«Was soll ich für dich tun?» „Herr, ich möchte wieder sehen können.“ (Lukas 18,35-43)

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Evangelium Jesu Christi nach Lukas

Als Jesus sich Jericho näherte, saß ein Blinder am Wegesrand und bettelte um Almosen. Als er eine Menschenmenge vorbeiziehen hörte, fragte er, was los sei. Man sagte ihm, es sei Jesus von Nazareth, der hier vorbeikomme.

Er schrie: «Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!» Diejenigen, die vor ihm hergingen, forderten ihn auf zu schweigen. Doch er schrie nur noch lauter: «Sohn Davids, erbarme dich meiner!»

Jesus blieb stehen und bat darum, zu ihm geführt zu werden. Als er näher kam, fragte Jesus ihn: «Was soll ich für dich tun?» Er antwortete: «Meister, ich möchte wiedersehen.»

Und Jesus sprach zu ihm: «Du kannst wieder sehen! Dein Glaube hat dich geheilt.»

Im selben Augenblick erlangte er sein Augenlicht wieder und ging mit Jesus, Gott lobend. Und alle, die dies sahen, lobten Gott.

Wage es, zu Christus zu rufen, damit sich die Welt (und dein Leben) verwandelt.

Eine biblische und spirituelle Reise in das Evangelium vom blinden Mann von Jericho, um das Licht im Herzen unserer eigenen Dunkelheit zu finden und schließlich den Mut zu fassen, um Heilung zu bitten.

Dieses Evangelium könnte auch deins sein. Es ist die Geschichte eines Mannes am Rande der Gesellschaft, ausgegrenzt durch seine Behinderung und seine Armut, Er weigert sich zu schweigen, als seine einzige Chance verstreicht. Es ist eine Geschichte über einen mutigen, beharrlichen und aufrüttelnden Glauben. Dieser Artikel ist für dich, wenn du dich manchmal verloren fühlst, wenn du das Gefühl hast, dass die vielen Sorgen oder die Meinungen anderer dich daran hindern, Gott zu finden. Gemeinsam werden wir erforschen, wie dieser kurze, aber intensive Dialog zwischen Jesus und diesem Mann zum Vorbild für unser eigenes Gebet und unsere Veränderung werden kann.

  • Kontext: Die Spannungen und die Atmosphäre von Jericho verstehen.
  • Analyse: Dekonstruktion des Dialogs, vom Schrei bis zur Heilung.
  • Einsatz: Die Dreistigkeit zu schreien, die Rolle der Menge und die Macht von Jesu Frage.
  • Anwendungsgebiete: Die Umsetzung dieser wiederentdeckten Vision in unser Leben.
  • Echoes: Der Glaube, der rettet, und das Licht der Welt (Johannes 8).
  • Übung, Herausforderungen und Gebet: Wie man diesen Text zu einer lebendigen Erfahrung machen kann.

«Am Wegesrand»: der Schauplatz der Begegnung

Um die Bedeutung dieser Episode zu erfassen, müssen wir zunächst den Kontext klären. Wo befinden wir uns? Der Evangelist Lukas berichtet, dass Jesus «sich Jericho näherte». Dies ist kein nebensächliches Detail. Seit Kapitel 9 befindet sich Jesus auf einer langen «Reise nach Jerusalem» (vgl. Lk 9,51). Es handelt sich nicht um eine einfache Touristenreise, sondern um einen bewussten Weg hin zu seinem Leiden, Tod und seiner Auferstehung. Die Atmosphäre ist daher von eschatologischer Spannung erfüllt. Jedes Wunder, jede Lehre auf diesem Weg gewinnt an Bedeutung: Das Reich Gottes ist nahe.

Jericho selbst ist eine Stadt, die reich an biblischer Geschichte ist. Sie war die erste Stadt, die von … erobert wurde. Joshua beim Betreten des Gelobten Landes, dessen Mauern unter dem Klang von Trompeten einstürzten (Joshua 6). Es ist ein Ort des göttlichen Sieges, aber auch ein Ort des Fluchs (Joshua 6, 26). In der Nähe wurde Elia in den Himmel aufgenommen (2 Kön 2,4–11). Jericho ist daher eine «Grenzstadt», ein notwendiger Durchgang zwischen Galiläa und Judäa, aber auch ein Symbol für Gottes Eingreifen, das Hindernisse überwindet.

In diesem Kontext begegnen wir unserem Protagonisten: «Ein Blinder saß am Wegesrand und bettelte.» Seine Lage ist von vielen Schwierigkeiten geprägt. Er ist blind, was damals nicht nur eine körperliche Behinderung war, sondern oft (fälschlicherweise) als Folge der Sünde angesehen wurde (vgl. Joh 9,2). Er ist ein Bettler und daher auf andere angewiesen. Wohltätigkeit öffentlich, ohne sozialen Status. Und er «sitzt am Straßenrand»: Er steht am Rande, ist ein passiver Zuschauer des vorbeiziehenden Lebens, ausgeschlossen von der Bewegung.

