wortes und im treuen Gehorsam ihm gegenüber wurzelt. Diese innere Stärke ist zugleich ein Seelenfrieden, der auf dem Vertrauen in Gottes Verheißung gründet.
Als Josua beispielsweise vor militärischen Herausforderungen stand, handelte er nicht blindlings, sondern in der Überzeugung, nach göttlichem Plan zu handeln und dass Gott mit ihm war. Diese Dimension lässt sich auch auf Gläubige heute übertragen, die ihren Glauben beständig und gelassen leben möchten, indem sie regelmäßig geistliche Texte lesen und auf die göttliche Vorsehung vertrauen.
Aktives Vertrauen angesichts von Widrigkeiten
Die zweite Dimension des Mutes ist mutiges Handeln, bei dem die Furcht durch aktives Vertrauen ersetzt wird. Der Text verbietet ausdrücklich Angst und Schrecken, zwei natürliche menschliche Reaktionen auf Gefahr. Josua wird befohlen, voranzuschreiten, ohne sich von Angst lähmen zu lassen.
Der Text lehrt, dass wahres Vertrauen nicht naiv, sondern sich der Risiken bewusst ist – es überwindet jedoch die Angst durch die Überzeugung, dass Gott seine Gegenwart garantiert. Dieses aktive Vertrauen drückt sich in Gehorsam und Entschlossenheit aus, wie die Inbesitznahme des verheißenen Landes verdeutlicht.
Im Leben des Gläubigen lädt dieser Aspekt dazu ein, nicht vor Schwierigkeiten zu fliehen oder sich der Verantwortung zu entziehen, sondern im Glauben die Kühnheit zu finden, zu handeln und beharrlich an der Verwirklichung eines sinnvollen Projekts festzuhalten.
Ethisches Engagement und praktische Berufung
Letztlich besitzt der von Josua geforderte Mut auch eine ethische Dimension: Die Achtung des göttlichen Gesetzes (der Tora) ist die Voraussetzung für den verheißenen Erfolg. Diese rechtliche und moralische Treue muss den Mut begleiten, damit die Mission in ihrer wahren Form erfüllt werden kann.
Diese Forderung erinnert uns daran, dass biblischer Mut nicht auf bloße körperliche Tapferkeit reduziert werden kann, sondern mit Gerechtigkeit, Weisheit und Verantwortung verbunden ist. Der Aufruf, über das Gesetz nachzudenken und es treu anzuwenden, unterstreicht eine praktische Berufung: Mut drückt sich in konkreten Handlungen aus, die der göttlichen Lehre entsprechen. Der Gläubige ist somit aufgerufen, sowohl die spirituelle als auch die ethische Dimension seiner Mission zu erkennen.

Erbe und Tradition: Klassische Echos des Mutes in Gott
Der an Josua gerichtete Auftrag fand bei den Kirchenvätern, in der mittelalterlichen Theologie und in der christlichen Spiritualität großen Anklang. Der heilige Augustinus beispielsweise betonte häufig die Notwendigkeit innerer Stärke, getragen vom Glauben, um Prüfungen zu bestehen.
In der Liturgie hat dieser Vers zahlreiche Gebete und Hymnen inspiriert, die Gläubige dazu einladen, sich in ihren Kämpfen der göttlichen Kraft anzuvertrauen. Die spirituelle Tradition betont den Mut als Kardinaltugend, die durch Gebet und Meditation genährt wird – unerlässliche Werkzeuge für inneres Wachstum.
Diese klassische Perspektive verleiht dem Text eine besondere Tiefe und zeigt, dass das Gebot «Seid stark und mutig» eine zeitlose Einladung zu Vertrauen und Treue auf dem spirituellen Weg ist.
Wege der Meditation: Mut verkörpern
Um diese Botschaft in Ihren Alltag zu integrieren, finden Sie hier einige praktische Meditationsschritte:
- Lies Josua 1,9 regelmäßig und wende es auf deine eigenen Herausforderungen an.
- Sich der lähmenden Ängste bewusst zu werden und ihnen bewusst mit dem göttlichen Wort entgegenzutreten.
- Nimm dir vor, täglich über heilige Texte zu meditieren, um deine innere Stärke zu nähren.
- Das Ausprobieren kleiner, mutiger Schritte im persönlichen oder beruflichen Leben.
- Die Suche nach Gottes Gegenwart im Gebet und nach neuem Vertrauen.
- Konkrete Verpflichtungen in die Tat umsetzen, die die Treue zum erhaltenen Auftrag beweisen.
- Sich auf eine Glaubensgemeinschaft zu stützen, um die eigene spirituelle Ausdauer zu bewahren.
Diese Schritte bilden einen konkreten und zugänglichen Weg, damit die Botschaft Josuas im Leben des Gläubigen Wurzeln schlagen kann.

Fazit: Eine transformative Kraft für das Leben
Josua 1,9 offenbart eine tiefe Kraft: die Stärke und den Mut, die aus dem Glauben und der Gewissheit von Gottes Gegenwart erwachsen. Dieser Vers lädt zu einer inneren Wandlung ein, in der die Furcht vor dem aktiven Vertrauen auf Gott weicht. Für jeden Gläubigen ist er ein Aufruf, sich mutig seiner Mission zu verschreiben, was immer sie auch sein mag, im Vertrauen auf Meditation, Treue zu Gottes Wort und die Gewissheit seiner Gegenwart.
Diese zeitlose Botschaft ist nach wie vor relevant für die Transformation des inneren und sozialen Lebens und bietet ein Modell mutigen Handelns, das Glaube, Ethik und Beharrlichkeit vereint. Sie inspiriert zu einem Perspektivwechsel im Umgang mit Schwierigkeiten und dazu, diese als Chancen für ein wachsendes Vertrauen in Gott und spirituelle Vitalität zu begreifen.
Praktisch
- Meditiere jeden Morgen über Josua 1,9, um deinen Mut zu stärken.
- Nimm dir vor, täglich in der Bibel zu lesen.
- Erkenne deine Ängste und begegne ihnen mit dem Wort Gottes.
- Triff jede Woche eine mutige Entscheidung.
- Bete darum, Gottes ständige Gegenwart zu spüren.
- Suchen Sie sich einen Mentor oder eine Community, die Sie unterstützt.
- Treffen Sie Ihre Entscheidungen im Einklang mit Ihrem Glauben und den biblischen ethischen Grundsätzen.