Der Halleluja-Ruf, der diesem Evangelium in der Liturgie vorausgeht und aus Johannes 8,12 stammt («Ich bin das Licht der Welt…»), erhellt diese düstere Szene. Die Tragödie des blinden Mannes von Jericho ist nicht nur physischer Natur; sie ist ein Sinnbild für die Menschlichkeit. Sitz In der Dunkelheit, wartend auf das «Licht des Lebens». Die Bedeutung dieser Szene liegt daher nicht allein in der Wiederherstellung des Augenlichts, sondern im Beweis, dass Jesus auf seinem Weg zum Kreuz tatsächlich derjenige ist, der die Prophezeiungen erfüllt und Erlösung bringt. Die Begegnung steht unmittelbar bevor: Die Menschheit in ihrem tiefsten Elend ist im Begriff, dem Licht der Welt selbst zu begegnen.

«Was wollen Sie?»: Anatomie eines lebensrettenden Dialogs

Die Interaktion zwischen Jesus, dem Blinden und der Menschenmenge ist ein Meisterwerk spiritueller Pädagogik. Sie entfaltet sich in mehreren Schlüsselmomenten, von denen jeder eine Facette des Glaubens offenbart.

Zunächst einmal gibt es die Wahrnehmung. Blinde Menschen können zwar nicht sehen, aber sie «hören» die Menge. Sie sind auf die Welt eingestellt. Ihre Behinderung hat ihr Gehör geschärft. Sie spüren, dass etwas Ungewöhnliches geschieht. Sie fragen nach. Sie sind in ihrer Dunkelheit nicht passiv; sie wollen verstehen. Dies ist der erste Funke des Glaubens: Neugier, Anteilnahme, der Wunsch zu wissen.

Dann folgt die Verkündigung. Er erfährt, dass «Jesus von Nazareth vorbeikam». Diese Information ist der Auslöser. Der Blinde gibt sich nicht mit der Information zufrieden; er wandelt sie in eine Anrufung um. Er ruft auf. Und was er ruft, ist nicht «Jesus von Nazareth», sondern «Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!» Dies ist ein tiefgreifendes Bekenntnis zum christlichen Glauben. «Sohn Davids» ist ein messianischer, königlicher Titel, auf den Israel wartet. Dieser Blinde, am Rande der Gesellschaft, sieht theologisch klarer als viele andere. Er erkennt in Jesus den Erben des verheißenen Throns, denjenigen, der die Macht zur Wiederherstellung hat.

Dann kam der Widerstand: «Diejenigen, die vorne waren, forderten ihn auf, zu schweigen.» Die Menge, die Vorhut, die «anständigen Leute», die Jesus umgaben, wurden zum Hindernis. Sie wollten Anstand, Stille. Das Getöse dieses elenden Mannes störte die Ordnung der Prozession. Es war eine Glaubensprüfung. Wie oft werden unsere Gebete von unseren eigenen Zweifeln, vom vorherrschenden Zynismus oder gar von einer religiösen Gemeinschaft, der unsere Verzweiflung zu laut ist, «zurückgewiesen»?

Angesichts des Widerstands: Beharrlichkeit. «Aber er schrie noch lauter.» Sein Glaube ist keine zaghafte Andeutung, sondern eine verzweifelte und hartnäckige Überzeugung. Das Hindernis hält ihn nicht auf, sondern verstärkt seinen Wunsch. Er weiß, dass es JETZT Oder nie.

Göttliches Eingreifen. «Jesus hielt an.» Das ist der Kern der Geschichte. Der Mittelpunkt der Welt, das Wort Gottes auf seinem Weg nach Jerusalem, hält für einen Ausgestoßenen an. Ein Schrei unterbricht den Zug. Gott hält inne angesichts des menschlichen Elends, das ihn anruft. Jesus «befahl, ihn zu sich zu bringen». Die Menge, die ein Hindernis war, wird (wohl für einige widerwillig) zu einem Werkzeug.

Der zentrale Dialog. Als der Mann da ist, stellt Jesus eine überraschende Frage: «Was willst du, dass ich für dich tun kann?» Die Frage erscheint absurd. Was könnte ein Blinder sich wünschen, wenn nicht sehen? Doch Jesus maßt sich nichts an. Er möchte, dass der Mann seinen Wunsch ausspricht, dass sein Flehen um «Mitleid» (ein allgemeiner Appell) in eine konkrete Bitte umgewandelt wird. Er gibt ihm seine Würde zurück, indem er ihn aktiv an seiner eigenen Heilung beteiligt.

Die Antwort und die Heilung. «Herr (Kyrie), lass mich wieder sehen.» Der Mann wandelt sich vom «Sohn Davids» (einem messianischen Titel) zum «Herrn» (einem göttlichen, einem Meistertitel). Sein Glaube ist gewachsen. Er bittet um das Wesentliche. Jesu Antwort kommt sofort: «Sieh wieder! Dein Glaube hat dich gerettet.» Jesus verbindet die körperliche Heilung («Sieh wieder») ausdrücklich mit der geistlichen Erlösung («Dein Glaube hat dich gerettet»). Das Wunder ist keine Magie; es ist die Frucht einer Glaubensbegegnung.

Der Epilog. «In diesem Augenblick wurde er sehend und folgte Jesus nach und lobte Gott.» Heilung ist kein Selbstzweck. Sie hat zwei untrennbare Folgen: Nachfolge («er folgte Jesus nach») und Lobpreis («Gott loben»). Der geheilte Blinde kehrt nicht in sein früheres Leben zurück. Er ändert seinen Weg, er verlässt den «Weg», um Jesus nachzufolgen. Und sein Zeugnis reißt die ganze Menge zum Lobpreis mit. Der Ausgestoßene ist zum Evangelisten geworden.

Die Kühnheit des Rufes, wenn der Glaube sich weigert, zum Schweigen gebracht zu werden

Der erste theologische Schwerpunkt dieses Textes liegt zweifellos in der Kraft des Schreis. In unserer modernen, oft zivilisierten Welt, geprägt von Stoizismus oder Bescheidenheit, erscheint die Vorstellung, zu Gott zu «schreien», primitiv, ja sogar peinlich. Wir bevorzugen geflüsterte Gebete, stille Meditationen, höfliche Bitten. Der blinde Mann von Jericho lehrt uns einen ganz anderen Weg: den der Kühnheit, der Parrhesia (offene und selbstbewusste Rede).

Dies ist kein Schrei der Hysterie, sondern ein Schrei des Glaubens. Wie wir gesehen haben, ist der Inhalt dieses Schreis gelebte Theologie: «Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!» Es ist die Anerkennung der Identität Jesu (des Messias) und die Erkenntnis seines eigenen Zustands (ein Sünder, der der Barmherzigkeit bedarf). Dieser Schrei ist der Vorläufer dessen, was die östliche spirituelle Tradition das «Jesusgebet» oder das «Gebet der Barmherzigkeit“ nennen wird.« Gebet des Herzens »Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner, eines Sünders.«

Dieser Schrei ist eine Waffe gegen Gottes Schweigen, oder genauer gesagt, gegen unsere Wahrnehmung seines Schweigens. Die Psalmen sind voll von solchen Schreien: «Aus meinem bedrückten Herzen rufe ich zu dir, Herr» (Psalm 130), «O Gott, mein Gott, ich rufe zu dir den ganzen Tag, aber du antwortest nicht» (Psalm 22Der Ruf ist ein Ausdruck der Dringlichkeit. Der Blinde hat keine Zeit für eine förmliche Bitte. Er weiß, dass Jesus «vorbeikommt». Die Gelegenheit ist flüchtig.

Die Theologie des Schreis ist die Theologie des entscheidenden Augenblicks (KairosEs gibt Zeiten in unserem Leben, da genügt ein höfliches Gebet nicht mehr. Es gibt Momente tiefster Dunkelheit – einen Trauerfall, einen Sucht, Eine Depression, eine Glaubenskrise – in der das einzig mögliche Gebet ein roher Schrei ist, der aus den Tiefen der Seele aufsteigt. Der Blinde gibt uns die Erlaubnis zu schreien. Er zeigt uns, dass Gott sich nicht an der Intensität unserer Verzweiflung stört, sondern im Gegenteil, dass sie ihn zum Innehalten bringt.

Dieser Schrei ist zudem ein Akt des Widerstands. Die Menge fordert ihn zum Schweigen auf. Sie verkörpert die Stimme der vermeintlich vernünftigen Resignation. Sie sagt: «Denk nicht mehr darüber nach», «So ist es nun mal», «Belästige andere nicht mit deinen Problemen», «Gott hat Wichtigeres zu tun.» Noch lauter zu rufen bedeutet, dieser Stimme der Resignation nicht das letzte Wort zu überlassen. Es bedeutet zu bekräftigen, dass unsere Not gehört werden muss und dass jeder, der vorbeikommt, die Macht hat, darauf zu reagieren. Der Glaube dieses Mannes ist keine sanfte Ruhe, sondern ein Kampf.

«Was soll ich für dich tun?» „Herr, ich möchte wieder sehen können.“ (Lukas 18,35-43)

Die Menge, das Hindernis und der Katalysator: Die sichtbare Kirche erkunden

Die zweite thematische Achse ist die zutiefst ambivalente Rolle der «Masse» (OchlosDieser blinde Mann ist von einer Menschenmenge umgeben, die für ihn sowohl Informationsquelle als auch großes Hindernis darstellt. Es ist eine eindrucksvolle Metapher für unsere eigene Erfahrung von Gemeinschaft und insbesondere von der Kirche.

Zunächst einmal wirkt die Menschenmenge als Katalysator. Als der Blinde die vorbeiziehende Menge hört, erwacht er aus seiner Starre. Indem er sie nachfragt, erfährt er die entscheidende Nachricht: «Jesus von Nazareth kommt vorbei.» Ohne die Menge, ohne diese lebendige Gemeinschaft, wäre der Blinde sitzen geblieben und hätte die Chance seines Lebens verpasst. Die Gemeinde, die Kirche, ist der Ort, an dem sich die Kunde von Jesus verbreitet, wo die Erinnerung an seine Besuche lebendig gehalten wird, wo das Wort verkündet wird. Durch die Gemeinde erfahren wir von Jesus.

So wird ebendiese Menschenmenge beinahe sofort zum Hindernis. «Diejenigen, die vorne gingen, wiesen ihn zurecht.» Die Vorhut, die engsten Jünger (im Paralleltext von Markus 10, 48, es sind «viele», die ihn zurechtweisen), sind es gerade diejenigen, die als die «Eingeweihtesten» gelten, die versuchen, den Schrei derer am Rande zum Schweigen zu bringen. Sie schützen den Zugang zu Jesus. Sie haben ihre Vorstellung davon, wie man sich dem Meister nähern sollte: mit Ordnung, mit Respekt, gewiss nicht, indem man wie ein Bettler schreit.

Dies ist eine vernichtende theologische Kritik an all unseren gemeinschaftlichen «guten Absichten», die sich als Barrieren erweisen. Wenn unsere Liturgien so perfekt sind, dass sie keinen Raum für das Leid der Betroffenen lassen. Wenn unsere Pfarrgemeinderäte so sehr mit der Bewältigung des Alltags beschäftigt sind, dass sie den Hilferuf derer, die in außergewöhnlicher Not vor ihrer Tür stehen, nicht mehr hören. Wenn unsere «Eigengruppe» der Gläubigen unempfänglich wird für die Rufe derer, die am Rande der Gesellschaft stehen.

Der Blinde lehrt uns, die Menge nicht mit Jesus zu verwechseln. Er ruft: über Die Menschenmenge, um zu Jesus zu gelangen. Unser Glaube muss manchmal stark genug sein, um die «Zurechtweisungen» der Gemeinschaft selbst zu ertragen, damit die Unvollkommenheiten der Kirche (die unsere ist) unsere persönliche Sehnsucht nach Christus nicht ersticken.

Doch die Geschichte hat ein glückliches Ende. Als Jesus anhält und den Mann ruft, ist es die Menge, die ihn zu ihm bringt. Die Gemeinde, die anfangs ein Hindernis war, findet ihren rechtmäßigen Platz wieder: den des Dieners, des Vermittlers, der die Begegnung ermöglicht. Und schließlich sind es «alle Menschen», die, nachdem sie das Ergebnis gesehen haben, gemeinsam mit dem Geheilten Gott loben. Die Gemeinde, die sich anfangs abgeschottet hatte, wird durch das Wunder, das sie zu verhindern suchte, letztlich verwandelt und geeint.

Was bedeutet der Titel «Sohn Davids»? Für einen jüdischen Zuhörer im ersten Jahrhundert war dieser Titel brisant. Er bedeutete nicht einfach nur «Nachkomme Davids». Er bezeichnete den verheißenen Messias, den Gesalbten des Herrn, der kommen würde, um das Königreich Israel wiederherzustellen, die Prophezeiungen Nathans (2. Samuel 7) zu erfüllen und, gemäß Prophezeiungen wie Jesaja 35,5, «den Blinden die Augen zu öffnen». Indem er diesen Titel verwendete, vollzog der Blinde von Jericho einen gewaltigen Akt theologischen Glaubens: Er erkannte den Wanderprediger aus Nazareth als die Erfüllung der Verheißungen Israels. Deshalb versuchte die Menge, die ihm vielleicht wegen seiner Wunder gefolgt war, aber nicht auf diese politische und göttliche Verkündigung vorbereitet war, ihn zum Schweigen zu bringen.

Jesu Frage: Das Verlangen als Kern des Glaubens

Der dritte Bereich der Reflexion ist vielleicht der persönlichste, der am tiefgreifendsten berührt: Jesu Frage: «Was wollt ihr, dass ich für euch tun soll?» Diese Frage steht im Mittelpunkt des Evangeliums.

Warum stellt Jesus diese Frage? Weiß der allwissende Sohn Gottes denn nicht, was ein blinder Mann braucht, der um Hilfe ruft? Natürlich weiß er das. Aber Jesus sucht keine Informationen, sondern ein Geständnis. Er will keinen passiven Patienten, sondern einen offenen Zuhörer.

Zunächst einmal gibt ihm diese Frage seine Würde zurück. Jahrelang war dieser Mann ein Objekt des Mitleids gewesen, definiert durch seinen Mangel. Man gab ihm Almosen, ohne ihn nach seiner Meinung zu fragen. Jesus ist der Erste seit Langem, der ihn als Subjekt anspricht, als Person mit eigenen Wünschen und der Würde, diese zu äußern. Indem er ihn fragt: «Was wünschst du dir?», befreit Jesus ihn aus seiner Rolle als Objekt und macht ihn zu einem aktiven Teilnehmer.

Diese Frage zwingt uns, unsere Wünsche zu klären. Oft sind unsere Gebete vage: «Erbarme dich.» Wir sind unglücklich, ängstlich, verloren und bitten Gott, alles zum Guten zu wenden. Jesu Frage regt uns zur Selbstreflexion an: «Aber was wünschst du dir im Grunde?“ Wirklich »?«. Der Blinde hätte um Geld bitten können, um besser mit seiner Blindheit zurechtzukommen. Er hätte um Sicherheit bitten können. Er bittet um das Unmögliche: »dass ich mein Augenlicht wiedererlange.“ Er benennt seinen tiefsten, radikalsten Wunsch.

Diese Frage stellt sich uns heute. Inmitten der Wirren unseres Lebens hält Jesus inne und sieht uns an: «Was wollt ihr, dass ich für euch tue?“ Du Sind wir fähig, mit solch einer Klarheit zu antworten? Wissen wir, was wir uns am meisten wünschen? Wollen wir einfach nur ein Betäubungsmittel für unseren Schmerz oder wollen wir wirklich »sehen«?

Denn im Evangelium bedeutet «Sehen» weit mehr als bloße optische Wahrnehmung. Es bedeutet, den Sinn des eigenen Lebens zu verstehen, Gottes Gegenwart im Alltag zu erkennen, andere so zu sehen, wie Gott sie sieht, und den Weg zu erkennen, dem man folgen soll. Der Blinde bittet um sein Augenlicht, und als er es erhält, sieht er als Erstes Jesus. Und er folgt ihm. Seine Bitte war prophetisch: Er wollte nicht nur die Welt sehen, sondern den Weg.

Die Theologie des Begehrens ist zentral für Lukas. Jesus drängt sich nie auf. Er wartet, bis wir unser Anliegen formulieren. Denn Gott, der uns frei geschaffen hat, wünscht sich unsere Mitwirkung an unserem eigenen Heil. Glaube ist nicht einfach nur glauben. Das Gott existiert; man muss sich aktiv nach seinem Eingreifen sehnen und es wagen, es auszusprechen.

Sehen und folgen: Das Evangelium in unseren Lebensbereichen

Die Begegnung in Jericho ist nicht einfach ein historisches Ereignis; sie ist ein Leitfaden für unser Handeln und unsere Veränderung. Wenn wir dieses Evangelium ernst nehmen, muss es in allen Bereichen unseres Lebens konkrete Auswirkungen haben.

In unserem persönlichen Leben: Dieser Mann sitzt am Wegesrand. Das ist ein Bild für unsere Blockaden, unsere Trägheit, unsere Resignation. Wo stehe ich in meinem Leben, überzeugt, dass sich nichts ändern kann? Das Evangelium lädt uns ein, unsere eigenen blinden Flecken zu untersuchen. Was sind meine blinden Flecken? Welche Vorurteile, welche Ängste, welche Süchte hindern mich daran, die Realität, andere oder Gott so zu sehen, wie sie wirklich sind? Der erste Schritt ist, den Mut zu haben, zu fragen (Was stimmt nicht?) und zu schreien (den Mut zu haben, Gott um Hilfe zu bitten).

In unseren Beziehungen und im Familienleben: Gehören wir zu denen, die tadeln, oder zu denen, die zu Jesus führen? Wenn ein geliebter Mensch Leid, Zweifel oder einen Hilferuf äußert, wie reagieren wir dann? Sind wir unter denen, die sagen: «Sei still, übertreib nicht, es geht vorbei», oder gehören wir zu denen, die innehalten, zuhören und versuchen, diesen Menschen mit dem in Berührung zu bringen, was ihm helfen kann (sei es Zuhören, Liebe oder, für einen Gläubigen, Gebet)? Sind wir ein Hindernis oder eine Brücke?

In unserem Berufs- und Sozialleben: Blinde Menschen sind wirtschaftlich ausgeschlossen. Sie sind marginalisiert und abhängig. Unsere Welt ist voller marginalisierter Menschen: Obdachlose, Langzeitarbeitslose, Isolierte, … Migranten. «Sehen» bedeutet nach der Begegnung mit Jesus, den Blick auf andere nicht mehr abzuwenden. Es bedeutet, einen Blick zu entwickeln, der Gleichgültigkeit durchdringt. Der wiederentdeckte Glaube drängt uns nicht nur dazu, Jesus im Geiste nachzufolgen, sondern auch, wie er innezuhalten für jene, die der Lauf unserer effizienten Wirtschaft zurücklässt.

In unserem kirchlichen Leben (in der Kirche): Dieses Evangelium ist eine ständige Mahnung für unsere Gemeinden. Sind wir ein Ort, an dem störende «Schreie» willkommen sind? Oder sind wir eine wohlgeordnete «Avantgarde», die ihren geistlichen Komfort schützt? Die praktische Anwendung besteht darin, sicherzustellen, dass unsere Strukturen, unsere Liturgien und unsere einladenden Praktiken nicht für … Wir die bereits hier sind, aber für denjenigen, der aus, im Dunkeln und schreiend.

«Ich bin das Licht der Welt»: theologische und spirituelle Bedeutung

Der Ausruf (Johannes 8,12), der diese Stelle aus dem Lukasevangelium begleitet, verleiht ihr eine immense theologische Tiefe. Jesus sagt: «Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird das Licht des Lebens haben.» Die Episode in Jericho ist die Verwirklichung dieser johanneischen Aussage.

Die theologische Bedeutung dieser Heilung ist daher dreifach: christologisch, soteriologisch und ekklesiologisch.

Christologisch (Wer ist Jesus?): Jesus ist das Licht (Phos). Die Heilung des Blinden ist nicht nur ein Wunder der Barmherzigkeit, sondern ein «Zeichen», das die Identität Jesu offenbart. Im Prolog des Johannesevangeliums kommt das Licht in die Welt, aber «die Finsternis hat es nicht erfasst» (Johannes 1, 5) Hier begegnet Jesus, das Licht, der physischen und existenziellen Dunkelheit dieses Mannes und vertreibt sie. Er ist es, der die neue Schöpfung einleitet und wiederherstellt, was von Anfang an zerbrochen war.

Soteriologisch (Wie werden wir erlöst?): Jesus sagt es ganz klar: «Dein Glaube hat dich erlöst» (hè pistis sou sesôken seDas griechische Verb sozō Es bedeutet sowohl «heilen» (körperlich) als auch «retten» (geistlich). Lukas liebt dieses Verb. Für ihn ist die körperliche Heilung das sichtbare Zeichen der vollständigen, inneren Erlösung, die Jesus bringt. Und die Bedingung für diese Erlösung ist der Glaube.pistisAber Vorsicht: Glaube ist kein «gutes Werk», das verdient Heilung. Sie ist keine Bezahlung. Glaube bedeutet hier, die Hand zu öffnen, zu schreien, sich hinzugeben. Barmherzigkeit des Vorübergehenden. Es ist der Vertrauen Die radikale Ansicht, dass nur Jesus die tiefsten Sehnsüchte stillen kann, wie er sagt: Heiliger Augustinus, Glaube bedeutet, «das zu glauben, was wir nicht sehen, und der Lohn für diesen Glauben ist, das zu sehen, woran wir glauben.»

Ekklesiologische Frage (Was ist die Kirche?): Das Wunder ist kein privates Ereignis. Es beginnt mit einem öffentlichen Aufschrei, wird von der Menge hinterfragt und endet mit gemeinsamem Lobpreis. «Und als das ganze Volk dies sah, lobten sie Gott.» Der geheilte Blinde wird Missionar. Seine persönliche Wandlung hat unmittelbare Auswirkungen auf die Gemeinde. Er ist nicht erlöst. von die Gemeinschaft; er wird gerettet Für Die Gemeinschaft wird zum Auslöser des Lobpreises. Das ist der Sinn jedes Wunders: nicht nur das Wohlbefinden des Einzelnen, sondern die Ehre Gottes und die Erbauung der Menschen. Aus diesen transformierenden Begegnungen, die einen Geheilten zu einem Jünger machen, der Gott lobt und andere dazu anleitet, ihm zu folgen, entsteht die Kirche.

Fünf Schritte, um unseren Wunsch auszudrücken

Diese Geschichte lädt uns ein, unser eigenes Gebet zu erneuern. Hier ist eine einfache Methode, über diesen Text zu meditieren, in fünf Schritten, die vom Verlauf der Geschichte inspiriert sind, ähnlich wie eine Meditation. Lectio Divina aktiv.

  1. Am Straßenrand sitzend. Nimm dir einen Moment Zeit für Stille. Versuche nicht, «gut zu beten». Akzeptiere einfach, wo du bist. Erkenne deinen «Weg» an: deine Erschöpfung, deine Verwirrung, dein Gefühl der Ohnmacht. Benenne deine Blindheit.
  2. Höre auf die "Masse". Welche Geräusche umgeben dich? Die Stimmen der Angst, die Medien, die Forderungen anderer, dein eigener innerer Kritiker? Versuche inmitten all dieses Lärms die «Meldung» zu erkennen, die verkündet: «Jesus geht vorbei.» Vielleicht ein gelesenes Wort, eine Geste der Freundschaft, ein Moment der Schönheit.
  3. Trau dich zu schreien. Lass das Gebet des Blinden aus deinem Herzen aufsteigen. Fürchte dich nicht vor deiner Verzweiflung oder der Intensität deines Verlangens. Formuliere es, vielleicht sogar laut, wenn du allein bist: «Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!» Wiederhole es, auch wenn die innere Stimme (deine Zweifel) dir zum Schweigen rät.
  4. Beantworten Sie die Frage. Stell dir vor, Jesus bleibt stehen. Er sieht dich an und fragt dich persönlich: «Was soll ich für dich tun?» Lass diese Frage auf dich wirken. Sag nicht einfach nur ein allgemeines «Gott sei dir gnädig». Was bedeutet es wirklich? in konkreten Begriffen Für dich heute? «Herr, dass …» (dass ich dieser Person vergebe; dass ich da rauskomme) Sucht ; dass ich in dieser Entscheidung klar sehe; dass ich den Mut habe, …).
  5. Steh auf und folge. Nachdem du deinen Wunsch benannt hast, höre Jesu Worte: «Dein Glaube hat dich gerettet.» Stell dir vor, wie du dein Augenlicht wiedererlangst. Was wäre das Erste, was du tun würdest, wenn dein Gebet erhört würde? Der Blinde aber folgte Jesus. Unternimm einen kleinen, konkreten Schritt der Jüngerschaft und schließe damit ab, Gott zu preisen und für das Erlebte und Empfangene dankbar zu sein.

«Was soll ich für dich tun?» „Herr, ich möchte wieder sehen können.“ (Lukas 18,35-43)

Unsere modernen blinden Flecken

Um dieses Evangelium heute zu übersetzen, müssen wir unsere gegenwärtige Blindheit benennen. Sie mag weniger physisch sein, aber sie ist genauso lähmend.

Die erste Herausforderung besteht darin, Lärmblindheit. Der Blinde hört die Menge und sammelt Informationen. Wir hören die «Menge».» digital Wir werden ständig mit Informationen überflutet (soziale Medien, unaufhörliche Nachrichten), doch selten erfahren wir davon, dass Jesus uns nahekommt. Wir werden von flüchtigen Notfällen überwältigt, die das wirklich Wichtige übertönen. Die Herausforderung besteht darin, das selektive Zuhören wiederzuentdecken, den Lärm auszublenden, um das Flüstern des Göttlichen zu vernehmen.

Die zweite Herausforderung ist Blindheit durch Selbstgenügsamkeit. Der Mann aus Jericho ist ein Bettler; er weiß, dass er Hilfe braucht. Unsere Kultur schätzt Unabhängigkeit, Leistung, den Selfmademan. Blindheit einzugestehen, um Gnade zu flehen, gilt als Schwäche. Die Herausforderung besteht darin, wiederzuentdecken, dass Verletzlichkeit kein Makel ist, sondern die Voraussetzung für die Begegnung mit Gott. Wir können nur von dem erlöst werden, wovon wir akzeptieren, dass wir es nicht kontrollieren können.

Die dritte Herausforderung ist Blindheit der ideologischen "Masse". Mehr denn je werden wir von sogenannten Avantgarden zurückgewiesen, die uns vorschreiben wollen, was wir denken, glauben oder sagen sollen. Die Polarisierung der Gesellschaft erzeugt Gruppen, die von Andersdenkenden Schweigen fordern. Die Herausforderung für diejenigen, die blind sind, besteht darin, ihre persönliche Stimme des Glaubens zu bewahren, einen Schrei des Herzens, der sich nicht von der herrschenden «Korrektheit» einschüchtern lässt – sei sie politischer, sozialer oder gar religiöser Natur.

Schließlich gibt es noch die Blindheit der «vernünftigen» Verzweiflung». Angesichts des Ausmaßes der Krisen (ökologische Krisen, Kriege, Ungerechtigkeiten) ist die Versuchung groß, sich einzureden, dass das Schreien sinnlos sei, dass Jesus «nicht mehr vorbeigeht» oder dass er sich nicht um solche Kleinigkeiten kümmert. Der Glaube des Blinden, der trotz aller Beweise «noch lauter» schreit, ist ein Akt des Widerstands gegen Zynismus. Er ist die Bestätigung, dass die Geschichte noch immer offen ist und dass Gott noch immer am Wegesrand anhält.

Gebet für den, der das Licht sucht

Inspiriert von Lukas 18, 35-43

Herr Jesus, Licht der Welt, du, der du auf unseren Wegen vorübergehst, oft ohne dass wir dich sehen, du, der du innehältst, wenn ein Herz dich ruft, wir kommen zu dir wie der Blinde von Jericho.

Für jene Momente, in denen wir am Straßenrand sitzen, uns unserer Dunkelheit ergeben, unfähig vorwärtszukommen, und nach ein wenig Liebe oder einem wenig Sinn betteln, O Jesus, Sohn Davids, erbarme dich unser!

Für die Zeiten, in denen wir den Lärm der Welt hören, das Vorbeiziehen der Menschenmassen, ohne zu verstehen, was geschieht, für unseren Mangel an spiritueller Neugier, O Jesus, Sohn Davids, erbarme dich unser!

Um der Gnade derer willen, die uns verkünden: «Es ist Jesus, der vorübergeht», um der Zeugen, der Kirche, des Wortes willen, die uns erwecken, gib uns die Gnade, den Augenblick deiner Heimsuchung zu erkennen., O Jesus, Sohn Davids, erbarme dich unser!

Wenn wir zu dir rufen und die Menge uns zurechtweist, wenn unsere eigenen Zweifel uns zum Schweigen bringen, wenn die Welt unsere Hoffnung verspottet, Herr, gib uns die Kraft, noch lauter zu schreien!

Wenn uns die Müdigkeit übermannt und das Gebet sinnlos erscheint, wenn wir denken, du seist zu weit weg, zu beschäftigt, wenn wir es nicht mehr wagen, den Himmel zu stören, Herr, gib uns die Kraft, noch lauter zu schreien!

Du, der du innehältst für die allerletzten, Du, dessen Herz vom Schrei der Armen bewegt wird, halte inne, Herr, am Rande unseres Lebens., Und befiehl, dass wir zu euch gebracht werden.

Wenn wir endlich vor Ihnen stehen, lassen Sie uns nicht in der Unklarheit unserer Klage zurück. Stellen Sie uns die Frage, die unsere Würde wiederherstellt: «"Was kann ich für Sie tun?"»

Herr, lass uns wieder sehen. Lass uns unsere Vorurteile erkennen, die uns verblenden, lass unsere Kinder sehen, wie du sie siehst, lass unsere Brüder und Schwestern sehen, wie du sie siehst. Herr, gib uns unser Augenlicht!

Herr, lass uns unser Augenlicht wiedererlangen. Das Augenlicht, um deinen Willen in unseren Entscheidungen zu erkennen, das Augenlicht, um die Schönheit um uns herum zu sehen, das Augenlicht, um die Zeichen deiner Zärtlichkeit zu lesen. Herr, gib uns unser Augenlicht!

Gib uns den Glauben, der rettet und heilt, den Glauben, der nicht Wissen, sondern kühnes Vertrauen ist. Sprich heute noch einmal zu uns: «Erlange dein Augenlicht wieder!» Und genau in diesem Moment öffnen sich uns die Augen.

Und wenn wir dein Angesicht gesehen haben, lass uns nicht an unseren früheren Ort zurückkehren. Gewähre uns die Gnade, aufzustehen., Und euch zu folgen und Gott die Ehre zu geben.

Möge unser verändertes Leben, unsere wiederentdeckte Freude, unsere befreite Stimme unsere Brüder, unsere Schwestern und alle Menschen inspirieren. Schließen Sie sich uns an, um Gott zu loben.

Amen.

Vom Rand ins Zentrum: Der Aufruf zum Aufstehen

Die Geschichte vom blinden Mann von Jericho ist die perfekte Zusammenfassung des christlichen Weges. Sie beginnt am Rande, in der Blindheit, Armut Und Stille. Sie wird durch ein Gerücht entfacht, von einer Sehnsucht genährt und durch einen Schrei des Glaubens ausgedrückt. Sie stößt auf Hindernisse – nicht von Gott, sondern von Menschen. Sie triumphiert durch Beharrlichkeit.

Im Kern all dessen steht ein Gott, der innehält. Unser Gott ist kein fernes philosophisches Prinzip, keine gleichgültige kosmische Kraft. Er ist ein Gott, der in Jesus ein Antlitz hat, Ohren, die hören, und Füße, die für einen Bettler auf der Straße anhalten.

Die Begegnung gipfelt in einem Dialog, der die Würde wiederherstellt: «Was willst du?» Gott nimmt uns ernst. Er nimmt unsere Wünsche ernst. Er möchte, dass wir Partner in unserem eigenen Heilungsprozess sind.

Und schließlich ist Heilung kein Ende, sondern ein Anfang. Der Blinde wird nicht einfach «geheilt» und ins Leben zurückgeschickt. Er wird «gerettet» und berufen. Das Endergebnis ist nicht nur «Ich sehe», sondern «Ich folge dir». Vom Rand der Gesellschaft rückt er ins Zentrum. Vom passiven Bettler wird er zum aktiven Jünger. Vom blinden Zuschauer wird er zum leuchtenden Zeugen.

Das heutige Evangelium hält inne und stellt uns dieselbe Frage wie jenem Mann. Mitten im Lärm unseres Lebens zieht Gottes Prozession an uns vorbei. Hören wir den Lärm? Wagen wir es, zu rufen? Und wenn Jesus innehält und uns fragt: «Was soll ich für euch tun?», werden wir dann den Mut haben, unser tiefstes Verlangen auszusprechen: nicht nur Trost, sondern Licht; nicht nur Hilfe, sondern Erlösung; nicht nur Sehen, sondern … DER Ihn zu sehen und ihm zu folgen?

Praktisch

  • Identifiziere diese Woche eine «Menge» (eine Gewohnheit, eine gängige Meinung, eine Angst), die versucht, mein Gebet oder meinen Wunsch nach Veränderung zum Schweigen zu bringen.
  • Nehmen Sie sich 10 Minuten Zeit, um die folgende Frage schriftlich zu beantworten: «Was genau möchte ich, dass Jesus heute für mich tut?».
  • Einen Akt der «Jüngerschaft» vollbringen: einen Schritt tun, den ich bis später aufgeschoben habe, nach meinem Gebet (zu vergeben, anzurufen, zu helfen).
  • Eine Person in meinem Umfeld, die «am Rande steht», zu erkennen und ihr aktiv zuzuhören, anstatt sie abzuweisen oder zu ignorieren.
  • Verwenden Sie das «Jesusgebet» («Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner») als Mantra in Momenten von Stress oder Angst.
  • Gott die Ehre geben: Ich beende meinen Tag damit, ein empfangenes «Licht» wahrzunehmen, einen Moment, in dem ich «besser sah», und Gott dafür zu danken.

Verweise

  1. Bibel : Evangelium nach Lukas (nicht. Lukas 18) ; Evangelium nach Johannes (insbesondere Johannes 8 und 9); ; Buch Josua (Kap. 6); Psalmen.
  2. Bibelkommentar François Bovon, L'Evangelium nach Lukas (15.1–19.27), Kommentar zum Neuen Testament (CNT).
  3. Bibelkommentar Joel B. Green, Das Lukasevangelium, Der Neue Internationale Kommentar zum Neuen Testament.
  4. Patristisch : Heiliger Augustinus, Predigten über das Neue Testament (insbesondere die Predigten über die Heilung von Blinden, in denen er die Vorstellung des inneren Auges entwickelt).
  5. Spiritualität : Geschichten eines russischen Pilgers (Anonym), zur Erforschung des "Jesusgebets" (Gebet des Herzens) was direkt auf den Schrei des Blinden zurückgeht.
  6. Theologie : Karl Barth, Dogmatisch, Band IV (Die Lehre der Versöhnung), in dem er untersucht, wie Jesus für den Einzelnen innehält.
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